Interview mit Bowman Peter O. Stecher
"Der Bogen-Virus hatte mich gepackt!"
"Wenn ein Bogenschütze schießt, ohne dass es um einen Gewinn geht, ist er im Vollbesitz seiner Fähigkeiten." Die Macht über Pfeil und Bogen, als auch das Handwerk des literarischen Schreibens beherrscht Bowman Peter O. Stecher treffsicher. Um mehr über sein facettenreiches Leben zu erfahren, wurden Themen, wie Zukunftspläne, die Liebe zum Schreiben, sowie bisherige Meilensteine angesprochen.
BEZIRKSBLÄTTER OBERPULLENDORF: Absoluter Experte im Bogensport, als auch ein Top-Autor – könntest du vorerst etwas über dich erzählen?
PETER O. STECHER: Als Bub sah ich den Robin Hood-Film von 1938 mit Errol Flynn. Ich war begeistert. Besonders beeindruckte mich Robin Hoods Bogenschießen. Der Bogen-Virus hatte mich gepackt. Bald bastelte ich einen Haselnussbogen, Pfeile, einen coolen Rückenköcher und begann, mit mäßigem Erfolg, zu schießen. Ich las auch gerne. Mit 5 Jahren lernte ich mit Bessy, Mickey Mouse und anderen Comics, das Lesen. Später verschlang ich Bücher, besonders Karl May, Jules Verne, Walter Scott und die Deutschen Heldensagen. In ferne Länder reisen, Aufregendes zu erleben, heimzukommen und dann eine spannende Geschichte über die Abenteuer zu erzählen, damit neue Reisen zu finanzieren, das waren meine Träumereien. So kamen diese beiden Passionen zusammen, der Bogensport und das Schreiben. Später, 1991 gründete ich in Lockenhaus den ersten Bogensportverein im Burgenland, dem ich 20 Jahre lang als Obmann diente und vorstand.
Wie und wann hast du die Liebe zum Schreiben entdeckt?
Wie gesagt, habe ich immer gelesen. Ernsthaft zu schreiben habe ich mit 20 Jahren begonnen. Aber ich hatte keine Ahnung, wie man es anstellt eine stimmige, spannende Story zu verfassen. Es waren immer Fragmente, die ich schrieb. 2008 verfasste ich „Legends in Archery – Abenteurer mit Bogen und Pfeil“, ein Buch über die modernen Pioniere des Bogensports – das war, abgesehen von der Recherche, einfach. 2010 wurde „Legends in Archery“ auch in den USA verlegt. Aber, ich hatte immer noch keine Ahnung davon, was eine spannende Geschichte ausmacht. Erst als ich 2012 eine internationale Bestsellerautorin kennenlernte und mich mit ihr ernsthaft übers Schreiben austauschen konnte, später studierte ich Bücher über Storytelling, verstand ich, wie es geht. Es ist wie mit jeder Sache, die man können will, man muss lernen. Anders als viele Menschen, glaube ich nicht an Talente oder Gaben. Man muss sich seine Fähigkeiten erarbeiten. Die echte Liebe zum Schreiben kam mit dem Verstehen des Handwerks.
Was hat dich dazu inspiriert, beispielsweise das Buch „Bowman – Blutiges Horn“ zu verfassen?
Ich wollte mit dem Schreiben auch Geld verdienen. Dazu war ein Fachbuch wie „Legends in Archery“, welches nur Bogensport-Insider anspricht, und selbst in dieser Zielgruppe nicht alle, nicht geeignet. Einen Roman, einen Thriller, dachte ich mir, kann jeder lesen. Mir war wichtig, in meine Romane ein aktuelles Problem, nämlich die weltweite Wilderei auf geschützte Tiere, der Handel mit Präparaten, die aufgrund von Aberglauben hergestellt werden, einzubringen. Im 1. Band „Bowman – Blutiges Horn“ wird die Figur des Thomas Dorn entwickelt, die in der Folge, mit durchaus fragwürdigen Methoden, diese internationalen Wilderei-Strukturen bekämpft. In 2. Band „Bowman – Mission“ übernimmt Dorn einen harmlos erscheinenden Auftrag, der ihn nach Süd-Korea und in aufregende Abenteuer führt. Band 3 „Bowman – Duell“, der die Trilogie abschließt, ist gerade in Arbeit.
2008 wurde das Buch „Legends in Archery - Abenteurer mit Bogen und Pfeil“ von dir veröffentlicht. Eine Mischung aus humorvoll verfassten Worten, als auch informativem Text über die Geschichte des Bogenschießens – wie waren die Rezensionen der Leser:innen dazu?
Die Verkäufe von „Legends in Archery“ sind nach wie vor überschaubar. Man muss sich vorstellen: Die Zielgruppe, der an Bogensport Interessierten ist, selbst wenn ein Buch international in deutscher und englischer Sprache erhältlich ist, nicht groß. Von diesen Wenigen lesen aber vielleicht nur 10 % gerne Bücher, darum landet man mit solchen Fachbüchern nicht leicht einen Bestseller. Alle, die aber „Legends in Archery“ gelesen haben, gaben mir ein positives Feedback. Die bisher erschienenen „Bowman“-Bücher verkaufen sich besser als „Legends“, und die Rezensionen sind ebenfalls nur positiv.
Stehen künftig weitere spannende Bücher über den Bogensport in Planung?
Irgendwann vielleicht ein How-to-Shoot-Fachbuch. Hauptsächlich will ich an der „Bowman“-Serie weiterarbeiten.
Was macht für dich einen guten Bogenschützen aus?
Ein guter Bogenschütze sollte, blitzschnell, in herausfordernden Situationen und aus unterschiedlichen Positionen mit dem ersten Schuss sein Ziel treffen können.
Das Ergebnis ist am Ende des Tages auch eine Frage des Trainings. Wie gestaltet sich denn dein typisches Training?
Ich verwende einen weißen Pappteller auf einem dunklen 80 x 80 cm Schaumstoff-Pfeilfang, einen amerikanischen Langbogen aus Bambus und Glasfiber, einen Rückenköcher mit drei Pfeilen, einen Unterarmschutz und einen Schießhandschuh. Ich beginne aus fünf Schritten Distanz und schieße, so schnell als möglich, drei Pfeile. Stecken alle drei im Teller, ziehe ich die Pfeile und gehe auf acht Schritte, schieße wieder drei Pfeile. Treffen alle Teller, gehe ich auf zehn Schritte, steckt ein Pfeil außerhalb des Tellers, wiederhole ich die Übung, bis alle drei das Ziel treffen. Das mache ich bis 20 Schritte. Es gibt noch einige andere Übungen, aber es wäre zu ausführlich, alles hier zu erzählen. Seit 1995 gebe ich in Österreich, Deutschland, Holland und Ungarn Bogenschieß-Seminare, in denen ich einen effizienten, einfachen Schieß-Stil vermittle. Binnen einer Stunde kann jeder Teilnehmer einen Luftballon auf zehn Schritte treffen, so simpel ist meine Methode.
Aufgrund deiner beeindruckenden Leistung bist du schon oft, sowie weit gereist. Was zählt bisher zu deinen absoluten Meilensteinen und deiner liebsten Reisedestination?
Ein paar Bubenträume gingen in Erfüllung. 2006 reiste ich mit meinem Freund Theo Schett einem Bogenjagdpionier aus Salzburg zu dem Bogenmacher und Jäger Nate Steen ins wunderschöne Idaho, USA, um in den Sawtooth Mountains Schwarzbären und Wapitis mit Bogen und Pfeil zu jagen. 2010 produzierte ich den You-Tube-Clip „Bowman Begins - The Magic of Legends in Archery“ als Werbeclip für „Legends“. Medienpräsenz machte mich bekannt. 2010 lud mich Byron Ferguson, ein international bekannter Show-Bogenschütze, Buchautor und Jäger, auf Mike Goodmans „Goodman Ranch“ nach Tennessee, USA, ein. Nach vier Tagen Jagd, ging es nach Indianapolis zur größten Bogensportmesse der Welt, wo ich viele tolle Menschen, darunter meine ersten Sponsoren, kennenlernte. Ich trat auf Jagd- und Sport-Messen in Österreich und Deutschland als Show-Bogenschütze auf und beriet einige Firmen in Produktentwicklung und Werbung. 2015 wurde ich nach Nanjing, China eingeladen. In einer großen TV-Show, ähnlich „Wetten, dass?“, duellierte ich mich mit Zhang Juanjuan der chinesischen Olympiasiegerin von 2008 auf herabfallende Ringe. Es ging unentschieden aus und ich war zufrieden mit dem Ergebnis; die Show kann man auf meinem YouTube-Kanal ansehen. Ein besonderes Erlebnis war 2017 die Einladung zu einem einwöchigen, internationalen Bogensport-Festival nach Yecheon, Südkorea, wo ich Österreich repräsentieren durfte. Das Model Michaela Wolf, auch als Wendy Night bekannt, begleitete mich und wir lernten wunderbare Leute aus 40 Nationen kennen.
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