Für "Gott, Kaiser und Vaterland"

- Dem Neunkirchner Fotografen Günter Zottl ist das Bild von der Musterung 1914/1915 aufgefallen.
- Foto: Günter Zottl
- hochgeladen von Thomas Santrucek
Neunkirchens Museums-Kustos Benedikt Wallner über die Propaganda in Neunkirchen im Ersten Weltkrieg.
NEUNKIRCHEN. Nach den ersten patriotischen Kundgebungen bei Kriegsaubruch, wurde auch in Neunkirchen versucht, die patriotische Stimmung weiter zu schüren und die Menschen zum Kampf für „Gott, Kaiser und Vaterland“ zu bewegen – eine Tendenz, die in allen kriegführenden Ländern zunahm – z.B. auch in Großbritannien oder Russland. So wurden in Österreich die Bevölkerung aber auch die Gemeinden angehalten, Kriegsanleihen zu zeichnen, um die weitere Kriegführung zu finanzieren. In Neunkirchen wurden dazu am 20. 11.1914 15 000 Kronen aus dem Invalidenfond und 10 000 Kronen aus dem Bürgerversorgungsfonds herangezogen um insgesamt 25 000 Kronen Kriegsanleihe zu beschließen.
Die Ausbrüche patriotischer Begeisterung von Seiten der Gemeinde nahmen dabei immer skurrilere Formen an und erreichten im Juli 1915 einen ersten Höhepunkt. So wurden von Seiten der Gemeinde dem österreichischen Flottenverein 500 Kronen zur Anschaffung eines neuen U-Bootes gespendet. Noch im selben Monat wurden einige Wege im Neunkirchner Stadtpark (damals Volksgarten) neu benannt. Um „die Erinnerung an unsere große Zeit in der künftigen Generation festzuhalten“, wurde die Allee im Stadtpark links vom Eingang Badhaussteig „Kaiser Franz Joseph Allee“, rechts an der Villa Schneider vorbei „Kaiser Wilhelm Promenade“ und zwei weitere Wege „Hötzendorf Allee“ und „Hindenburg Allee“ getauft. Die Verbindungsstraße der Talgasse zur Triesterstraße wurde zur „Erzherzog Karl Straße“ und die ehemalige Postallee zum „Erzherzog Friedrich Weg“. Der einzige der hohen Herren, der sich in einem Schreiben an die Gemeinde persönlich bedankte, war der deutsche Generalfeldmarschall Hindenburg.
Auch war schon 1914 die Marschkanonenbatterie Nr. 6 des k.u.k. Feldkanonenregiments Nr. 5 in Neunkirchen stationiert worden und mittlerweile auf den Kriegsschauplatz abgerückt. Aufgrund der patriotischen Kundgebungen zu seinem Abrücken bedankte sich die Oberste Heeresleitung bei der Gemeinde und stellte Neunkirchen in Aussicht eine dauerhafte Garnisonsstadt für die 15. Schwere Haubitzendivision zu werden – eine Aussicht, die damals im Gemeinderat mit Jubel aufgenommen wurde, hätte die militärische Präsent natürlich auch eine wirtschaftliche Stärkung der Gemeinde bedeutet.
Es gab aber auch patriotische Aktionen, die einem guten Zweck dienten. So errichtete der Neunkirchner Turnverein im Jahr 1915 einen „Wehrbaum“, also einen geschnitzten Eichenstamm mit dem Wappenschild „1915“, in den man gegen Spende Nägel einschlagen konnte. So sollten Spenden für die Witwen und Waisen der gefallenen Soldaten gesammelt werden. Bereits im Oktober 1915 übernahm die Gemeinde die Aktion, die noch bis Februar 1919 lief und die ärgste Not einiger Hinterbliebener doch lindern konnte.
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