Geflügel-Stallpflicht im Bezirk Neusiedl
"Tieren Ablenkung bieten"
Der Bezirk Neusiedl am See zählt neben den Bezirken Eisenstadt Umgebung und Mattersburg, aktuell zu den "Gebieten mit stark erhöhtem Geflügelpestrisiko". Demnach gilt für Betriebe und Hobbyhaltungen, die 50 und mehr Tiere halten, bis auf weiteres eine Stallpflicht.
BEZIRK NEUSIEDL AM SEE. Die RegionalMedien Burgenland fragten bei Betrieben im Bezirk Neusiedl am See nach, wie sich diese Regelung auf ihren Berufsalltag auswirkt.
Für Ablenkung im Stall sorgen
Lunzer Bio-Eier in Gols hält aktuell knapp 6.000 Hühner, eine noch junge Herde, wie es der Geschäftsführer Josef Lunzer beschreibt. Für die Tiere sei es immer wieder eine arge Umstellung , wenn sie von einen Tag auf den anderen nicht mehr raus ins Freie dürfen.
"Da ist man gefordert, die Hühner abzulenken und mit verschiedenen Maßnamen bei Laune zu halten, wie herabhängende Strohballen, Plastikkanister oder kleine Barrieren", beschreibt der Landwirt die aktuelle Situation.
Das diesige und oft nass-kalte Wetter bremse dann allerdings doch mit der Zeit ein wenig den Freiheitsdrang.
"Wir hatten bis heute zum Glück noch keine Erkrankung. Strikte Hygienemaßnamen vor dem Betreten des Stalls sind hierzu Voraussetzung. Allen voran Schuhwechsel und Überkleidung, aber auch kein Zutritt für betriebsfremde Personen", weiß Lunzer.
"Maßnahmen sind notwendig"
"Wir als Geflügelbetriebe, werden vom Geflügelgesundheitsdienst dazu aufgefordert, die Tiere bestmöglich vor Erkrankungen zu schützen, was sehr wichtig ist , wenn man sich die mancherorts massiven Ausfälle in einigen Nachbarländern im vergangenen Jahr ansieht", ist Lunzer überzeugt.
Privaten Hühnerhaltern empfiehlt der Golser Landwirt, durch Aufspannen von bunten Plastikschnüren rund um den Stall das Eindringen von Wildvögeln zu verhindern, um so einer Einschleppung von Krankheiten vorzubeugen.
"Verordnung ist leicht umzusetzen"
Markus Fiala von der Potzneusiedler Fiala Farm wäre es selbstverständlich lieber, es gebe die Stallpflicht nicht, jedoch hält auch er es für sinnvoller, die Tiere zu schützen, "damit sie – wenn die Verordnung aufgehoben wird – wieder gesund und munter die Wiesen-, Wald-, und Kräuterweide unsicher machen können".
"Die Stallpflicht ist leicht umzusetzen. Wir geben den Hühnern einfach etwas mehr Beschäftigungsmaterial als sonst, damit ihnen nicht langweilig ist und wird - und sind mehrmals am Tag im Stall um nach dem Rechten zu sehen. Bis sie wieder auf die Weide können gibts einfach extra Portionen Obst und Heu", erklärt der Landwirt.
Auf dem Betrieb tummeln sich aktuell 180 Legehühner in einem mobilen Stall mit Weidehaltung. Es gab glücklicherweise noch keine Ansteckungen bei Fiala.
"Eier Haltungsform entsprechend vermarktet"
Aufgrund der wiederholt auftretenden Fälle von Vogelgrippe in Österreich (z. B. Wien, Steiermark) begrüßt Robert Franz Paukert vom Geflügelhof Paukert in Frauenkirchen die Vorsichtsmaßnahmen zum Schutz des Geflügels sehr.
"Freiauslaufflächen sind gesperrt, um eine Ausbreitung durch den Kontakt mit Wildvögeln zu verhindern. Die Eier dürfen aber weiterhin für diesen Zeitraum der Haltungsform entsprechend vermarktet werden", erklärt Paukert.
Diese kommen von den rund 5.000 Hühnern aus dem Stall des Partnerbetriebs von Paukert in Niederösterreich, die sich in der Aufzucht befinden. Dort gab es bis dato keine Fälle von Vogelgrippe.
"Grundsätzlich ist das Virus für den Menschen unbedenklich, jedoch bei den Tieren die Ansteckungsgefahr gegeben. Wenn das Geflügel erkrankt, muss auf Anordnung des Amtstierarztes der ganze Bestand gekeult werden. Dies ist natürlich mit wirtschaftlichen Verlusten verbunden", weiß der Geflügelhändler.
Die gesetzten Maßnahmen hätten auf das Kaufverhalten der Konsumentinnen und Konsumenten wenig Einfluss, so Paukert. Dies sei für ihn ein Zeichen, das die gesetzten Maßnahmen akzeptiert werden und volles Vertrauen in die Kompetenz der Gesundheitsbehörden bestehe.
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