Burgenland Legenden
Das unheimliche Schilfmandl vom Neusiedler See

- Dem Schilf entsprungen, ist das Schilfmanderl furchterregend und für manche Personen sogar ein Lebensretter.
- Foto: Bernhard Kerezsi/KI-Kreation
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Am Neusiedler See gibt es viele alte Geschichten. Eine davon erzählt vom Schilfmandl – einem seltsamen Wesen, das im dichten Schilf lebt. Die Menschen rund um den See erzählen sich diese Sage schon seit vielen Generationen. Manche glauben, das Schilfmandl ist nur eine Erfindung, andere sind sicher, dass es wirklich existiert.
GOLS/PODERSDORF. Das Schilfmandl soll tief im Schilf wohnen, dort, wo das Wasser flach und der Boden weich ist. Es versteckt sich tagsüber und kommt nur heraus, wenn es dunkel wird oder der Nebel über dem See liegt. Man sagt, das Schilfmandl sieht aus wie ein kleiner, alter Mann. Sein Körper ist mit Algen bedeckt, seine Haare sind lang und nass wie Schilfhalme, und seine Augen leuchten im Dunkeln grünlich. Wenn es sich bewegt, raschelt das Schilf, als ob der Wind hindurchfährt – auch wenn kein Wind weht.
Die Leute am See erzählen, dass das Schilfmandl manchmal in die Dörfer kam, besonders an Markttagen. Es trug einen langen Mantel und sprach kaum ein Wort. Manche sagten, es kaufte Brot und Fisch und verschwand dann wieder Richtung See. Wer ihm nachging, sah, dass seine Fußspuren aus Wasser bestanden – und schon nach wenigen Schritten verschwanden.

- Alte Fischer behaupteten, dass ihnen das Leben vom Schiffmanderl gerettet wurde.
- Foto: unsplash
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Doch kein böses Wesen?
Viele glaubten, das Schilfmandl sei kein böser Geist, sondern ein Wächter des Sees. Es achtete darauf, dass die Menschen den See und das Schilf nicht zerstörten. Wenn jemand freundlich und ehrlich war, half ihm das Schilfmandl. Ein alter Fischer erzählte, dass das Wesen ihm einst bei Sturm das Boot hielt und so sein Leben rettete.
Aber wer den See schlecht behandelte, wurde bestraft. Einmal, so sagt man, zündete ein junger Mann bei Podersdorf das Schilf an, weil er schneller zum Wasser wollte. In der Nacht zog dichter Nebel auf. Die Dorfbewohner hörten seine Hilferufe – dann wurde es still. Am nächsten Morgen fand man nur noch sein Boot, leer und treibend im Schilf. Vom Mann fehlte jede Spur.

- Wenn Nebel über den See zieht, kann es unheimlich werden.
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Wächter des Sees
Auch heute sagen manche Fischer, dass sie nachts Geräusche im Schilf hören: Schritte, Flüstern oder ein leises Platschen im Wasser. Wenn Nebel über den See zieht, sieht man manchmal einen Schatten zwischen den Halmen verschwinden.
Die alten Leute sagen dann nur: "Das war das Schilfmandl." Es erinnert die Menschen daran, den See zu achten und mit der Natur sorgsam umzugehen. Denn wer den See stört, weckt das Schilfmandl – und der See vergisst nichts.
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