Kommt kein Vogerl geflogen ...
Fehlende Besucher am Futterhäuschen sorgen für Beunruhigung - wir fragten Dr. Josef Fally
Haben Sie es auch bemerkt? Vögel waren selten zu sehen in diesem Winter. Besorgte Tierfreunde mussten feststellen, dass Sonnenblumenkerne und Meisenknödel an den Futterstellen vielfach unangetastet blieben.
Wir haben mit dem Zoologen, Naturschutz- und Vogelexperten Dr. Josef Fally aus Deutschkreutz über dieses Phänomen gesprochen.
Bezirksblätter: Entsprechen die Beobachtungen am Futterhäuschen den tatsächlichen Zahlen?
Dr. Fally:
Die ersten Ergebnisse der Wintervogelzählung vom Jänner 2021 durch BirdLife Österreich sind online (www.stunde-der-wintervoegel.at). Es fällt auf, dass heuer im Bezirk Oberpullendorf mehrere bisher relativ häufige Vögel zum Teil stark rückläufige Tendenzen zeigten: Haussperling, Kohl- und Blaumeise, Amsel, Buchfink, Buntspecht, Rotkehlchen und etliche andere. Andere Arten haben vergleichsweise zugenommen, etwa Feldsperling, Stieglitz, Elster, Wacholderdrossel, Aaskrähe und andere.
Bezirksblätter: Warum ist das so?
Dr. Fally:
Man darf vermuten, dass die Zahlen einen schon jahrelangen Trend widerspiegeln: den Rückgang vieler Vogelarten in Feld und Flur bzw. in unseren Gärten. Auch manche Insektengruppen verzeichnen einen Rückgang bis zu 75 %. Und viele unserer gefiederten Freunde ernähren sich von Insekten. Natürlich geht dabei viel auf die Kappe der modernen Landwirtschaft, die große Monokulturen in ausgeräumten Fluren mit Pestiziden behandelt. BirdLife Österreich führt mit Unterstützung des Landes Burgenland bis Ende 2021 ein Projekt durch, das Daten zu den Ursachen liefern soll. Man darf jedenfalls gespannt auf die Ergebnisse dieser Studie sein.
Bezirksblätter: Wie könnte man gegensteuern?
Dr. Fally:
Es gibt immer verschiedene Ursachen. An erster Stelle ist aber sicher der Lebensraumverlust zu nennen, wenn Tier- und Pflanzenarten in Bedrängnis kommen. Das zeigt sich auch bei Amsel, Drossel, Fink und Star. Wenn es immer weniger naturnahe Wälder, Wiesen, Hecken, Feldraine, Gewässer etc. gibt – wo sollen unsere Piepmätze brüten und sich Nahrung beschaffen? Da könnte auch jeder von uns einen kleinen Beitrag leisten, indem er im eigenen Garten naturnahe Lebensräume schafft. Überall gedüngter und automatisch bewässerter Rasen, den täglich der Mähroboter stutzt? Welche Tiere und Pflanzen sollen hier heimisch werden? Und es gibt noch viele solche Fragen: Wie viele asphaltierte Feldwege zerschneiden die Landschaften rund um unsere Dörfer? Wie viele Bauten im Grünland sind in letzter Zeit entstanden? Wo gibt es noch unbegradigte Bäche, wo Tümpel und Teiche?
Bezirksblätter: Sie sind schon lange als Naturschützer engagiert und haben 2020 „Martin die Graugans“ - ein „Bilderbuch für Kinder und kluge Erwachsene“ herausgegeben, das sich mit Naturschutz beschäftigt.
Dr. Fally:
Ja, „Martin, die Graugans“ erzählt vom Leben im Nationalpark Neusiedlersee – Seewinkel. Im Nationalpark geht es Tieren und Pflanzen vergleichsweise noch wirklich gut. Das Schutzgebiet ist groß genug, um einer ganzen Reihe auch sehr seltener Vogelarten Heimat zu geben. Das Buch, das ich im Eigenverlag herausgegeben habe, ist sicherlich ein interessantes Oster-Geschenk für Kinder und Naturfreunde.
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