Das Storchennest in Kaisersdorf beschreitet seit bald 30 Jahren einen besonderen „Schul“-Weg
Lernen und sich selbst entdecken ohne Druck und Noten
10.30 am Morgen, noch vor der "neuen" Corona-Realität.
Ich betrete das Gelände der kleinen Schule im mittelburgenländischen Kaisersdorf und als Erstes begrüßen mich mehrere Kinder im Volksschulalter; ein Mädchen übt, auf einem Einrad zu fahren. Weiter hinten im Schulgarten bauen mehrere Kinder an einem Baumhaus.
Um die Ecke im Kindergarten-Bereich wird von drei Kindern hochkonzentriert, barfuß und mit vollem Körpereinsatz ein wassergefüllter Kanal im Sandbereich verlängert, ein Huhn steht etwas abseits und schaut zu.
Nicht das, was man gemeinhin erwartet, wenn man um diese Uhrzeit eine Schule betritt.
Ich bin im „Storchennest“. Das „Storchennest“ ist Schule mit Öffentlichkeitsrecht, Kindergarten, Elterninitiative, Lebensraum für Kinder und Erwachsene.
Aus eigenem Antrieb die Welt entdecken
Kinder und Jugendliche bekommen hier das Umfeld, um aus eigenem Antrieb die Welt zu entdecken, gemeinsam selbst gesteckte Ziele zu erreichen und sich mit begleitenden Erwachsenen auszutauschen. An die 60 Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren nützen täglich das Angebot der vielfältigen Lern- und Spielbereiche, begleitet von 8 Pädagog*innen.
Im Corona-Jahr 2020-21 geht auch das Storchennest besondere Wege, um den außergewöhnlichen Anforderungen gerecht zu werden.
Voller Neugierde und Bewegungsdrang
Der Neugierde, dem unersättlichen Bewegungsdrang und der Lebendigkeit der Schüler*innen wird dabei mit vermehrten Angeboten zur Naturerfahrung Raum gegeben. Als Antwort auf die Covid-19-Verordnung mit Maßnahmen wie „Verdünnung“ der Schülerzahlen und Schichtbetrieb entstand im Herbst 2020 ein Waldprojekt für die Altersgruppe der Primariakinder, welches jetzt im Frühjahr fortgeführt wird. In zwei Gruppen abwechselnd verbringen die Kinder seitdem ihre Schulvormittage im Wald. Sie machen Feuer mit Feuerstäben, kochen Gemüsesuppen, fällen morsche Bäume, sammeln Wildkräuter für Tees, zeichnen, erzählen und schreiben Geschichten, schwingen über Gräben, balancieren, liegen im Blätterbett… Die Resonanz auf dieses durch Corona entstandene Projekt ist überaus positiv, bei den Schüler*innen wie auch bei den Eltern.
Eigenständig die Welt begreifen
Im Novi-Bereich geht es für die Kindergarten-Kinder vor allem darum, die Welt mit den Sinnen im wahrsten Sinne des Wortes zu be-greifen. Sie haben im Storchennest die Möglichkeit, ihren Tätigkeiten in allen Bereichen und Räumlichkeiten jederzeit eigenständig nachzugehen. In der für sie vorbereiteten Umgebung dürfen sie frei entscheiden, wann, womit und mit wem sie sich beschäftigen wollen. Ein großer Garten voller Abenteuer wartet vor der Tür.
Begegnungen auf Augenhöhe
Die Leiterin der Kindergarten-Gruppe „Novi“ im Storchennest, Christine Ranftl, meint auf die Frage, was für sie das Storchennest ausmacht:
„Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, mit einfachen Worten, ohne viel zu erklären, ihre Handlungen, Spiele und Konflikte zu begleiten und damit eine liebevolle Beziehung aufzubauen, sind für mich das A und O in der täglichen Begleitung und etwas Wunderbares. Da sind Glücksgefühle in den 22 Jahren als Elementarpädagogin im Storchennest keine Seltenheit.“
Vorbereitung auf den weiteren Lebensweg
Und auch die Jugendlichen lernen weiterhin selbstbestimmt, in Projekten, aus eigenem Antrieb. Sie planen mit Unterstützung der Erwachsenen Exkursionen, Reisen wie Wintersportwochen, Praktika in Firmen und Schnuppertage in weiterführenden Schulen, engagieren sich in WWOOF-Projekten oder im Rahmen von Fridays for Future, beschäftigen sich mit Fragen der Geschichte – „ja und auch der Mathematik, Sprachen und allen Teilbereichen des Lebens, die für Jugendliche in diesem Alter sonst noch von Interesse sind bzw. für die Vorbereitung auf ihre weiteren Lebenswege wichtig erscheinen“, ergänzt Schulleiterin Doris Gruber.
Lebensraum Storchennest
Das Storchennest versteht sich als „Lebensraum für Kinder, Jugendliche und Erwachsene“ und zum Leben gehört Lernen integrativ dazu. Optimal ist der Einstieg in diese besondere Lern- und Lebensumgebung im Kindergartenalter, spätestens aber im letzten Kindergartenjahr.
Conny Sagmeister, Obfrau, Storchennest-Mutter:
„Ein Teil des Storchennestes zu sein, bereichert mich nicht nur als Mama, sondern auch als Mensch im Allgemeinen.
Zu beobachten, wie die Entwicklung unserer Kinder sich frei entfalten darf und sie dabei aufmerksam und respektvoll zu begleiten, ist eine sehr wertvolle und wunderbare Erfahrung.
Das Miteinander SEIN - frei von Druck und Beurteilung hilft mir nicht nur im Familienleben sondern auch in vielen anderen Lebensbereichen!“
Einladung zum Tag der offenen Tür
Wer mehr über das Storchennest erfahren möchte, kann sich an den
„Tagen der offenen Tür“
Fr. 7.5. von 15-18 Uhr sowie Sa. 8.5. von 9-13 Uhr persönlich ein Bild machen.
Aufgrund der Corona-Situation ist dafür heuer eine
Voranmeldung mit Namen, Telefonnummer und E-Mailadresse bis spätestens Montag, 3.5. unter info@storchennest.biz unbedingt erforderlich.
Weitere Informationen:
www.storchennest.biz
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