Leben am Limit
Was Armut mit uns macht
Was Armut mit den Menschen macht: Sozialer Rückzug, weil im Börsel zu wenig übrig bleibt.
NÖ. Zehn bis 15 Prozent der Niederösterreicher leben in Armut. Rund ein Drittel ist armutsgefährdet. Die Zahlen sind alarmierend, findet nicht nur Mistelbachs Volkshilfe Obmann Hans Hager. „Die meisten Familien ziehen sich dann zurück, um ihre Armut nicht öffentlich zur Schau zu stellen. Das heißt, die Leute halten sich fast nur mehr zu Hause auf und das belastet meistens auch die Psyche“, weiß Hans Hager.
Hunger auf Kultur
Kino- oder Konzertbesuche gehen sich da oft nicht aus. In Mödling ermöglicht der NÖ Kulturpass Menschen an der Armutsgefährdungsgrenze (1.392 Euro /Monat) den kostenlosen Besuch diverser kultureller Veranstaltungen, die von Einrichtungen, die Partner von „Hunger auf kunst und Kultur“ sind, angeboten werden.
Die Stadt Mödling ist schon seit 13 Jahren Teil dieser Aktion. „Ab und zu ein Besuch im Theater, das hebt meine Stimmung“, sagt zum Beispiel Kulturpassbesitzerin Verena. Sie ist aktuell arbeitslos und hat weniger als 44 Euro Taggeld. Somit ist auch sie zum Kulturpass berechtigt. Wichtig: Die Stadt Mödling vergibt Kulturpässe nur an Personen mit Hauptwohnsitz in der Stadt! Alle anderen bekommen den Kulturpass von der Caritas.
Henry Laden
Was aus finanziellen Engpässen entstanden ist, trifft mittlerweile den Zeitgeist: Second Hand. Nicht immer muss alles neu gekauft werden, im Gegenteil ist die Wiederverwertung nicht nur günstiger, sondern nachhaltiger. Vor vier Monaten eröffnete der Henry Laden des Roten Kreuzes in der Brucker Innenstadt.
In Scheibbs kann man bereits auf bald sieben Jahre Erfahrung zurückblicken. "Von Beginn an mit 33 Ehrenamtlichen, derzeit unterstützen 67 Ehrenamtliche dieses Erfolgsprojekt. Wir leisten damit einen ökonomischen, ökologischen und sozialen Beitrag. Vom Reinerlös werden Menschen in sozialen Notlagen, wie etwa durch die Team Österreich Tafel, Spontanhilfe, Krisenintervention oder die Sozialbegleitung des Roten Kreuzes im Bezirk Scheibbs unterstützt", gibt Caroline Schalhaas vom Roten Kreuz Auskunft.
Revival der Garagenparty
Dass die letzten Teuerungen sich auch in der Gastronomie abgezeichnet haben, ist hinlänglich bekannt. Mit zehn Euro wird man heute nicht mehr sehr satt. Das spüren auch die Gmünder Gastronomen. So ist im Hahn Buam-Hof in Bad Großpertholz der Getränkekonsum gesunken. „Essen gehen die Menschen noch, aber eher am Wochenende“, erklärt Manfred Hahn, Inhaber des Hahn Buam-Hofs. Anstatt auszugehen, erleben die privaten Garagenpartys ein Revival.
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