Hopfen und Malz verloren
So hart hat das Hochwasser Landwirte getroffen

- Landwirtschaft massiv von Hochwasser betroffen.
- Foto: Archiv
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Im September 2024 wurde Niederösterreich von einem schweren Hochwasser getroffen, das weite Teile der Landwirtschaft stark beeinträchtigt hat.
NÖ. Die Landwirtschaftskammer Niederösterreich hat auf Nachfrage von MeinBezirk eine erste Einschätzung der Lage gegeben und die potenziellen Schäden für die Land- und Forstwirtschaft sowie die betroffenen landwirtschaftlichen Betriebe erläutert. Obwohl das gesamte Ausmaß des Schadens noch nicht vollständig abschätzbar ist, sind erste Auswirkungen bereits spürbar und die Folgen für die Landwirtschaft in den kommenden Wochen und Monaten werden erheblich sein.
Schadensausmaß noch nicht abschätzbar
Aktuell ist es schwierig, den genauen Umfang der Schäden zu beziffern, betont die Landwirtschaftskammer, da in vielen betroffenen Regionen das Wasser noch immer auf den Feldern steht. Erst nach dem vollständigen Abfließen des Wassers und nach gründlicher Inspektion der betroffenen Gebiete wird eine genaue Bewertung möglich sein. Die landwirtschaftlichen Betriebe erhalten jedoch bereits täglich Schadensmeldungen, und es wird davon ausgegangen, dass diese Zahl in den nächsten Tagen und Wochen weiter drastisch ansteigen wird. Besonders betroffen sind die Bezirke Melk, St. Pölten und das Tullnerfeld, die sowohl in der Landwirtschaft als auch in den örtlichen Gemeinden mit massiven Zerstörungen zu kämpfen haben.

- Felder stehen teilweise noch immer unter Wasser.
- Foto: DOKU NOE
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Schäden in der Landwirtschaft
Die Schäden durch das Hochwasser betreffen eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Bereichen. Zu den schwerwiegendsten Folgen zählen:
- Überflutete Wohn- und Wirtschaftsgebäude, Lagerhallen, Stallungen und Verarbeitungsräume, insbesondere bei Direktvermarktern.
- Verendete Nutztiere, vor allem Schweine und Geflügel, die in der kurzen Zeit, in der die Flutwellen eintraten, nicht mehr gerettet werden konnten.
- Beschädigte landwirtschaftliche Kulturen, wie Mais, Kürbis, Erdäpfel, Sojabohnen, Sonnenblumen, Zuckerrüben und Grünland. Auch Obst- und Gemüseanlagen sind stark betroffen.
- Futter- und Düngervorräte, vornehmlich Heu, Silage und Getreide, die durch das Hochwasser vernichtet wurden.
- Hangrutschungen im Berggebiet, speziell im Pielachtal. Hier wird in den kommenden Tagen mit weiteren Rutschungen gerechnet, da der Boden durch das viele Wasser komplett gesättigt ist.
Ein Großteil der betroffenen Gebiete ist aktuell nicht befahrbar, was die landwirtschaftlichen Arbeiten erheblich erschwert. Besonders in den flachen Gebieten bleibt das Wasser lange stehen, was eine Evakuierung erforderlich macht und eine schnelle Rückkehr auf die Felder verhindert.

- Auch Hangrutsche bedrohen die Landwirtschaft wie hier den Weinanbau.
- Foto: FF Hausleiten
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Verluste von Nutztieren und schnelles Handeln
Die plötzliche und massive Ankunft des Wassers in den betroffenen Gebieten ließ den Landwirten kaum Zeit, ihre Tiere in Sicherheit zu bringen. Besonders in den Ebenen, wo das Wasser schnell und großflächig auf die Felder drang, war es für die Bauern fast unmöglich, die Tiere rechtzeitig zu evakuieren. Die Tiere, die bei dieser Katastrophe verendet sind, werden nun so schnell wie möglich durch die Tierkörperbeseitigung in Tulln entsorgt, um hygienische Risiken zu minimieren.
Die betroffenen Bäuerinnen und Bauern erhalten Unterstützung durch verschiedene Versicherungen und Fonds:
- Versicherungen für Wohn- und Wirtschaftsgebäude sowie die Hagelversicherung für landwirtschaftliche Kulturen.
- Der Katastrophenfonds des Landes Niederösterreich wird ebenfalls zur Unterstützung herangezogen.
Es wird dringend empfohlen, Schäden so schnell wie möglich bei den jeweiligen Versicherungen und dem Katastrophenfonds zu melden. Hierbei arbeiten die Gemeinden, das Land Niederösterreich und die Bauernkammern eng zusammen, um sicherzustellen, dass die Schadenskommissionen zeitnah mit ihrer Arbeit beginnen können. Viele Kommissionen sind bereits aktiv, dennoch wird es einige Zeit dauern, bis alle Schäden vollständig erfasst sind. Es ist wichtig, dass die Betroffenen ihre Schäden durch Fotos und Videos dokumentieren, da die Einreichung beim Katastrophenfonds noch bis zu sechs Monate nach dem Ereignis möglich ist.

- Foto: DOKU NOE
- hochgeladen von Eva Dietl-Schuller
Vergleich mit den Hochwassern 2002 und 2013
Das aktuelle Hochwasser kann mit den Ereignissen der Jahre 2002 und 2013 nicht direkt verglichen werden. Seitdem wurden in Niederösterreich erhebliche Investitionen in den Hochwasserschutz getätigt, die Schlimmeres verhindert haben. Ohne diese Schutzmaßnahmen wären die Schäden in diesem Jahr weitaus gravierender gewesen. Dennoch waren die Regenfälle von 470 Litern pro Quadratmeter in kurzer Zeit so extrem, dass selbst der beste Boden diese Wassermengen nicht mehr aufnehmen konnte. Trotz der umfangreichen Schutzmaßnahmen war es unmöglich, ein solch großflächiges Hochwasser vollständig zu verhindern. Nun steht jedoch die schnelle Hilfe für die Betroffenen im Vordergrund, gefolgt von einer umfassenden Analyse der Schutzmaßnahmen und möglichen Verbesserungen.
Auswirkungen auf die Lebensmittelproduktion
Die landwirtschaftliche Lebensmittelproduktion in den betroffenen Regionen wird durch das Hochwasser massiv beeinträchtigt. Da viele Felder aktuell nicht befahrbar sind, wird sich die Ernte verzögern. Die kommende Witterung spielt eine entscheidende Rolle dabei, wie schnell der Boden austrocknet und wann die landwirtschaftlichen Maschinen wieder eingesetzt werden können.
Besonders betroffen sind Kulturen, die kurz vor der Ernte stehen, wie Soja, Erdäpfel, Kürbisse, Sonnenblumen, Zuckerrüben und Mais. Ob diese Pflanzen gerettet werden können, hängt davon ab, wie lange sie unter Wasser stehen und wann die Felder wieder zugänglich sind. Bei frisch ausgesäten Kulturen, wie Raps und Sonderkulturen, wird sich erst in den kommenden Wochen zeigen, ob das Saatgut die Überschwemmungen überstanden hat.
Für einige betroffene Flächen wird es in diesem Jahr keine Ernte mehr geben, was die landwirtschaftlichen Betriebe in der Region zusätzlich belastet.
Dank an Einsatzkräfte und Freiwillige
In Zeiten solcher Naturkatastrophen zeigt sich erneut die Stärke der Gemeinschaft. Der größte Dank gebührt den zahlreichen Einsatzkräften, Ehrenamtlichen und Freiwilligen, die in den betroffenen Gebieten Übermenschliches leisten. Sie sind das Rückgrat der Wiederaufbauarbeiten und ein leuchtendes Beispiel für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.
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