Neusiedl heißt Flüchtlinge Willkommen und hilft!
NEUSIEDL/SEE (doho). Es tut sich viel in Neusiedl am See! Seit etwa zwei Wochen beherbergt die Seestadt nun rund 80 Flüchtlinge aus Kriegsländern wie Syrien, Irak und Afghanistan. Einige werden sie schon gesehen haben, die jungen Männer, die durch Neusiedl spazieren und hier auf ihr Asylverfahren warten. Die Zeit versitzen sie aber nicht untätig!
Wollen Deutsch lernen
"Eine der ersten Fragen, die sie mir gestellt haben als sie das Haus bezogen haben, war: Wann können wir bitte anfangen Deutsch zu lernen?", erzählt Richard Bodyn. "Diese Männer wissen genau, dass das Lernen der Sprache der Schlüssel zu einer erfolgreichen Zukunft für sie ist.", sagt Bodyn weiter, der sich anfangs als freiwilliger Helfer bei der Gemeinde gemeldet hatte, durch sein starkes Engagement nun aber für den Arbeitersamariterbund die Flüchtlinge in der ehemaligen Landwirtschaftsschule betreut. Seit einer Woche werden die Männer, auf unterschiedlichen Niveaus, von pensionierten Deutschlehrern und engagierten Freiwilligen unterrichtet.
Vielfältige Herkunft
Entgegen der Ängste vieler Menschen, hier käme eine muslimische Horde ins Land, zeichnet sich bei einem Besuch am See, wo die Flüchtlinge und Einheimische ein Willkommenspicknick, organisiert von jungen Menschen aus Neusiedl, mit Musik und Fußball veranstalteten, ein ganz anderes Bild.
"Servus! Ich heiße Ammar. Ich bin Neusiedler!", lacht ein 24-jähriger Zahnarzt aus dem Irak auf Deutsch. A. gehört der Minderheit der Mandäer an, einer uralten Volksgruppe, älter noch als das Christentum, die aber noch heute Jesus´ Muttersprache Aramäisch sprechen. Aus Syrien stammen die Drusen Yazan und Ayman. In Damaskus arbeitete Yazan als Telekommunikationsingenieur, Ayman als Installateur.
Mag auch die Mehrheit der Neusiedler Flüchtlinge Muslime sein, sind sie es doch mehr auf der Geburtsurkunde, denn in Realität.
Und nicht zu unterschätzen ist die Tatsache, dass etwa 65 von ihnen eine höhere Ausbildung haben. Bei rascher und gelungener Integration kann dies für die österreichische Gesellschaft im Ganzen nur ein Gewinn sein.
Psychologische Betreuung
Zu glauben, dass 80 Männer aus unterschiedlichen Kulturen auf engem Raum langfristig friedlich bleiben, ist natürlich naiv. Kleinere Konflikte im Haus werden aber Dank des engagierten Einsatzes von Richard Bodyn, den Mitarbeitern des Samariterbundes und vielen Freiwilligen schnell beendet. "Man darf nicht vergessen, dass viele dieser Männer aus Kriegsgebieten kommen, und teilweise Furchtbares wie Folter erlebt haben.", so Bodyn.
Hier braucht es so rasch wie möglich Hilfe für die Betroffenen, etwa durch den Psychosozialen Dienst, sodass diese ihre Erlebnisse verarbeiten können!
I foah´ mitn Radl...
Zu verarbeiten haben die Männer aber auch die Eindrücke in ihrer neuen Umgebung. Aus diesem Grund haben Bodyn und Surfer Arnold Digruber vergangenes Wochenende einen Flohmarkt ins Leben gerufen, bei dem für die Flüchtlinge Fahrräder gesammelt wurden. Diese werden mit Leuchtfarbe markiert um Missverständnissen vorzubeugen und den Männern nach langer Zeit das Gefühl freier Bewegung wieder zu geben. Beim Reparieren erhielten die Flüchtlinge Ersatzteile vom Radgeschäft Mountainbiker aus Weiden am See.
Dankbarkeit strahlte ihnen aus den Augen als sie die ersten 15 Räder erhielten und sich gleich ans Reparieren machten.
Ein besonderes Fest wird es am 29. September geben, wenn im Rahmen der Aktion "80:80" 80 Neusiedler je einen Flüchtling zu einem Abendessen ins Seerestaurant "Da Marco" zum besseren Kennenlernen einladen.
Die Aktionen zum Integrieren scheinen bereits nach kurzer Zeit Wirkung zu zeigen. Yzan und Ammar würden nach Abschluss ihres Asylverfahrens gerne in Neusiedl bleiben.
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.