Neubaugasse
So läuft's auf der Baustelle der Knotenstation U2xU3
Ab in den Untergrund! Die BezirksZeitung checkte die Lage auf der Baustelle des Knotenpunkts U2xU3 Neubaugasse.
WIEN/NEUBAU. Mariahilferstraße, Ecke Kirchengasse – es wuselt und wurlt wie eh und je. Shoppen, Flanieren und Genießen steht für die meisten Passantinnen und Passanten am Programm.
Während an der Oberfläche die Einkaufsackerl spazieren getragen werden, wird einige Meter weiter unten mit Bohrer, Flex und Spritzbeton hantiert: Hier entsteht die U-Bahn-Knotenstation U2xU3 Neubaugasse im Rahmen vom Öffi-Ausbau U2xU5.
Die künftig tiefste Station
Sieben Etagen soll es hier in Zukunft in die Tiefe gehen, in Summe ganze 35 Meter. Zum Vergleich: Das ist in etwa die Höhe eines zwölfstöckigen Hauses. So wird die U-Bahnstation Neubaugasse die am tiefsten gelegene in ganz Wien werden.
Für ein Projekt derartigen Ausmaßes bedarf es Jahre an Arbeit – von welchen ein größerer Teil hinter uns liegt, als man glauben würde. Denn allein die Planung des Projekts, das Einholen der Genehmigungen und das Begutachten und Überprüfen der umliegenden Gebäude, sowie die vielen notwendigen Vorarbeiten wie die Umlegung der Versorgungsleitungen, nehmen in ihrer Gründlichkeit einiges an Zeit in Anspruch.
Gemeinsam mit Wiener Linien-Grätzlbetreuer Franz Schwarz, Projektleiter Gerhard Ullmann sowie Abschnittswerkmeister Manfred Hinterleitner begab sich die BezirksZeitung in den Untergrund und durfte sich ein Bild von den seit März 2021 bestehenden Bauarbeiten machen.
Eine Expedition in den Untergrund
Die laufende Kontrolle der ganzen Baustelle findet durch die Werkmeister statt. Zusätzlich wird in der Regel einmal in der Woche gecheckt, ob alle Sicherheitsvorkehrungen intakt sind und alles den Standards entspricht.
Nur mit Chipkarte darf man die Baustelle betreten. Ein System erfasst hierbei, wer sich in welchem Abschnitt befindet. So kann bei einem Notfall, wie einem Maschinenbrand, sichergestellt werden, dass sich niemand in Gefahr befindet. Das Sicherheitssystem ist bei allen Baustellen des Linienausbaus einheitlich.
Bei jedem U-Bahnbau werden bei den Schächten zuerst Sicherungswände für die Baugrube hergestellt. In diesem Fall wurden 90 Zentimeter dicke Betonpfähle in die Erde gebohrt. Fast 360 Stück solcher „Bohrpfähle“ befinden sich in der Baustelle der Neubaugassen-Station. Diese sorgen dafür, dass der Schacht während des Aushubs geschützt bleibt. Im Laufe der Bauarbeiten werden dann die Zwischenräume mit Spritzbeton befüllt, so wird die Station unter anderem vor dem Eindringen von Grundwasser geschützt.
Damit sandige Wasserschichten im Untergrund auch bei den Bauarbeiten keine Probleme verursachen, wurden an die 100 Brunnen installiert, welche das Grundwasser abpumpen. Dieses wird in Becken gereinigt, bevor es in den Kanal eingeleitet wird. Beim Aushub des Rolltreppenschachtes sorgt ein sogenannter Rohrschirm (mehrere, im Bogen horizontal in die Erde gebohrte Stahlrohre) für Stabilisierung.
Bis ganz unten führt ein Lüftungsrohr, die sogenannte Lutte. Diese versorgt die Arbeiter mit Frischluft. "Das Geräusch der Lutte stört die Anrainer im Moment am meisten", erzählt Schwarz: "Die Versorgung mit Luft ist aber selbstverständlich unverzichtbar, was dann auch auf Verständnis trifft."
Ein offenes Ohr fürs Grätzl
Für die Kommunikation mit den Anrainern ist Schwarz zuständig, der Grätzlbetreuer hat hier immer ein offenes Ohr. "Wir stehen in ständigem Austausch mit den Anrainer*innen und Gewerbetreibenden. Alle werden stets auf dem neuesten Stand gehalten", so Schwarz.
Auch die Gehsteige werden immer wieder verlegt, damit die Zugänge zu den Geschäften und Hauseingängen immer ermöglicht bleiben. Man ist bemüht, die Neubauer so wenig wie möglich zu stören. Nachttransporte werden angekündigt und je nach Situation abgestimmt. Schon vor dem Baubeginn wurde das Grätzl begangen, einige Gebäude wurden verbessert, und die Fundamente verstärkt. Davon profitieren auch die Hausbesitzer.
Trotz sorgfältiger Planung und des Studierens alter Stadtpläne stößt man auch immer wieder auf Überraschungen. So wurde beispielsweise vor gut einem Jahr ein circa 300 Jahre alter Dorfbrunnen gefunden. Auch Reste von Hausgräbern fand man unter dem St.-Ulrichs-Platz. Hier wird eng mit Archäologen gearbeitet.
Das bringt die Zukunft
Und so sieht die Station U2/U3 Neubaugasse in der Zukunft aus: Je nach Tiefe trennen bis zu 180 Zentimeter dicke Wände die Station vom Erdreich. Die Ausgänge bei der Mariahilferstraße und der Kirchengasse bekommen beide jeweils vier Lifte, die bis ganz unten fahren.
Der Ausgang Kirchengasse liegt direkt bei der Straßenbahnlinie 49. Unter der bestehenden U3-Linie fährt künftig die U2. Ab Mitte Juni finden die Bauvorgänge größtenteils unter der Erde statt. Es wird via "Knopflochsystem" durch Öffnungen gearbeitet, quasi "minimalinvasiv".
Ab Ende des Jahres bzw. Anfang nächsten Jahres bis Mitte 2025 wird der Tunnel hergestellt, in weiterer Folge gräbt sich eine Tunnelbohrmaschine, die vom Bauteam auch liebevoll "Maulwurf" genannt wird, vom Matzleinsdorfer Platz her bis zum Augustinplatz vor. 2026 beginnt der Innenausbau der Station, Herbst 2028 ist die voraussichtliche Fertigstellung geplant.
Mehr Infos zum Linienausbau U2xU5 findest du auf wienerlinien.at. Bei konkreten Fragen zur Baustelle der Knotenstation U2xU3 Neubaugasse kannst du dich an neubaugasse@wienerlinien.at oder 01/7909 676 30 wenden.
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