Bauern jubeln über gute Ernte
Top-Start in die Gemüsesaison
Die Anbaubedingungen für das oberösterreichische Frischgemüse waren dieses Jahr witterungsbedingt optimal. Trotzdem bestehe laut Branchenexperten in vielerlei Hinsicht Luft nach oben.
OÖ. „Der erwerbsmäßige landwirtschaftliche und gärtnerische Gemüseanbau wird in Oberösterreich im Jahr 2024 von 179 Betrieben auf einer Gesamtanbaufläche von etwa 1.948 Hektar betrieben“, sagt Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Das seien sieben Betriebe weniger als noch im Vorjahr. Auch bei der Flächennutzung erwarte man heuer einen Rückgang von 97 Hektar. Für die Saison 2024 gehen Experten bei circa 70.000 Tonnen Gemüseernte von einem Gesamtproduktionswert von rund 33 Millionen Euro aus.
Knapp ein Drittel des in Oberösterreich produzierten Gemüses stammt aus Bio-Anbau. Und diese Zahl nehme weiter zu.
Die kontrollierte AMA-GAP-Produktion für landwirtschaftliche Betriebe umfasse einen Anteil von 71 Prozent.
Zuckermais ist der Favorit
Zuckermais sei laut Experten in den vergangenen Jahren zur flächenstärksten Einzelgemüseart in Oberösterreich geworden. Grund dafür sei gesteigerter Konsum und leichte Zubereitung etwa als Grillgemüse – auch mit einfachem Anbau sowie Ernte kann er punkten. Weiteres sind Salat, Speisekürbis, Kraut, Einlegegurken, Karotten und Rote Rüben aktuell beliebt.
Bauern fordern Zulassung von Pflanzenschutzmittel
Damit auch kleine Kulturen – zum Beispiel Bierrettich – gut wachsen können, sei laut Landwirtschaftskammer OÖ Pflanzenschutz ganz wichtig. Viele Staaten haben dieses „Grundrecht“ auf Pflanzenschutz schon in ihre Verfassung verankert, Österreich nicht.
Die klare Forderung der OÖ-Gemüsebauern lautet daher: „Die EU-PSM-Wirkstoffzulassung und die einhergehende PSM-Anwendung muss mit dem Grundgesetz des freien Warenverkehrs innerhalb der Mitgliedstaaten, zumindest für den kleinkulturigen Gemüseanbau, unverzüglich in Einklang gebracht werden“, so Ewald Mayr, Obmann der Gemüse-, Erdäpfel und Obstbauern OÖ.
Auf Selbstversorgung setzen
Der Pro-Kopf-Verbrauch von Gemüse nahm in Österreich bis 2022 kontinuierlich zu, 2023 aber ab. Der Selbstversorgungsgrad liege laut Statistik Austria im Durchschnitt bei 55 Prozent – der Nachbarkonkurrent Deutschland kann bei Frischgemüse wie Spargel trotz ähnlicher klimatischer Bedingungen eine Selbstversorgung von fast 85 Prozent nachweisen. Darin sieht Mayr das Problem: Denn viele auch in Österreich problemlos kultivierbare Gemüsearten würden zu einem hohen Anteil importiert werden.
Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) will, was diese Thematik anbelangt, „für entsprechende zielgerichtete Unterstützungsmaßnahmen sorgen“.
Land OÖ fördert Bewässerungsanlagen
In Oberösterreich regne es zwar doppelt so viel, wie im niederösterreichischen Marchfeld, aber um die gute Qualität des Gemüses aufrecht zu erhalten, müsse es auch eine spontane Möglichkeit zur Bewässerung geben. Deswegen fördert das Land OÖ im Rahmen des GAP-Strategieplanes von 2023 bis 2027 Investitionen in überbetriebliche Bewässerungsanlagen.
Zusammenschlüsse von mindestens drei landwirtschaftlichen Betrieben oder Agrargemeinschaften können die Erneuerung und Errichtung von Wasserförderungs- und Verteilsystemen unterstützen lassen. Nähere Infos dazu gibt's beim Land OÖ und der Landwirtschaftskammer OÖ.
Auf Saisonarbeiter angewiesen
Die oberösterreichischen Gemüsebaubetriebe sicheren circa 800 familieneigene Arbeitsplätze in der Region und beschäftigen zusätzlich rund 1.000 Arbeitnehmer ganzjährig.
Trotzdem ist der handarbeitsintensive Gemüseanbau auf ausländische Saisonarbeiter und Erntehelfer angewiesen. In Oberösterreich stammen diese hauptsächlich aus den Ländern Ukraine, Kosovo, Rumänien und Polen. Mittlerweile kommen zudem rund 100 Personen aus Vietnam.
Forderung: Weniger Lohnnebenkosten, mehr Qualität
Mayr plädiert: „Wir brauchen für die handarbeitsintensiven Kulturen in Oberösterreich dringend eine Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit und eine Senkung der Lohnnebenkosten. Es muss alles getan werden, um die erforderlichen bäuerlichen Strukturen auch für eine Belieferung des österreichischen Lebensmitteleinzelhandels aufrecht zu erhalten beziehungsweise zu schaffen.“ Nur wenn eine dauerhafte Eigenversorgung mit Gemüse und Obst erreicht werde, sei man unabhängig von Importen aus aller Welt mit oft unbekannten Produktionsstandards.
Kritik gibt es deshalb auch an den Lebensmittelhändlern. Hier werde immer mehr auf Preise und Aktionen statt „Qualität und Herkunft“ gesetzt. Das belaste die heimischen Bauern.
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