Bezirk Neunkirchen: Viel Aufholbedarf bei der Kinderbetreuung
BEZIRK NEUNKIRCHEN (bs). 23,5 Prozent der Unter-Dreijährigen besuchen landesweit Betreuungseinrichtungen. Im Bezirk Mödling liegt dieser Wert bei 30,2 Prozent, im Bezirk Scheibbs sowie im Bezirk Waidhofen/Thaya nur bei 21,0 Prozent. Baden liegt hier an der Spitze: 30,7 Prozent der Unter-Dreijährigen sind institutionell betreut.
Schlechter sieht es bei uns im Bezirk Neunkirchen aus, wenn man die VIF-Kriterien für Betreuungseinrichtungen (Details siehe unten) heranzieht. Diese beschreiben, ob eine Krippe, ein Kindergarten oder eine altersgemischte Einrichtung die Voraussetzungen erfüllt, damit Eltern eine Vollzeitarbeit ausüben können. Unser Bezirk liegt hier mit 3,2 Prozent aller Betreuungsplätze an drittletzter Stelle. Nur Waidhofen/Thaya und Scheibs haben schlechtere Angebote.
Als Mutter die Kinder und den Job unter eiinen Hut zu bringen, ist oftmals tatsächlich unmöglich, wenn nicht eine Oma parat steht. Das weiß auch Tina aus Gloggnitz. Die 29-jährige Mama klagt: "Nachmittagsbetreung gibt es zwar im Kindergarten, aber die ist unleistbar teuer. Und wenn einer der Kinder in die Volksschule geht, ist es einfach katastrophal. Die Schule macht beispielsweise um 11.20 Uhr zu. Wer gibt dir einen Job von acht bis elf? Niemand! In Gloggnitz ist der Hort hinterm Hartlauer an der Hauptstraße und die Sechsjährigen müssen alleine quer durch die Stadt von der Schule zum Hort gehen. Das ist schon gefährlich. Frauen müssen Vollzeit arbeiten, um sich die Kinder leisten zu können!"
"Das Fehlen von arbeitsfreundlichen Kinderbetreuungsplätzen im Bezirk verhindert ein höheres Beschäftigungsniveau vor allem bei Frauen. Die AK Niederösterreich spricht sich daher für mehr Kinderbetreuungsplätze aus. Überdies müssen diese besser mit einer Beschäftigung zu vereinbaren sein", kritisiert AK-Neunkirchen-Leiter Gerhard Windbichler, "Die Erfahrung zeigt: gibt es ein entsprechendes Angebot, dann wird es auch von den Eltern genutzt."
Erhebliche Unterschiede beim Angebot
Die Frauenabteilung der AK Niederösterreich hat die Situation der Kinderbetreuung im Land bezirksweise analysiert und erhebliche Unterschiede beim Angebot von Betreuungseinrichtungen festgestellt. Das betrifft sowohl die Betreuungsquote als auch die Öffnungszeiten und die Schließzeiten der Betreuungseinrichtungen. Als wesentlichen Punkt sieht die AK den Anteil von Kinderbetreuungseinrichtungen, die mit der Vollzeitbeschäftigung beider Eltern vereinbar sind. Hier sind die Unterschiede dramatisch groß. Während diese Möglichkeit zum Beispiel im Bezirk Scheibbs bei null liegt, bieten diese Möglichkeit im Bezirk Mödling 47 Prozent aller Kinderbetreuungsplätze.
VIF-Kriterien für Familie und Beruf
Ein institutionelles Angebot der elementaren Kinderbildung und -betreuung umfasst:
a) Betreuung durch qualifiziertes Personal,
b) Betrieb mindestens 47 Wochen im Kindergartenjahr,
c) Öffnungszeiten mindestens 45 Stunden wöchentlich
d) werktags von Montag bis Freitag geöffnet
e) an vier Tagen wöchentlich mindestens 9 ½ Stunden offen
f) und Angebot von Mittagessen.
ZUR SACHE
2017/2018 wurden 57.525 Kinder in NÖ betreut. 96,7 Prozent der 3- bis 5-Jährigen, nur 23,5 Prozent der 0- bis 2-Jährigen. Bei 2-Jährigen liegt NÖ an Platz 3 hinter Wien und Burgenland.
Öffnungszeiten: 20 Prozent der NÖ-Betreuungseinrichtungen hat nach 17 Uhr geöffnet. Zum Vergleich: Kärnten 36 Prozent.
NÖ beim Angebot an Kinderbetreuung mit mehr als zehn Stunden Öffnungszeit mit 22,2 Prozent Vorletzter. Schlusslicht Oberösterreich: 15,5 Prozent dahinter. Top: Wien: 80 Prozent.
Betreuung von Kindern unter drei Jahren ist Knackpunkt für Mütter, um den Wiedereinstieg in den Beruf nach der Karenz rasch zu schaffen.
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