Landwirtschaftskammer NÖ
"Klasse statt Masse" in NÖs Tierhaltung

„Roter Hahn“-Wirt Christian Widgruber, EZG Gut Streitdorf-GF Werner Habermann, LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner, EZG Gut Streitdorf-Obmann Franz Rauscher, LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager | Foto: LK NÖ/Georg Pomaßl
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  • „Roter Hahn“-Wirt Christian Widgruber, EZG Gut Streitdorf-GF Werner Habermann, LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner, EZG Gut Streitdorf-Obmann Franz Rauscher, LK NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager
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Am 17. Mai hat die Landwirtschaftskammer Niederösterreich zu einer Pressekonferenz geladen, bei der Präsident Johannes Schmuckenschlager, Vizepräsidentin Andrea Wagner sowie Obmann und Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft "Gut Streitdorf" Franz Rauscher und Werner Habermann über das Thema "niederösterreichische Strategie in der Tierhaltung in Hinblick auf Versorgungssicherheit, Kennzeichnung und Qualität" informiert. 

NÖ. Das gesellschaftliche Interesse an dem Tierwohl und der Qualität unseres Fleisches hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Im internationalen Vergleich steht Österreich gut da. Damit der hohe Standard gehalten werden kann, wird stetig an der Weiterentwicklung der Produktion gearbeitet. 

"Hat Nutztierhaltung noch Zukunft?"

Diese Frage stellen sich zurzeit viele Bäuerinnen und Bauern. Denn Weiterentwicklung bedeutet zumeist Mehrkosten, diese gepaart mit steigenden Rohstoffpreisen und einem volatilen Markt mit Preissprüngen von bis zu 15 Cent pro Woche, sind für viele finanziell nicht tragbar. 

Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager betont: „Darum ist es zwingend erforderlich, dass alle Akteure entlang der Wertschöpfungskette bis zu den Konsumentinnen und Konsumenten diesen Weg mittragen und auch ihren Beitrag dazu leisten. Konkret müssen entsprechende Mehrkosten und Zusatzaufwände besser am Ladentisch abgegolten werden. Nur so können wir auch künftig die Eigenversorgung der Österreicherinnen und Österreicher mit heimischem Qualitätsfleisch garantieren und unseren bäuerlichen Betrieben eine klare Zukunftsperspektive liefern.“

Planungssicherheit als wichtiger Faktor

Die Planungssicherheit spielt bei der Weiterentwicklung eine vorrangige Rolle. Denn nur, wenn die heimischen Bäuerinnen und Bauern eine gewisse Sicherheit haben, werden sie bereit sein, Investitionen in mehr Tierwohl zu tätigen. 
Zu diesen Rahmenbedingungen gehört jedenfalls auch die wirksame Kontrolle des Aktionsplans für nachhaltige Beschaffung, der die freiwillige Selbstverpflichtung der Bundeseinrichtungen regelt, Lebensmittel für ihre Großküchen nachhaltig und regional zu beziehen:

„Die dafür zuständige Bundesministerin Leonore Gewessler ist gefragt, ein entsprechendes Monitoring ab sofort umzusetzen. Um Verwerfungen am Markt vorzubeugen, ist des Weiteren eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung auch auf EU-Ebene notwendig und die Gastronomie noch stärker mit an Bord zu nehmen, hier wiederum ist Bundesminister Johannes Rauch gefordert“, so der Appell der Landwirtschaftskammer NÖ.

Wettbewerbsfähigkeit mitdenken

Bei den Veränderungen ist immer auf die Marktkonformität zu achten. Falls diese nicht gegeben ist, werden immer mehr Bäuerinnen und Bauern, die Erzeugung tierischer Lebensmittel stoppen. Dies würde zu großer Abhängigkeit von Importen führen. Derzeit kann sich Österreich bei Schweine- und Rindfleisch zu 106 bzw 145 Prozent selbst versorgen. Doch dies kann sich schnell ändern - die Corona-Krise und der Ukraine-Krieg zeigen, wie rasch sich der Markt verändern kann. 

Johannes Schmuckenschlager führt aus, wie wichtig die Weiterentwicklung des Tierwohls ist.  | Foto: RegionalMedien NÖ
  • Johannes Schmuckenschlager führt aus, wie wichtig die Weiterentwicklung des Tierwohls ist.
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 „Tierwohl muss auf Augenhöhe mit den Bauern und der gesamten Wertschöpfungskette Schritt für Schritt weiterentwickelt werden, damit die Konsumenten auch künftig mit heimischem Qualitätsfleisch versorgt werden“, so der Kammerpräsident.

Herkunstkennzeichnung und Transparenz

Herkunftskennzeichnung bedeutet auch Transparenz. Die Vize-Präsidentin der Landwirtschaftskammer NÖ Andrea Wagner wünscht sich ein System, wie es für Eier bereits jetzt besteht.

Weiters fordert sie: "Bei der Kennzeichnung brauchen wir einheitliche Systeme und kein Siegel-Wirr-Warr. Vorschriften müssen auch regionale Unterschiede berücksichtigen und es braucht weiterhin effektive Anreizmodelle, damit bäuerliche Betriebe auch zukünftig investieren. Zusätzlich müssen die neuen, gemeinsam entwickelten Gütesiegelprogramme, wie z.B. ‚Mehr Tierwohl‘ auch am Markt angenommen werden. Nur durch die Erhöhung der Nachfrage, kann es eine Weiterentwicklung geben. Deswegen rufe ich alle Konsumentinnen und Konsumenten, denen Tierwohl ein Anliegen ist, dazu auf, unbedingt Tierwohl-Produkte im Geschäft zu kaufen.“

Bildungsangebote der Landwirtschaftskammer

Die Strategie der Landwirtschaftskammer NÖ wird auch über die umfassenden Bildungs- und Beratungsangebot deutlich: Webinare und Seminare zur Qualitätsfleischproduktion und zu tierfreundlichen Haltungssystemen sowie Beratungen zu Qualitätsprogrammen, wie etwa Qplus Rind oder AMA-Gütesiegel, zu Investitionen und Investitionsförderung, sieht die Landwirtschaftskammer NÖ als eine Ihrer Hauptaufgabenfelder, wenn es um die Weiterentwicklung in der Nutztierhaltung geht. Die Landwirtschaftskammer NÖ arbeitet zudem intensiv daran, neben den klassischen Vertriebskanälen auch einen neuen kooperativen Vertriebskanal hin zur Großküche aufzubauen, damit auch im Außer-Haus-Verzehr der Schulterschluss zwischen Produzenten und Kunden besser gelingt. Dieser soll vorerst ab Sommer mit Obst und Gemüse in eine erste Testphase starten und dann Schritt für Schritt mit den Erzeugergemeinschaften auch auf Geflügel, Fleisch und Milchprodukte erweitert werden. Nähere Informationen dazu folgen.

St. Pöltner Wirt Christian Widgruber posiert mit Werner Habermann, Andrea Wagner, Franz Rauscher und Johannes Schmuckenschlager. | Foto: RegionalMedien NÖ
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Tierwohl und der Preis

Der Obmann der Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf Franz Rauscher beurteilt die Weiterentwicklung des Tierwohls als eine der Hauptaufgaben, der sich die Branche neben der Weiterentwicklung der Qualitätsprogramme widmet:

„Die Tierhaltung in Niederösterreich wird sich im Sinne der gesellschaftlichen Anforderungen im Bereich Tierwohl weiterentwickeln. Die größte Herausforderung ist es, auf diese Wünsche der Konsumenten einzugehen. Die Entwicklungsprozesse brauchen aber Zeit, Verständnis und lösungsorientiertes Handeln von allen Akteurinnen und Akteuren. Nur so ist die ureigenste Aufgabe unser Betriebe – für eine gewünschte Eigenversorgung im Fleischbereich zu sorgen – möglich.“

Dabei darf allerdings der Preis nicht außer Acht gelassen werden. Geschäftsführer Werner Habermann betont, dass aufgrund der stark gestiegenen Erzeugerpreise Schweine- und Rindfleisch im Einzelhandel teurer werden muss, um eine sichere und stabile Eigenversorgung sicherzustellen. 

„Die gesamte Wertschöpfungskette muss kostendeckend funktionieren und jeder Akteur muss etwas verdienen können. Werden etwa die Qualitätsprogramme M-Rind, ‚Mehr Tierwohl‘ Schwein und Kalb Rosé bei den Kunden angenommen, können sie auch noch weiter ausgebaut werden,“ so der Geschäftsführer weiter. 

Kalb Rosé: nachhaltige, tierfreundliche Spitzenqualität

"Kalb Rosé" steht für bestmögliche, artgerechte Haltung sowie ausgezeichnete Fleischqualität, die mit dem AMA-Gütesiegel ausgezeichnet wurde. Gleichzeitig werden Exporte ins Ausland sowie Importe von Kalbfleisch reduziert. 

„Die Kalbfleischstrategie ist ein einzigartiges Beispiel für Nachhaltigkeit, da ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen einfließen und Bauern wie Konsumenten profitieren“, erläutern die Chefs der Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf.

Gastronomie & Herkunftsbezeichnungen

Die Gastronomie hat im Fleischbereich einen Marktanteil von über 50 Prozent und bekleidet damit eine wichtige Rolle. Außerdem wollen immer mehr Konsumenten wissen, woher das Fleisch auf ihren Tellern kommt, weshalb sowohl die Landwirtschaftkammer als die Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf fordert, die Gastronomie in das Thema Herkunftskennzeichung miteinzubinden. 

„Viele Gastronomiebetriebe leben aktiv die von ihren Gästen geforderte Transparenz und loben die Herkunft ihres Speiseangebotes, insbesondere bei Fleischgerichten, in der Speisekarte aus. Jeder Gast hat damit die freie Wahl, sich für sein Lieblingsgericht zu entscheiden. Doch in den nächsten Jahren stellt sich die für Bauern wie Konsumenten entscheidende Frage, inwieweit die Gastronomie den Weg der nachvollziehbaren Herkunft weiter ausbauen wird. Nur dadurch können wir einen fairen Wettbewerb sicherstellen und garantieren, dass den Gästen nicht über Umwege Fleisch aus Brasilien oder Argentinien serviert wird. Gerade in der Diskussion um Nachhaltigkeit und Klimaschutz sehen wir das als wesentliches Instrument, um zukünftig unsere Betriebe abzusichern“, sind sich die Vertreter der Landwirtschaftskammer NÖ und der Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf einig.

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