Interview mit Petra Bohuslav
"Nach Politbühne die Oper"

Die Niederösterreich-Repräsentanz war Aufgabe des Landeshauptmannes bzw. der Landeshauptfrau. Künftig werde ich als „Mit-Gastgeberin“ den Ball natürlich besuchen. | Foto: Markus berger
  • Die Niederösterreich-Repräsentanz war Aufgabe des Landeshauptmannes bzw. der Landeshauptfrau. Künftig werde ich als „Mit-Gastgeberin“ den Ball natürlich besuchen.
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NIEDERÖSTERREICH. Nach 15 Jahren hat Petra Bohuslav die NÖ-Politik verlassen. Jetzt schlägt ihr Herz für die Staatsoper.

Sie sind für zur kaufmännischen Direktorin der Staatsoper berufen worden. Für Außenstehende vielleicht verwunderlich, da Sie Politikerin waren. Haben Sie vorher denn schon Berührungspunkte mit Kunst und Kultur gehabt?
PETRA BOHUSLAV: Selbstverständlich, ich habe etwa den Archäologischen Park Carnuntum geleitet und aufgebaut, ich war als Landesrätin auch für Kultur zuständig eine gewisse Zeit. Kultur war immer Teil meines beruflichen und auch privaten Lebens. Für Außenstehende also vielleicht überraschend, für mich nicht. Ich habe mich ganz gezielt dafür beworben. Nach 15 Jahren in der Politik – und ich möchte keinen Tag missen – ist es an der Zeit, noch einmal etwas anderes zu machen.

Sie haben gesagt, sie haben die Politik nicht verlassen um zu gehen, sondern Sie wollen was einbringen. Was ist das?
Das ist genau dieser wirtschaftliche Managementbereich, den ich aus dem Park Carnuntum oder dem Kongresscasino Baden mitbringe. Und genau das wird auch jetzt gebraucht, dass man effizient aufgestellt ist, um diese Extremsituation wirklich gut bewältigen zu können. Es ist wesentlich, die Organisation anzupassen, damit der Vorhang am Abend wie geplant aufgehen kann.

Im Volksmund sagt man, der einzige Tag an dem die Oper Gewinn schreibt, ist der Opernball. Muss eine Staatsoper überhaupt Gewinn bringen oder ist es eine Investition in einen Ruf, den das Land, den Wien hat.
Das eine schließt das andere nicht aus. Die Republik hat entschieden, gut und richtig, mit einer Basisfinanzierung dafür zu sorgen, dass die Staatsoper international ein Flaggschiff im Kulturbereich sein kann und soll. Das heißt aber noch lange nicht, dass man das Haus nicht auch wirtschaftlich führen kann und muss. Weil es ja um Steuergelder geht.

Gibt es Potenziale, wo man wirtschaftlicher sein könnte?
Es gibt immer Möglichkeiten, die Schrauben enger zu drehen. Aber wichtig ist, weiterhin eine hohe
Qualität im Kunst- und Kulturbereich zu bieten. Und vor allem auch für das Publikum. Wir investieren aktuell viel in die Servicequalität. Wir haben ein hochqualitatives Sicherheitskonzept entwickelt, für das Publikum, für die Mitarbeiter, für die Künstler im Haus. Alles, um einen schönen Kulturabend im Haus sichern zu können.

Am 7. November wird nach fast einem halben Jahr Pause der Opernbetrieb wieder aufgenommen. Was wird für den Gast anders sein als vorher?
Unsere 567 Stehplätze können wir derzeit so nicht anbieten. Wir haben die Stehplätze aber vorübergehend bestuhlt und so 183 zusätzliche Sitzplätze, zum Stehplatzpreis geschaffen. Die Maskenpflicht gilt bis zum Sitzplatz, dort kann man sie abnehmen. Generell gilt: Immer wenn man sich bewegt, ist die Maske zu tragen. Außerdem wird bargeldlos bezahlt. Um nur ein paar Dinge zu nennen.

Der Kulturwandel zwischen Politik und Hochkultur, wie haben sie den verspürt?
Sehr eigenartig, weil es ja genau in die Covid-Zeit gefallen ist, mit Lockdown etc. Was natürlich anders ist, dass ich nicht mehr Hunderte Arbeitskilometer pro Tag habe, wo das Büro oft das Auto war. Meine Termine spielen sich hier im Haus ab. Es ist anders und schön, dass man wieder im Operativen ist, wo man auch Herrin des eigenen Terminkalenders ist.

Glauben Sie war es die richtige Entscheidung trotz der Krise ein Statement zu setzen und in Grafenegg zu spiel und zu sagen: Kultur gibt es weiterhin?
Es war ein wichtiges Signal für die Menschen, fürs Publikum. Und auch, dass man die Sicherheit großschreibt – es gibt kein Schlechtwetterprogramm, sondern nur Open Air. Und auf der anderen Seite ist es wichtig für die Künstlerinnen und Künstler, nicht nur digital aufzutreten, sondern wirklich wieder vor Publikum.

Wie halten Sie es privat mit der Oper? Neu entdeckt oder schon immer Fan gewesen?
Mein letzter Opernbesuch war am 9.3. die Turandot. Ich wusste natürlich nicht, dass das die letzte Vorstellung für lange Zeit war. Schon früher bin ich als Studentin immer wieder auf einen Stehplatz gegangen. Wenn ich wiederum Besuch aus dem Ausland hatte, dann entweder Führung oder Vorstellung. Es gibt also eine große Affinität zur Oper. Zu Beginn habe ich die Probe des Damenchors gehört, ich muss sagen, da hatte ich echt Gänsehaut. Es ist eine wunderbare Atmosphäre, man taucht damit ein in diese faszinierende Welt.

Sie waren ja in Niederösterreich sehr erfolgreich für den Tourismus tätig, hilft Ihnen das jetzt und wie wichtig ist die Staatsoper als Wirtschaftsfaktor für Wien? 
Sehr wichtig: 130 Millionen Euro Wertschöpfung pro Spielsaison, vom Hotel bis zu den Friseuren und Taxis. Was mir auch sehr wichtig ist: Wir öffnen die Oper für junges Publikum. Unter-27-Jährige können für zehn Euro in die Generalproben. Und zum Zweiten habe ich gesagt, ich möchte gerne, dass jeder Österreicher mindestens einmal im Leben in der Oper war. Um diese Atmosphäre in der Staatsoper zu spüren. Und da fangen wir bei den Kindern an. Daher werden wir am Sonntag Kinderführungen anbieten. Wir wollen ihre natürliche Neugierde befriedigen. Denn Kinder sind auch Entscheidungsträger, wo es am Wochenende hingeht.

Als Landesrätin hat man Sie nie am Opernball gesehen...
Die Niederösterreich-Repräsentanz war Aufgabe des Landeshauptmannes bzw. der Landeshauptfrau. Künftig werde ich als „Mit-Gastgeberin“ den Ball natürlich besuchen.

Interview: Oswald Hicker

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