Gols
Geplanter Krankenhaus-Standort für Grüne ungeeignet
Seit der Ankündigung der Landesregierung vor gut einem Jahr in Gols ein neues Landeskrankenhaus zu bauen, üben die GRÜNEN massive Kritik am geplanten Standort. Nach einem Gutachten sehen sie sich in ihrer Kritik bestätigt.
GOLS. Ein Landschaftsgutachten von Kurt Nadler (Ökologiebüro aus Breitenbrunn) und Gudula Haug (Technisches Büro für Landschaftsplanung aus Wien) sowie ein Rechtsgutachten von Rechtsanwalt Heinrich Vana untermauern die Kritik der GRÜNEN am geplanten Standort im Naturschutzgebiet. "Wir unterstützen den Bau eines Landeskrankenhauses im Bezirk Neusiedl am See, doch dieser geplante Standort liegt in einer besonders schützenswerten Zone und ist denkbar ungeeignet", sagt GRÜNE-Klubobfrau Regina Petrik. Die Landesregierung hätte bisher "noch keine einzige Grundlage für diesen Standort" vorgelegt.
"Da kommt kein Reh mehr durch, keine Erdkröte, nicht einmal eine Blindschleiche kommt durch eine komplett besiedelte Barriere mehr durch." - Kurt Nadler
Gutachten bestätigt Kritik
Im Gutachten kommt Kurt Nadler zu dem Schluss, dass gerade der gewählte Standort unverbaut bleiben sollte. "Es ist die einzige unverbaute und damit letzte Sichtachse im UNESCO-Welterbe zwischen der Parndorfer Platte und dem Neusiedler See", so Nadler, "diese zwei Kilometer sind der letzte freie Bereich zwischen Parndorf und Halbturn, in dem noch keine Zersiedelung stattgefunden hat." Gerade die Zersiedelung sei ein großes Problem für die Natur, denn dadurch würde eine unüberwindbare Barriere für Reptilien, Wildtiere und Insekten entstehen. "Da kommt kein Reh mehr durch, keine Erdkröte, nicht einmal eine Blindschleiche kommt durch eine komplett besiedelte Barriere mehr durch", hält Nadler fest.
Strategische Umweltprüfung gefordert
Das Rechtsgutachten des Europarechtsexperten Heinrich Vana sieht nicht nur die Notwendigkeit einer sogenannten strategischen Umweltprüfung (SUP), sondern auch Widersprüche zum Landesentwicklungsplan 2011 (LEP): "Im Falle einer Änderung der Flächenwidmung für das Krankenhaus Gols muss eine strategische Umweltprüfung durchgeführt werden. Dieses Instrument ist deshalb so wichtig, da im Rahmen eines SUP die Umweltauswirkungen bereits im Vorfeld, also im Planungsstadium berücksichtigt werden können und nicht erst, wenn das Projekt schon läuft", so Vana.
Im Landesentwicklungsplan wäre zudem festgehalten, dass der Zersiedlung entgegen getreten werden müsse, "darüber hinaus ist auch das UNESCO-Weltkulturerbe gefährdet, das ebenfalls durch den LEP geschützt ist", erklärt Vana, was im Widerspruch zu dem geplanten Standort stehe.
Flächenwidmungsverfahren startet demnächst
Das Flächenwidmungsverfahren an der geplanten Stelle in Gols solle laut Gesundheitssprecher Kilian Brandstätter (SPÖ) demnächst starten. "Ich verwehre mich dagegen, vorab mit Gutachten um sich zu schmeißen und die Gesundheit als politischen Spielplan zu missbrauchen", sagt dieser. Dennoch wäre "jeder herzlich dazu eingeladen, sich konstruktiv einzubringen".
Besser erreichbar als Kittsee
Die Coronavirus-Pandemie habe deutlich gezeigt, dass nur ein gut finanziertes Gesundheitssystem schützt. "Daher haben wir die Ausgaben im Gesundheitsbereich von 173 auf 200 Millionen Euro gesteigert. Das entspricht einem Plus von mehr als 15 Prozent“, erläutert Brandstätter. „Wir haben im Vorjahr wichtige Weichen für die Gesundheit in unserem Land gestellt. Der Neubau des künftigen Schwerpunktspitals im Südburgenland im Oberwart läuft. Hier ist die Fertigstellung für 2024 geplant. Mit dem Krankenhaus in Gols bekommt der größte Bezirk im Burgenland nun ein neues Spital, das für viele Menschen im Bezirk wesentlich besser erreichbar sein wird, als es nun mit Kittsee der Fall ist“, hält Brandstätter fest.
Petrik: "Hier wird im Hintergrund gemauschelt"
Regina Petrik fordert unterdessen weiterhin die Veröffentlichung des von einem Grazer Planungsbüro erstellten Masterplans für Burgenlands Spitäler. "Wir wissen nach wie vor nicht, warum dieser Standort der angeblich beste sein soll. Wir wissen nicht einmal, warum Gols ausgewählt wurde. Hier wird im Hintergrund gemauschelt und das bei einem Projekt, das hunderte Millionen Euro kostet und die letzten Reste Natur versiegeln soll", so Petrik abschließend.
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