Wenn das Smartphone in die Beziehung klingelt
BEZIRK NEUNKIRCHEN (bs). Die BEZIRKSBLÄTTER sprachen mit der Ternitzer Beziehungsexpertin und Paartherapeutin Michaela Legl-Bruckdorf über Partnerschaft, Alltag und Krisen.
Michaela Legl-Bruckdorf skizziert: "Viele Paare kommen erst in die Therapie oder nehmen paartherapeutische Begleitung in Anspruch, wenn hinsichtlich ihrer Konflikte oder Krisen ein Höhepunkt erreicht bzw. eine Grenze überschritten wurde. Präventive paartherapeutische Interventionen sind in jedem Fall gut und empfehlenswert. Hier kann beispielsweise eine Paar-Aufstellung rasch und kurzfristig Impulse geben, wie jede und jeder für sich und somit beide als Paar weiterkommen oder negative Tendenzen aufdecken und dadurch bearbeiten können. In Anwesenheit beider PartnerInnen unterstützt diese Vorgehensweise das Erkennen ungelöster Themen, die die Liebe belasten können. Verletzungen können aufgezeigt werden, was zu einem tieferen Verständnis sowohl der eigenen als auch der gemeinsamen Beziehungsdynamik und zu neuen Lösungsmöglichkeiten führt.
Das Beispiel zeigt, dass es nicht immer eine Therapie sein muss, sondern bereits das Auseinandersetzen mit der Partnerschaft, das Hinwenden zum jeweils anderen und das Bewusstwerden der Bedürfnisse der Partnerin oder des Partners dazu beitragen, Beziehungen stabiler und somit krisenresistenter zu machen – für Zeiten, die sich eventuell als anspruchsvoll herausstellen. In meiner Praxis frage ich häufig, was als dritter Einflussfaktor auf die Beziehung einwirkt, sei es ein Schwiegerelternteil oder Kinder respektive Erziehungsarbeit, die eine Partnerschaft jedenfalls belasten und in Hinsicht auf die Beziehung komplexe Fragen aufwerfen können.
In diesem und jedem anderen partnerschaftlichen Fall zeigt sich, dass es tendenziell schwieriger wird, Probleme oder Krisen zu bewältigen, wenn Schweigen oder/und Resignation eingetreten sind. Reden statt schweigen ist hier wichtig, allerdings scheint es aktuell nicht immer einfach, Zeit für die Beziehung, Zeit für einen Austausch miteinander zu finden. Doch das Miteinander ist genauso wichtig, wie ohne einander etwas nur für sich selbst zu tun.
Zu beobachten ist in letzter Zeit ein weiterer Beteiligter, der sich zwischen die PartnerInnen stellen kann und dessen Einfluss häufig zu sehr negiert oder nicht ernstgenommen wird: das Smartphone. In einer Zeit, in der jede und jeder immer und überall für beinahe jeden erreichbar ist, kommen enge, intime zwischenmenschliche Interaktionen häufig zu kurz oder werden als selbstverständlich wahrgenommen, ohne sich wirklich Zeit im Alltag füreinander zu nehmen. In vielen Fällen spüren wir (auch unbewusst) den Druck, der durch die ständige Erreichbarkeit auf uns selbst und unserer Beziehung lastet – sich hier klar zu verorten und gegebenenfalls wieder zu „erden“, kann nicht nur die Einzelne oder den Einzelnen, sondern in der Folge beide PartnerInnen und ihre Partnerschaft positiv beeinflussen.
In meinem Blog beschäftige ich mich mit zahlreichen gegenwärtigen, zum Teil negativen externen Einflüssen auf unsere Gesundheit, unsere Leben, Beziehungen und Bindungen sowie die Gesellschaft und gebe Ratschläge, den Fokus neu aus- und auf das zu richten, was im jeweiligen Leben tatsächlich zählt. Sehr häufig sind das unsere Beziehungen zu Menschen, die wir niemals als selbstverständlich wahrnehmen sollten. Deshalb rate ich meinen KlientInnen gerne, respektvoll miteinander umzugehen, miteinander zu sprechen und der Partnerin oder dem Partner die ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken."
Michaela Legl-Bruckdorf, B.A., MSc
Psychotherapeutin für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
(+43) 664 89 37 872
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