Golser Pfarrerin Tschank: "Kirche muss mit der Zeit gehen!"
Am 31. Oktober 2017 feiern die evangelischen Gemeinden das 500. Reformationsjubiläum.
GOLS. 500 Jahre ist es her, dass Martin Luther seine 95 Thesen an die Schlosskirche von Wittenberg geschlagen hat. Als gebildeter Mönch wollte er in der römisch-katholischen Kirche eigentlich nur Reformen anregen, entwickelt hat sich aus diesem Erneuerungsprozess eine neue Konfession.
Breite Veranstaltungspalette
Anlässlich des Jubiläumsjahres hat die evangelische Kirche Österreich ein über 300 Seiten starkes Programmheft, gespickt mit Veranstaltungen heraus gegeben. Von Ausstellungen über Konzerte bis zu Gottesdiensten ist das Programm äußerst vielfältig. Ein Höhepunkt im Burgenland ist die Sonderausstellung "Ein Christenherz auf Rosen geht" im Landesmuseum in Eisenstadt.
Der "Look" der Kirche
In Gols, der größten evangelischen Gemeinde des Burgenlandes, hat man sich natürlich auch Gedanken gemacht. Pfarrerin Ingrid Tschank und ihre Nichte Sophie – Lehrerin an der Modeschule Krems – haben eine Modenschau auf die Beine gestellt. "Das Thema ist ‚Was ziehe ich an, wenn ich in die Kirche gehe’", erzählt Ingrid Tschank. "Dabei zeigen wir die Mode des 19. und 20. Jahrhunderts in Zehner-Schritten, gespickt mit Musik aus der Zeit. Aufgeführt wird unsere Modenschau am 30. September bei unserem großen Fest am Rathausplatz in Wien." Kleidungsstücke bekommen die Damen vom Dorfmuseum und auch von Privatpersonen.
Gutes Miteinander
Gols hat 3.251 Gemeindemitglieder. Rund 75 Prozent davon sind evangelisch, 25 % katholisch. "Ich habe zum Glück nur liebe katholische Kollegen", erzählt Ingrid Tschank. "Die Ökumene ist in den vergangenen 20 Jahren auch intensiviert worden. Der Umgang untereinander ist sehr respektvoll und freundschaftlich. Das Bewusstsein, dass uns viel mehr vereint als trennt, hat sich Gott sei Dank verstärkt", so Tschank. So achtet man darauf, wo man den Glauben miteinander leben kann. "Früher hat man geschaut, was einen unterscheidet, heute ist das zum Glück anders, weil da so ein reicher Schatz ist, den wir gemeinsam haben. Natürlich können wir das Abendmahl nicht miteinander feiern, aber ich sage mal, das ist wie bei einem Ehepaar. Sie lieben sich, trotzdem können sie nicht alles miteinander machen. Man muss den anderen nur so sein lassen, wie er ist, dann ist alles gut."
Gruppenspezifische Treffen
In Gols gibt es nicht nur einen Sonntagsgottesdienst, sondern viel mehr. "Weil sich die Bedürfnisse unserer Gemeindemitglieder geändert haben", so die Pfarrerin. "Wir bieten Kleinkinder, Kinder-, Familiengottesdienste an, aber auch einmal im Monat die Sternstunde und andere Aktivitäten. Heute muss man die Gläubigen nach ihren Bedürfnissen abholen. Ein Gottesdienst am Sonntag ist einfach nicht mehr zeitgemäß. Das bedeutet natürlich mehr Arbeit, aber wir wollen ja mit den Menschen feiern." Ihre zentrale Botschaft im Jubiläumsjahr: "Freiheit und Verantwortung – die Freiheit, frei vor Gott stehen und mit ihm sprechen zu dürfen, und die Verantwortung, sein Leben zu gestalten. Denn auch wenn wir scheitern, die Gnade Gottes wird uns geschenkt, ohne dafür eine Leistung oder einen Verdienst bringen zu müssen."
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