AK Neunkirchen erkämpfte im Vorjahr 2,6 Millionen Euro
BEZIRK NEUNKIRCHEN (ws). Es war schon von Beginn an ein etwas merkwürdiges Arbeitsverhältnis. Ein 33-jähriger gelernter Koch wird von einem Wiener Gastronomie-Unternehmen angestellt. Die Küche jedoch ist nur selten der tatsächliche Arbeitsort. Stattdessen wird der Koch aus dem Bezirk Neunkirchen immer wieder zu diversen Liegenschaften in Niederösterreich geschickt, die zum Unternehmen gehören. Dort schwingt er aber keineswegs den Kochlöffel, sondern muss Reparaturen und Maurerarbeiten erledigen und putzen.
Das alles lässt der Neunkirchner ohne zu klagen über sich ergehen, bis er nach rund einem Jahr kein Geld mehr ausbezahlt bekommt. Im guten Glauben an eine verspätete Überweisung arbeitet der Koch dennoch weiter. Nach vier Monaten ohne Gehalt wendet er sich schließlich an die Neunkirchner Bezirksstelle der AK Niederösterreich. Nach der Beratung interveniert der Mann zunächst selbst beim Dienstgeber, stößt dabei aber auf taube Ohren. Da der Gastro-Chef auch auf die anschließende Intervention durch die AK nicht reagiert, landet der Fall vor Gericht, wofür die AK Niederösterreich den kostenlosen Rechtsschutz gewährt. „Insgesamt waren 8.083 Euro an Ansprüchen offen, die im Zuge des gerechtfertigten vorzeitigen Dienstaustritts fällig wurden. Der Betrag setzte sich aus der Nachzahlung des Lohnes, der Kündigungsentschädigung und den aliquoten Sonderzahlungen zusammen und wurde mittlerweile auch beglichen“, so der Neunkirchner AK-Bezirksstellenleiter Gerhard Windbichler über ein besonders krasses Beispel aus seiner Praxis.
Kammerrat Schärf: AK hilft allen Mitgliedern
66 Millionen Euro – so viel hat die AK Niederösterreich im Vorjahr für die niederösterreichischen ArbeitnehmerInnen nach Problemen am Arbeitsplatz oder in sozialrechtlichen Fragen gesichert.
„Das ist Geld, das den Beschäftigten zusteht. Es ist ihnen aber aus verschiedenen Gründen vorenthalten worden – bis die ExpertInnen der AK Niederösterreich interveniert haben“, sagt der SBO-Betriebsrat und AK Niederösterreich-Kammerrat Stefan Schärf. Mehr als jede_r vierte ArbeitnehmerIn in Niederösterreich ließ sich von der AK beraten. Konkret waren das 137.811 Beschäftigte in Niederösterreich. „Diese Zahlen machen deutlich: Wenn es die AK Niederösterreich nicht gäbe, wären die Beschäftigten im Land spürbar schlechter dran“, bekräftigt Schärf.
Die AK Niederösterreich hat ihre Mitglieder 2018 in unterschiedlichen Bereichen der Arbeitswelt vertreten: Das reicht von nicht ausbezahlten Überstunden über Insolvenzen und ungerechtfertigte Entlassungen bis hin zu Bezahlungen unterhalb des Kollektivvertrags sowie nicht ausbezahlten Löhnen, Gehältern oder Abfertigungen. Auch Arbeitslosenversicherung, Pension und Krankheit sind Themen vieler Anfragen.
Kammerrätin Schremser: Beiträge zum Recht
„Sehr viele unserer Mitglieder brauchen den Rechtsschutz der Arbeiterkammer ganz notwendig, weil sie sich den Weg zu Gericht sonst nicht leisten könnten. Die Hemmschwelle, zu Gericht zu gehen, wäre einfach zu hoch“, ergänzt Kammerrätin Andrea Schremser, „Durch die Kraft und die Beiträge vieler ist es möglich, dass arbeitende Menschen die Löhne und Gehälter bekommen, die ihnen zustehen – und zwar ganz egal, ob sie gut oder wenig verdienen.“
Bilanz 2018 – Bezirk Neunkirchen
Leistungen für unsere Mitglieder im Überblick:
8.498 Beratungen,
150 Fälle landeten vor dem Richter,
802.905 Euro im Arbeits- und Sozialrecht eingebracht,
365.709 Euro davon Insolvenzvertretung,
2.590.411 Euro für die Mitglieder insgesamt erreicht.
Insgesamt hat die Bezirksstelle Neunkirchen im Vorjahr knapp 2,6 Millionen Euro für ArbeitnehmerInnen der Region erstritten. Dazu Gerhard Windbichler: „Das umfasst sowohl die Steuerrückholaktion als auch den Konsumentenschutz. Den größten Brocken macht naturgemäß unsere Hilfe bei Problemen am Arbeitsplatz oder in sozialrechtlichen Fragen aus.“ Insgesamt haben sich im vergangenen Jahr fast 8.500 Menschen an die Neunkirchner Bezirksstelle gewandt. „Das zeigt, wie wichtig wir als regionale Anlaufstelle in allen Lebenslagen sind“, bekräftigt Windbichler.
Dieses Profil habe man auch mit zahlreichen Veranstaltungen geschärft. „Schulen greifen vermehrt auf unser Wissen zurück und auch den Sprechtag zum Konsumentenschutz nutzen immer mehr Menschen“, bilanziert der Bezirksstellenleiter die Vielzahl von Veranstaltungen, die von AK-ExpertInnen im Vorjahr im Bezirk durchgeführt wurden. Dazu gehören auch Infoveranstaltungen in Zusammenarbeit mit Notaren zum Thema „Erben und Schenken“ oder die Beratung für werdende Eltern unter dem Titel „Ein Kind kommt“, wo gemeinsam mit der Gebietskrankenkasse informiert wurde.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.