Record Store Day

Der Reiz von Vinyl in Zeiten von Spotify

Sie haben Kultstatus und werden teils als wertvolle Sammlerstücke gehandelt: Schallplatten erleben seit einigen Jahren ein bedeutsames Revival. Das wird am 20. April mit dem Record Store Day gefeiert.

NÖ. Die Platte vorsichtig aus der Papierhülle gleiten lassen, um sie dann behutsam auf den Plattenteller zu drapieren. Sobald die Nadel das Vinyl berührt, wird man verzaubert von den Klängen. Es ist schon alleine die Vorbereitung, die Platten hören zu seinem so viel sinnlicheren und haptischeren Erlebnis macht als, wenn man schnell mal Spotify am Handy aktivieren. Man hört weniger, aber das dann bewusster. Der Musik von der Platte wird die gesamte Aufmerksamkeit geschenkt.

Die drei Plattenläden in Niederösterreich

Norbert Schneider ist Mondsüchtig

Das wissen auch zahlreiche Künstler, wie Jazz- und Bluesmusiker Norbert Schneider. Zusammen mit Georg Buxhofer und Georg Schrattenholzer hat sich der international erfolgreiche, aus Prottes stammende Musiker einen kleinen Traum erfüllt: „'Mondsüchtig' ist ein reines Jazzalbum, analog aufgenommen. Echte musikalische Handarbeit vom ersten Ton bis zum Lautsprecher“, verrät der Künstler.

Ohne großes technisches Frumherum, nur das Trio: Gitarre, Kontrabass und Posaune. Ein paar Klassiker wie die Single „Blue Moon“ aber auch eigene Songs sind auf dieser exklusiven 10“ Platte zu hören. Physisch gibt es das Album auf 110 Gramm schwerem Vinyl und nur 750 Stück. Jedes Album ist von Norbert Schneider handnummeriert. Es sind wahre Sammlerstücke.

Mehr als ein Abspielgerät

Um ein solches Werk aber stilecht zum Erklingen zu bringen, braucht es auch das richtige Gerät. Heinz Lichtenegger ist mit seiner Firma ProJect Weltmarktführer in der Plattenspielerproduktion. Als Anfang der 1990er Jahre die CD endgültig ihren Siegeszug antrat, kaufte der Weinviertler eine Plattenspielerfabrik in Tschechien. Die Zeit gab ihm recht gegen den Strom zu schwimmen.  Heute lässt er in drei Werken in Tschechien 120.000 Plattenspieler jährlich produzieren. Es gibt weltweit kaum ein gutes HIFI-Geschäft, das seine Produkte nicht führt.
2017 eröffnete er sein Headquarter in Mistelbach/Wilfersdorf, von wo aus er seine exquisiten Produkte in die ganze Welt exportiert.

Zu haben sind die guten Stücke in nahezu jeder Preiskategorie, wobei in den einzelnen Serien wahre Kunstwerke zu finden sind. Besonders bemerkenswert war die sofort ausverkaufte Limited Edition, bei der Bestandteile benutzt wurden, die man auch an den Instrumenten eines klassischen Orchesters wiederfindet. 

Interview mit Norbert Schneider

MEINBEZIRK: Was ist der Reiz des Vinyls in Zeiten von Spotify für den Künstler?

NORBERT SCHNEIDER: Sozusagen die Antithese zu Spotify. Ohne dieses Medium verteufeln zu wollen, fördert es doch auch die Kurzlebigkeit in der Musik. Was nicht sofort gefällt, wird in Sekundenschnelle weggewischt. Wer sich eine Platte auflegt, macht das bewusst und möchte in der Regel auch tiefer eintauchen. Das verträgt sich gut mit meinem Publikum und meiner Musik.

Nimmt man ein Plattenalbum anders auf, als ein digitales?

Das muss man nicht, ich schon. Meine letzten beiden Alben hab ich mit einem Tonbandgerät aufgenommen. Man geht ganz anders in eine analoge Aufnahmesession rein. Auf ein Band passen 25 Minuten Musik, das kostet 350 Euro. Die Gruppe geht dadurch besser vorbereitet und auch mit einer angenehmen Spannung in so eine Session. Da werden nicht von jedem Lied zehn Takes aufgenommen, in der Regel spielen wir die Lieder nicht öfter als dreimal. Das hilft uns dabei, die Musik nicht zu Tode zu produzieren und ich kann auch meinem Perfektionismus gegensteuern. Zu geschliffene Musik langweilt mich selbst als Konsument, in diese Falle möcht' ich nicht tappen.

Wird es weitere Platten geben oder war das ein einmaliges Experiment?

Ich veröffentliche alle meine Alben auch als Vinyl. Spezielle Projekte wie mein Album „Mondsüchtig“ bringe ich exklusiv nur als Vinyl heraus. Ich schreibe viel unterschiedliche Musik, meine jazzigen Projekte werden vermehrt von Menschen gehört, die sich das sowieso lieber auf Platte anhören. Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und verkaufe diese Alben nur bei meinen Live Auftritten.