Medizinische Fakultät JKU
JKU tritt für Minimum an Tierversuchen ein
Rund um Tierversuche und die Ethik der Mensch-Tier-Beziehung drehten sich Expertengespräche der Johannes Kepler Universität, kurz JKU, am 22. und 29. Mai 2020. Nun nehmen die Lehrstuhlinhaber der Medizinischen Fakultät Stellung, indem sie sich für ein Minimum an Tierversuchen aussprechen.
OÖ. Die Mitarbeiter der Medizinischen Fakultät der JKU lehnen Tierversuche weder kategorisch ab noch befürworten sie die Versuche gänzlich.
„Schlachthöfe und Tierversuchslabore gehören zu einem verdrängten Teil unserer Gesellschaft. Universitäten sind Orte der Aufklärung. Sie müssen sich daher auch Themen wie der Mensch-Tier-Beziehung selbstreflektiert stellen“ führt Rektor Meinhard Lukas aus.
Rektor Lukas und die 13 Lehrstuhlinhaber der Medizinischen Fakultät sprechen sich für einen "eigenständigen und eigenverantwortlichen Weg" aus, der laufend kritisch geprüft und gegebenenfalls angepasst werden soll.
Tierversuche sollen Nutzen haben
Im Detail sieht dieser so aus, dass das Tierversuchs-Gesetz nicht gänzlich ausgeschöpft werden soll. Die JKU lehnt Tierversuche ab, sofern adäquate alternative Methoden zur Verfügung stehen, beziehungsweise wenn kein klarer Nutzen für Mensch und Gesellschaft gegeben sei.
„Das Ziel, die Entdeckung von neuen Wirkstoffen, um Menschenleben zu retten und Leid zu verhindern, macht es notwendig, dass die Wirksamkeit von Herz-Kreislauf-Medikamenten auch in Tiermodellen getestet wird. Diese Tiermodelle werden präzise geplant, die Anzahl der Tiere so gering wie möglich gehalten, und Tierleid durch hochprofessionelle Narkose und Schmerztherapie auf ein absolutes Minimum reduziert", berichtet etwa David Bernhard vom Institut für Physiologie und Pathophysiologie.
Tierversuche seien den Ärzten nach unter anderem in der Schlaganfallforschung, bei der Behandlung von Hautkrankheiten wie Neurodermitis und Schuppenflechte, bei seltenen Erkrankungen und in der Intensivmedizin notwendig. Zum Einsatz kommen vor allem Mäuse, da sie dem Menschen genetisch und funktionell ähnlich sind. Das Mausmodell sei laut Wolfgang Högler von der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde das "wichtigste und erfolgreichste Modell für die Entwicklung von spezifischen Medikamenten".
Forschung, um Tierversuche zu reduzieren
Ein gänzlicher Verzicht auf Tierversuche würde laut den Lehrstuhlinhabern der Medizinischen Fakultät der JKU den medizinischen Fortschritt erschweren. Dennoch werde bereits an Modellen geforscht, die Tierversuche reduzieren können. So sei es Jakob Völkl vom Institut für Physiologie und Pathophysiologie nach möglich, zelluläre Mechanismen in Zellkultur und isolierten Organen zu untersuchen.
Entscheidend bei Tierversuchen sei, nach welchen Kriterien und in welchem Prozess der Nutzen für Mensch und Gesellschaft beurteilt werde. Dazu wird derzeit noch eine Diskussion geführt.
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