Sonnenwende in der Wachau: Promi-Schiff in "Seenot"

Die "MS Austria" mit zahlreichen Promis an Bord wurde von der "Schönbrunn" gerammt.
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  • Die "MS Austria" mit zahlreichen Promis an Bord wurde von der "Schönbrunn" gerammt.
  • hochgeladen von Oswald Hicker

Es ist einer der schönsten Orte der Erde, an denen man die Sommersonnenwende verbringen kann. Wenn in der Wachau die Weinberge mit Fackeln beleuchtet sind, die Sonnwendfeuer auf den Gipfeln lodern und die Feuerwerke den Himmel erleuchten, dann ist auf dem Strom alles unterwegs was schwimmt. Die gesamte ehemalige DDSG-Flotte, die jetzt unter verschiedensten Flaggen fährt versammelt sich im Weltkulturerbe. Klingene Namen wie "Stadt Wien", "Schönbrunn" und "Admiral Teghettoff" kreuzen ebenso gegen den Strom von Krems nach Spitz wie zahlreiche modernere Schiffe.

An Bord der Stahlkolosse wird getanzt, gespeist, gesungen und die Kulisse bestaunt. Doch heuer wäre das Ballett der Donau-Dampfer beinahe schief gegangen. Der historische Schaufelraddampfer "Schönbrunn" der "Österreichischen Gesellschaft für Eisenbahngeschichte" hielt anfangs noch tapfer mit der Flotte mit. Doch als die gesamte Vergnügungs-Armada vor Dürnstein vor Anker ging um das Feuerwerk zu bestaunen, wurde es plötzlich hektisch am Schiffsfunk. Die "Schönbrunn" hatte laut ersten Informationen Probleme mit einem Ruder und trieb auf die "MS Austria" der Brandtner-Schiffahrt zu. An Bord der "MS Austria" feierten Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll, die Minister Sebastian Kurz und Wolfgang Brandstetter, Fürstin Gloria Thurn und Taxis, Landesräte, Wirtschaftsbosse und Künstler wie Christiane Hörbiger nebst Gatten Gerhard Tötschinger, Soko-Kitzbühel Star Christina Spenger, Vera Russwurm, um nur einige zu nennen.

Die Tragödie nahm ihren Lauf. Der Kapitän der "MS Austria" versuchte noch mit einem Notmanöver auszuweichen. Doch das Heck der Schönbrunn rammte das Flaggschiff der Brandner-Flotte voll Steuerbord. Die Reling zerbarst, Zwei große Panoramafenster gingen zu Bruch. Zwei Tische (einer davon der Tisch des Autors, anm. der Red.) waren übersät mit Scherben. Weingläser, Teller wurden durch den Aufprall von den Tischen gefegt. Am Oberdeck, wo gerade das Feuerwerk bestaunt wurde, flogen ebenfalls die Gläser, die Feiernden klammerten sich an der Reling oder an einander fest.

Nach einer kurzen Schrecksekunde fassten sich die Gäste wieder. Die "MS-Austria machte sich von Dürnstein in voller Fahrt auf nach Krems. Als sie an der "Schönbrunn" vorbeifuhr, konnte man erkennen, dass der alte Schaufelraddampfer am Heck arg ramponiert war. Doch die Aufregung an Bord ging weiter. Da die Steuerbordseite der "MS Austria" schwer ramponiert war, musste der Kapitän versuchen, mit dem Bug stromab in Krems anzulegen. Ein Manöver, dass beim derzeitigen hohen Wasserstand und somit starker Strömung sehr delikat war. Immer wieder steuerte das Schiff auf den Steg zu, krachte dagegen und musste wieder abdrehen. Jedesmal flogen Gläser und Flaschen an Bord von Tischen, kämpften die Passagiere gegen das Umfallen.

Erst nach knapp einer Stunde konnte das Schiff am Steg vertaut werden und die ersten Passagiere an Land gehen. Auch wenn zahlreiche Schaulustige am Ufer den Eindruck hatten, gerade dem berühmten Schettino-Manöver zur Begrüßung der Inselbewohner beizuwohnen, war die Anlandung des schwer havarierten Schiffes doch eine Meisterleistung des Kapitäns. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand. Für die Brandner-Schiffahrt ist der Vorfall allerdings eine bittere Angelegenheit. Momentan ist sie in der Werft in Linz, noch ist nicht abschätzbar, wann die "MS Austria" wieder einsatzbereit ist. Bleibt zu hoffen, dass das Flaggschiff des Unternehmens in der Hauptsaison nicht zu lange ausfällt.

Nachtrag 19. Juni: Aufgrund großen Interesses am genauen Unfallhergang zumindest einige Beobachtungen: Etwa eine Minute vor der Kollision setzte der Kapitän die MS Austria in volle Fahrt und fuhr mit voller Kraft stromaufwärts, der "Schöbrunn" entgegen. Warum der Kapitän der stromaufwärts befindlichen Schönbrunn entgegenfuhr und nicht stromabwärts auswich ist unklar, offenbar handelte es sich dabei bereits um ein Ausweichmanöver. Der Anprall fand also mit beträchtlicher Geschwindigkeit und Wucht statt, das ganze Schiff geriet in eine seitwärts Schlingerbewegung und schaukelte mehrmals hin und her. Nach dem Anprall setzte der Kapitän der MS-Austria die Fahrt stromaufwärts noch fort, verließ den Stadtbereich von Dürnstein um oberhalb der anderen Boote sicher zu wenden. Dabei kam es zu einer weiteren Schrecksekunde, da die MS-Austria eine große rote Begrenzungsboje der Schiffahrtsrinne backbord rammte und dann überfuhr. Danach wendete der Kapitän und fuhr rasch in Richtung Krems.

Beim langen Anlegemanöver befand sich vorerst am Landesteg kein Personal um die Taue festzumachen, was wohl auch mit Grund für die lange Dauer gewesen sein dürfte. Erst ein beherzter Polizist, der die Lage vom Ufer aus überwachte, versuchte das schwere Schiff anzutauen.

Nachtrag 20. Juni: Inzwischen hat die oberste Schiffahrtsbehörde in Wien Ermittlungen aufgenommen. Bernhard Bieringer vom Verkehrsministerium gegenüber den Bezirksblättern: „Nach ersten Ermittlungen dürfte es ein technisches Problem an Bord der "Schönbrunn" gegeben haben. Sie können davon Ausgehen, dass der Kapitän der „MS Austria“ ein Ausweichmanöver gestartet hat. Dazu ist anzumerken, dass die Stelle besonders eng ist und ein derartiges Manöver aufgrund der starken Strömung, des starken Verkehres und der Dunkelheit natürlich schwierig ist. Es war viel Verkehr, man hat nur die Lichter am Ufer und der anderen Boote zur Orientierung."

Zum konkreten Fall will Bieringer noch keine Angaben machen: „Allgemein ist in solchen Situationen anzumerken: Wenn ein Ausweichmanöver nicht zum gewünschten Erfolg führt, kann das viele Ursachen haben. Man muss sich auch immer vor Augen halten, was passiert wäre, wenn man geblieben wäre wo man ist. Wenn man größeren Schaden verhindert hat, hat man auch alles richtig gemacht."

Laut Bieringer werde die oberste Schiffahrtsbehörde keine Schuldfrage am Zusammenstoß klären: „Wir werden die Transponder, welche die Positionen der Schiffe aufzeichnen, auswerten. Dadurch lässt sich einiges objektivieren. Zusätzlich werden wir Zeugen befragen. Besonders wertvoll sind die Aussagen der anderen Kapitäne, die den Vorfall beobachtet haben. Das sind Profis, welche die Lage einschätzen können. Aus all diesen Aussagen und Auswertungen werden wir einen Bericht erstellen. Sollten Hinweise auf eine Verwaltungsüberschreitung bestehen, werden wir das der Bezirkshauptmannschaft mitteilen."

Schiffseignerin nimmt Stellung: "Zu Papier gebrachte Fehlwahrnehmungen"

Aufgrund unseres Berichtes meldete sich Schiffseignerin Barbara Brandner-Mosser bei den Bezirksblättern. Sie weist die Darstellungen in diesem Bericht zurück und schildert Ihre Sicht des Vorfalles. Auch wenn sich die Sicht der Dinge nicht mit den Beobachtungen des Autors deckt, werden wir aus Fairnessgründen das Schreiben im Originalwortlaut wiedergeben:

Sehr geehrter Herr Hicker als Verfasser des Berichtes, sehr geehrter Herr Mag. Schnell!
Ihr Bericht über den Vorfall von heute nacht enthält „zu Papier gebrachte“ Fehlwahrnehmungen.
Mir ist schon klar, dass es die Sensation ist, die Ihre Branche beflügelt und am Leben erhält, aber Ihre Geschichte, Herr Hicker, ist Ihnen (vorsätzlich?) „aus dem Ruder gelaufen“.

Ich ersuche Sie daher, folgende Richtigstellungen durchzuführen.

· Es ist nicht richtig, dass die MS Austria der MS Schönbrunn mit voller Kraft entgegenfuhr.
· Die MS Austria hat keine Boje gerammt, sondern diese wurde beim einzig möglichen Ausweichmanöver zum rechten Ufer gedrückt.
· In keinem Moment waren die Gäste an Bord gefährdet.
· Es ist unrichtig, dass für das Anlegemanöver Personal an der Anlegestelle in Krems vorgehalten werden muss. Die an Bord befindliche Mannschaft ist selbst in der Lage, dieses Manöver durchzuführen. Das Manöver in Krems wurde einzig deshalb gewählt, da der steuerbordseitige Ausstieg durch den Anprall beschädigt wurde und zu diesem Zeitpunkt nur über den backbordseitigen Ausstieg ein ungehindertes und bequemes Aussteigen unserer Passagiere gewährleistet werden konnte. Auch dort waren die Gäste an Bord zu keinem Zeitpunkt gefährdet.
(Ein Flugzeug kann bei starkem Wind auch nicht landen „wie auf rohen Eiern“).
· Die Zeiten, die Sie in Ihrem Bericht angeben, entsprechen nicht der Wahrheit (z.B. Anlegemanöver in Krems).
· Darüberhinaus skizzieren Sie in Ihrem Bericht eine Lage und Stimmung, die nicht den Tatsachen an Bord entsprochen hat.

Es reicht wohl nicht, dass die BRANDNER Schiffahrt durch einen Dritten massiven Schaden erlitten hat. Unserem traditionsreichen niederösterreichischen Familienunternehmen durch eine derartige Berichtstattung „noch eins draufzusetzen“ ist selbstredend.

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