Haberlander stellt Schulbau neu auf
"Wir bauen nicht für Pisa-Tests"

- Der letzte Stopp der Bildungsreise von LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) war die Neue Mittelschule in Radstadt.
- Foto: Land OÖ
- hochgeladen von Thomas Kramesberger
OÖ. "Wir Südtiroler sind Fundamentalisten, wenn es um Inklusion im Schulbereich geht", sagt der Südtiroler Bildungslandesrat Philipp Achammer. Die italienische Provinz südlich des Brenners geht im Schulbereich eigene Wege, die in Oberösterreich ebenfalls im Entstehen sind. Offene Lernformen und schulische Diversität treffen zwischen Bozen und Brixen auf moderne Architektur, helle Räume, wenig Wände und viel Glas.
Davon konnte sich eine Delegation unter Führung von Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP) und Bildungsdirektor Alfred Klampfer Anfang Oktober überzeugen. Von der Volksschule Agadair im tirolerischen Landeck, über den Schulcluster in Welsberg in Südtirol bis hin zum Burger Hof auf 1.500 Metern im Pragsertal – Pädagogik im Westen heißt stets Neues wagen.
Im Tiroler Angedair wurde die alte Schule komplett umgebaut, unter Einbeziehung der Kinder: Viel Glas, offene Räume, der Unterschied zwischen Lernen, Spielen und spielerischem Lernen verschwimmt, wenn man die herumwuselnden Volksschüler dort beobachtet.
Ebenso innovativ ist ein Konzept in Südtirol, das zum Schulcluster Welsberg gehört. Auf einem ehemaligen Bauernhof, dem "Burger Hof", hoch oben in den Bergen werden Schüler sozialpädagogisch gefördert. Man lasse sie in erster Linie ganz viel „sie selbst sein“, erklärt der pädagogische Leiter Alex Unteregger. Knapp 2.000 Schüler haben dort seit der Eröffnung im Vorjahr das ursprüngliche Leben in den Bergen, mit Selbstversorgung, Ernte, Holzhacken und Co. bereits kennengelernt. Und die Resultate sprechen für sich, meint Direktor Josef Watschinger. Kinder, zu denen bisher schwer vorzudringen war, öffnen sich nach einigen Tagen am Burger Hof und finden ihren eigenen Weg. Sie integrieren sich in der Gruppe und arbeiten selbstständig.
OÖ: Schulbaumanagement neu aufgestellt
Neue Konzepte ausprobieren und „sich neue Dinge trauen“ will sich auch Bildungslandesrätin Christine Haberlander. Deshalb kündigte sie im Rahmen des Südtirol-Besuchs die Einführung eines strategischen Schulbaumanagements in OÖ an. Der Raum solle noch mehr als Instrument des Lernens genutzt werden – Architektur und Raum sind der dritte Pädagoge, heißt es in der Fachsprache. „Zur Förderung der Talente unserer Jüngsten braucht es ein anregendes räumliches Umfeld und dieses muss sich an pädagogischen Konzepten orientieren“, so Haberlander und Bildungsdirektor Alfred Klampfer.
Derzeit laufen in OÖ 188 Schulzu- und -umbauprojekte, insgesamt investieren Gemeinden und Land 521 Millionen Euro. Und eben diese Investitionen sollen in Zukunft noch stärker auf neue pädagogische Erkenntnisse abgestimmt und unter Einbindung von Schülern und Pädagogen erfolgen. Haberlander betont jedoch, dass pädagogisch-beeinflusste Architektur kein umittelbarer Gradmesser für schulischen Erfolg sei – Stichwort Pisa-Test: „Wir bauen nicht für Pisa. Wir wollen vielmehr mit unseren Schulbauprojekten junge Menschen in ihrer Entwicklung begleiten.“
Alle Fotos: Land OÖ
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