Fachhochschul-Präsident Rabl
"Wir bieten Mundartkurse an der FH an"

FH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Auch wenn in vielen Unternehmen schon Englisch Konzernsprache ist: In der Kaffeeküche rennt der deutsche, besser noch der oberösterreichische Schmäh. Deshalb bieten wir an der FH auch Mundartkurse an." | Foto: MeinBezirk/Siegl
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  • FH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Auch wenn in vielen Unternehmen schon Englisch Konzernsprache ist: In der Kaffeeküche rennt der deutsche, besser noch der oberösterreichische Schmäh. Deshalb bieten wir an der FH auch Mundartkurse an."
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Michael Rabl ist Präsident der Fachhochschule Oberösterreich und bildet als wissenschaftlicher Leiter zusammen mit der kaufmännischen Geschäftsführerin Isolde Perndl die Doppelspitze der FH Oberösterreich. Im Interview mit MeinBezirk OÖ-Chefredakteur Thomas Winkler erklärt er, wie die FH auf den zunehmenden Wettbewerb um Studierende reagiert, welche neuen Studiengänge geplant sind, wie sich die Lehre verändert und was die Künstliche Intelligenz damit zu tun hat. 

MeinBezirk OÖ: Die Johannes Kepler Uni baut aus, die neue IT:U befindet sich im Aufbau – wie rüstet sich die Fachhochschule Oberösterreich für den härter werdenden Wettbewerb um Studenten?
Rabl:
Wir haben im Herbst 2024 unseren Strategieprozess "FH Oberösterreich 2040" gestartet, in dem es genau um diese Frage geht: Wie schaffen wir einen lebendigen Campus mit neuen Angeboten, internationalen Studierenden. An der Zahl der Maturanten hat sich ja wenig geändert, aber seit Corona gehen die Studienanfängerzahlen zurück – wohin der Rest verschwindet, wissen wir nicht. Nur im Gesundheitsbereich und bei der künstlichen Intelligenz an der JKU gibt es mehr Nachfrage. Und auch bei internationalen Studenten durch die aktuelle Entwicklung in den USA. Wohlhabende Studienwillige gehen nicht mehr dorthin. Und neben England mit dem Sprachvorteil ist auch Zentraleuropa dadurch ein stark nachgefragter Studienstandort geworden, wenn man ein solides englischsprachiges Angebot hat. Und das haben wir und werden es in den nächsten Jahren noch ausbauen. Wir möchten an drei Standorten einen Bachelor mit dem sogenannten "Ready for Upper Austria-Ansatz" anbieten. Wir versuchen dabei ein Onboarding in der Region – nicht nur in der Hochschule. Durch Intensivkurse in Deutsch und enge Begleitung können die internationalen Studenten schon ab dem zweiten, dritten Studienjahr gut Deutsch – mit dem Ziel, sie in der Region zu halten. Der große Vorteil dabei ist unsere enge Vernetzung mit der Wirtschaft, Gesellschaft und Organisationen. Ziel ist, dass wir nach dem Masterabschluss jemanden haben, der auch im Alltag gut Deutsch sprechen kann. Denn auch wenn in vielen Unternehmen schon Englisch Konzernsprache ist: In der Kaffeeküche rennt der deutsche, besser noch der oberösterreichische Schmäh. Deshalb bieten wir an der FH auch Mundartkurse an.

"Technische Architektur" ab Herbst

Welche neuen Studiengänge sind geplant?
Insbesondere der Ausbau englischsprachiger Studiengänge und ein flexibilisiertes Angebot, in dem Studierende zehn bis 15 ECTS pro Semester frei wählen können – etwa sogenannte Boom-Themen wie KI, Big Data, Block Chain oder andere Future Skills. Das läuft dann sehr stark über Onlineunterricht. Thematisch neu ist der Lehrgang "Technische Architektur", der im Herbst mit 20 Plätzen starten wird und bereits doppelt gebucht ist. Und auch der Bereich "personalisierte technische Medizin" ist neu, wird 2026 starten. Er dreht sich um hochtechnologische Maschinen und deren Bedienung in Krankenhäusern, deren Potenzial wegen fehlenden Know-hows teils nicht genutzt werden kann. 

FH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Die Kompetenz unserer Absolventen muss noch stärker interdisziplinär sein und nicht so sehr spezialisiert auf einen Bereich." | Foto: MeinBezirk/Siegl
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Wenn wir weiter vorausblicken, was muss die Fachhochschule OÖ in Zukunft, 2030, 2040 angesichts der rasanten technologischen Entwicklung – Stichwort KI – vermitteln?
Das ist schwer vorhersehbar, aber was wir auf alle Fälle wissen: Die Kompetenz unserer Absolventen muss noch stärker interdisziplinär sein und nicht so sehr spezialisiert auf einen Bereich. Thematisch wäre das dann etwa smarte Mechatronik, englischsprachige Wirtschaftsausbildung etwa mit einem vertiefenden Master in Logistik. Und in Hagenberg ist natürlich das Thema KI ein ganz großes Thema. Die KI wird jetzt in einem Studiengang abgebildet, soll sich in Zukunft aber in allen Studienabgängen finden. Themen, die uns in Zukunft auch noch stärker beschäftigen werden, sind "Energie" und "Lebensmittel", da werden wir Schwerpunkte setzen – etwa mit dem Forschungszentrum Wasserstoff in Wels. Mit Linz und Hagenberg können wir einen Life Science Hub gestalten, mit dem wir dann österreichweit mitspielen.

FH geht es um Anwendung der KI

FH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Wir wollen die KI in die Unternehmen reinbringen, insbesondere in die kleinen. Das ist schwer genug, weil die Digitalisierung die Unternehmen noch nicht durchdrungen hat." | Foto: MeinBezirk/Siegl
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Die JKU ist in Sachen KI mit Pionier Sepp Hochreiter ja hochaktiv – gerät Hagenberg da ins Hintertreffen?
Man kann den Wettbewerb nur gemeinsam gewinnen. Europa hinkt bei der KI stark hinterher. Die JKU arbeitet stark an KI-Modellen, an der Datenaufbereitung und Informationsgenerierung. In der FH geht es um die Anwendung. Deswegen heißt unser Studiengang auch Artificial Intelligence Solutions. Wir wollen die KI in die Unternehmen reinbringen, insbesondere in die kleinen. Das ist schwer genug, weil die Digitalisierung die Unternehmen noch nicht durchdrungen hat. Es gibt überall Daten, aber die sind nicht verknüpft. Was hilft da ein Chatbot, wenn man nicht weiß, woher die Daten kommen und in welcher Qualität? Da gibt es großen Nachholbedarf. 

Gibt es in Zeiten der Sparpakete ausreichend Budget für diese Pläne?
Wir haben in unserer Strategie abgebildet, dass die Finanzierung in den nächsten ein bis zwei Jahren eine angespannte ist, indem wir sagen: Was zahlt auf unsere strategischen Ziele ein, und lässt sich das wirtschaftlich abbilden? Das ist eine Herausforderung, aber vor der standen wir auch die letzten 20 Jahre und haben einen Erfolgslauf hingelegt. Die Unterstützung von Bund, Land und Standortgemeinden ist sehr gut.

Onlineformate werden ausgebaut

Aber es gibt ja Diskussionen über die Finanzierung.
Das jetzige Finanzierungsmodell ist auf Wachstum ausgelegt, aber langfristig nicht nachhaltig. Es braucht eine Basisfinanzierung und darauf aufsetzend Prämienleistungen auf Basis von Leistungsvereinbarungen. Das wäre auch kostenneutral, weil der FH-Sektor schon jetzt die für ihn budgetierten Mittel wegen fehlender Studierender nicht abholen kann. Das Ministerium unterstützt uns dabei auch, die wollen ja, dass wir das Geld abholen. Und es braucht auch eine Basisfinanzierung für die Forschung, um Stammpersonal, Nachwuchs zu fördern und in Zukunftsthemen reinzugehen. Die haben wir nicht – im Gegensatz zu den Unis.  

FH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Die Zukunft liegt eher darin, dass man Onlineformate ausbaut, dass wir dabei aber unsere DNA, den persönlichen Kontakt vor Ort mit den Studierenden, das gemeinsame Erarbeiten von Wissen, nicht verlieren." | Foto: MeinBezirk/Siegl
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Im Innviertel wurde ja immer wieder ein eigener FH-Standort zusätzlich zu Linz, Wels, Steyr und Hagenberg gefordert.
Wir bieten einen Studienberechtigungslehrgang in Ried an, der gut gebucht ist. Mit Corona und den Erfahrungen aus der hundertprozentigen Online-Lehre hat sich aber alles weiterentwickelt. Die Zukunft liegt eher darin, dass man Onlineformate ausbaut, dass wir dabei aber unsere DNA, den persönlichen Kontakt vor Ort mit den Studierenden, das gemeinsame Erarbeiten von Wissen, nicht verlieren. Da sind wir auch über unser neues Teaching and Learning-Center, das wir gerade implementieren, auf einem guten Weg. Natürlich soll die asynchrone Fernlehre ausgebaut werden. Bedeutet: Die Studierenden erarbeiten sich die Kompetenz selbst anhand einer Anleitung. Da wird auch die KI noch einiges verändern. Es gibt heute schon KI-Agenten, die dir ein fixfertiges Konzept für eine Lehrveranstaltung auf den Tisch legen, und du kriegst noch ein Dashboard individualisiert für jeden Studierenden, mit eigenen Aufgaben je nach Mankos und Stärken. Die Zukunft liegt darin, einen "Begreifraum" zu bieten – nur weil ich es am Computer gelesen habe, heißt das ja noch lange nicht, dass ich es verstanden habe. 

KI in manchen Bereichen überfordert

Die KI wird also auch für die Lehrenden Vieles verändern.
Auf alle Fälle. Sie wird sich in ganz vielen Bereichen als sehr hilfreich herausstellen, aber es wird auch Bereiche geben, wo man sie einfach überfordert. Nicht umsonst lautet das Schlagwort "Human in the Loop". Wer trainiert denn die KI? Wer überprüft die Ergebnisse der KI? Das macht der Mensch. Und ich glaube, da ist auch die Stärke der Fachhochschule: Diese Experten, die Ergebnisse auf Basis ihrer Erfahrung einschätzen können – das braucht es in Zukunft. Die KI kann in Nanosekunden Millionen von Daten analysieren, aber der Mensch hat diesen Blick fürs Ganze, den die KI in den nächsten 15 bis 20 Jahren, glaub’ ich, noch nicht haben wird. 

FAH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Der Campus in Linz wird gerade in Zusammenarbeit mit der Kunstuni neu gestaltet, um mehr Wohlfühlklima zu erzeugen. Das ist wichtig für den Austausch, wie man es ja vom Arbeitsplatz kennt: Die ersten drei Minuten in der Kaffeeküche geht es um irgendwas, danach spricht man gleich wieder über die Arbeit." | Foto: MeinBezirk/Siegl
  • FAH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Der Campus in Linz wird gerade in Zusammenarbeit mit der Kunstuni neu gestaltet, um mehr Wohlfühlklima zu erzeugen. Das ist wichtig für den Austausch, wie man es ja vom Arbeitsplatz kennt: Die ersten drei Minuten in der Kaffeeküche geht es um irgendwas, danach spricht man gleich wieder über die Arbeit."
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Wichtig für künftige Studierende ist natürlich auch das Campusleben – wie reagiert die Fachhochschule da auf die Bemühungen der Mitbewerber?
Der JKU-Campus hat sich in den letzten Jahren perfekt entwickelt. Da kann die FH nicht zurückstehen. Wir schauen darauf, dass wir alle Campusse immer am aktuellen Stand haben: Wels ist mit Laboren und Forschungs-Equipment sehr gut ausgestattet, Hagenberg in Sachen KI und mit dem Quantensimulator. Der Campus in Steyr ist ohnehin einer der schönsten in Oberösterreich. Und der in Linz wird gerade in Zusammenarbeit mit der Kunstuni neu gestaltet, um mehr Wohlfühlklima zu erzeugen. Das ist wichtig für den Austausch, wie man es ja vom Arbeitsplatz kennt: Die ersten drei Minuten in der Kaffeeküche geht es um irgendwas, danach spricht man gleich wieder über die Arbeit.

FH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Auch wenn in vielen Unternehmen schon Englisch Konzernsprache ist: In der Kaffeeküche rennt der deutsche, besser noch der oberösterreichische Schmäh. Deshalb bieten wir an der FH auch Mundartkurse an." | Foto: MeinBezirk/Siegl
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FH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Wir wollen die KI in die Unternehmen reinbringen, insbesondere in die kleinen. Das ist schwer genug, weil die Digitalisierung die Unternehmen noch nicht durchdrungen hat." | Foto: MeinBezirk/Siegl
FH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Die Zukunft liegt eher darin, dass man Onlineformate ausbaut, dass wir dabei aber unsere DNA, den persönlichen Kontakt vor Ort mit den Studierenden, das gemeinsame Erarbeiten von Wissen, nicht verlieren." | Foto: MeinBezirk/Siegl
FAH OÖ-Präsident Michael Rabl: "Der Campus in Linz wird gerade in Zusammenarbeit mit der Kunstuni neu gestaltet, um mehr Wohlfühlklima zu erzeugen. Das ist wichtig für den Austausch, wie man es ja vom Arbeitsplatz kennt: Die ersten drei Minuten in der Kaffeeküche geht es um irgendwas, danach spricht man gleich wieder über die Arbeit." | Foto: MeinBezirk/Siegl

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