Gute Impfung, schlechte Impfung
Serie Teil 8: Unsere Körper-Abwehr wird immer aggressiver
Asthma, Neurodermitis, jugendlicher Diabetes: Die Ursache liegt in einem gestörten Abwehrsystem.
Die Zeit der gefährlichen Seuchen ist lange vorbei. Und viele davon – z. B. Cholera, Pest, Typhus oder Ruhr – sind verschwunden, ohne dass es dagegen groß angelegte Impfaktionen gegeben hat. Bessere Hygiene und gestiegene Lebensstandards haben viel dazu beigetragen, dass Infektionskrankheiten ihren Schrecken verloren haben. Und auch dort, wo Impfkampagnen angelaufen sind, ist es bei einigen unklar, ob sie hauptverantwortlich für den Rückgang der Krankheiten waren. Gegen Diphtherie und Tetanus wurde bei uns z. B. erst ab 1960 breit geimpft, die Fälle sind aber bereits nach dem Krieg dramatisch eingebrochen.
Heute bedrohen ganz andere Gefahren unsere Gesundheit: Allergien, Autoimmun-Erkrankungen und Entwicklungsstörungen nehmen rasant zu. Vorreiter sind, wie meistens, die USA. Eine Studie ergab, dass bereits 33% der US-Kinder an zwei oder mehr behandlungsbedürftigen chronischen Krankheiten leiden. Vollkommen gesunde Kinder sind bereits in der Minderzahl.
Neue Krankheiten
Bei uns ist es noch nicht ganz so schlimm. Doch der Trend zeigt steil nach oben. Beim kindlichen Diabetes, wo das Immunsystem die körpereigene Insulin-Produktion zerstört, hat sich die Zahl der Patienten während der letzten zehn Jahre verdoppelt. Dutzende Autoimmun-Erkrankungen breiten sich aus, die noch vor Kurzem kaum bekannt waren.
Ärzte sind ratlos
"Die gemeinsame Ursache für all diese Störungen ist ein hyperaggressives unreifes Immunsystem, das den eigenen Körper angreift", erklärt der deutsche Kinderarzt und Sachbuch-Autor Herbert Renz-Polster: "Doch wodurch dies ausgelöst wird, ist ein Rätsel." So wie die meisten Ärzte denkt Renz-Polster, dass Impfungen bei dieser Entwicklung keine Rolle spielen. Andererseits gibt es keine medizinische Maßnahme, die so intensiv in die Immunfunktionen eingreift, wie eben die Impfungen. Und auch der biologische Mechanismus liegt auf der Hand: "Es ist die dezidierte Aufgabe der chemischen Wirkverstärker, eine starke Immunreaktion auszulösen", erklärt der britische Aluminium-Experte Christopher Exley. "Das ist der Grund, warum sie den Impfungen zugesetzt werden."
Dass in einem gestressten System auch Fehler passieren können, zeigen zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten. Das Immunsystem kann harmlose Partikel – wie Blütenpollen – für feindliche Eindringlinge halten. Oder es verwechselt bestimmte Strukturen im Wirkstoff der Impfung mit ähnlich aussehenden Molekülen im Körper. Das Immunsystem zu manipulieren, beherrscht die Medizin gut. Doch wie ein einmal eingelerntes Fehlverhalten wieder korrigiert werden kann, weiß derzeit niemand.
Bessere Impfstoffe
Worin eine Lösung des Dilemmas liegen könnte, zeigt das Beispiel vom Keuchhusten. Trotz Rekord-Impfquote gibt es derzeit so viele Krankheitsfälle wie zuletzt in den 70er-Jahren. Die aktuelle Impfung bietet nur einen geringen Schutz, der rasch nachlässt. Zudem können Geimpfte die Keime genauso weitergeben wie Ungeimpfte. Nun arbeiten französische Wissenschaftler an einer neuartigen Impfung, die lebende Bakterien enthält. Weil diese vom Immunsystem erkannt werden, sind keine Wirkverstärker nötig. Die Impfung wird auch nicht injiziert, sondern – wie bei der natürlichen Infektion – über die Nase eingeatmet. In den bisherigen Studien wurden erstaunliche Resultate registriert: Die Impfung wirkt nicht nur gegen Keuchhusten – sondern insgesamt wie eine Vitaminkur auf die Abwehrkräfte.
Alle Folgen der Serie finden Sie unter #impfen2019
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