Geschwister aus der Ukraine in Draßmarkt
"Wir haben Freunde gefunden"
Die Geschwister Susanna (56) und Diliaver (52) aus der Ukraine kamen am Sonntag den 13. März in Draßmarkt an. Die beiden wurden herzlich aufgenommen.
DRASSMARKT. "Willkommen in unserer WG", mit diesen Worten wurde die Redakteurin der RegionalMedien im Hause Lehner in Draßmarkt begrüßt. Seit Mitte März besteht diese - etwas andere - Wohngemeinschaft aus Eveline und Oskar sowie dem Geschwistern Susanna und Diliaver aus Kiew. Man verständigt sich hauptsächlich in Englisch. "Der Google-Übersetzter ist uns eine große Hilfe", schmunzelt Eveline. "Aber es wird von Tag zu Tag besser."
Der Entschluss
Am Donnerstag vor der Ankunft des Geschwisterpaares saßen Eveline und ihr Mann beim Frühstück. Eveline beschäftigte sich bereits ein paar Tage zuvor mit dem Gedanken eventuell Flüchtlinge aufnehmen zu wollen. Als sie das Thema am Frühstückstisch ansprach, teilte ihr Oskar zu ihrer Freude mit, dass es ihm genauso ging. "Wir sind sehr christlich eingestellt. Es ist uns einfach ein sehr großes Bedürfnis zu helfen."
"Burgenland hilft"
Das Ehepaar meldete sich noch zu Mittag bei "Burgenland hilft". Noch am selben Tag erhielten sie die Zusage. Kurz darauf wurde ihnen mitgeteilt, dass zwei Damen mit Kindern anreisen würden. Der Schlafbereich wurde sogleich passend hergerichtet, Kinderbett & Co. inklusive. Dass es dann doch zwei "ältere" Personen waren, überraschte das Ehepaar anfangs doch ein wenig.
"Vor der Ankunft waren wir aufgeregt", erzählt Eveline. "Wir wussten ja nicht ob wir uns mit den Personen verstehen würden. Die Befürchtungen haben sich allerdings sehr schnell zerschlagen. In kürzester Zeit sind wir zusammengewachsen. Man kann sagen - We found friends."
Die Flucht
Bereits in Kiew betreute Diliaver seine geistig Behinderte Schwester Susanna. Er selbst ist ebenfalls gesundheitlich angeschlagen. Die ganze Familie - Susanna, Diliaver, seine Frau, seine Tochter und sein Sohn - flüchtete aufgrund der immer kritisch werdenderen Situation in Kiew, Anfang März in ein Haus nahe der Grenze Ungarn/Rumänien. Dort war allerdings kein Platz für Susanna. Diliaver entschloss sich, gemeinsam mit seiner Schwester, für die Flucht nach Österreich. Aus Sorge um den 20-jährigen Sohn, der nicht ausreisen durfte, blieb seine Frau mit den Kindern zurück.
Ständiger Kontakt
"Wir telefonieren täglich", erzählt Diliaver. "Meiner Familie geht es soweit gut. An Flucht denken sie derzeit noch nicht." Auch das Ehepaar Lehner ist in die Telefonate involviert. "Wenn der Krieg vorbei ist, werden wir die Familie mit Sicherheit besuchen kommen", so Oskar.
Gemeinsam
Ins Alltagsleben sind die Geschwister bereits gut integriert. Alle fühlen sich wohl. Man isst gemeinsam, arbeitet im Garten und unterstützt sich gegenseitig im Haushalt. "Am Sonntag vor zwei Wochen war ich mit Diliaver in unserer Kirche, er wollte sie gerne einmal sehen", berichtet Oskar Lehner. "Danach ging es weiter zu meinem Stammtisch. Auch mit meinen Freunden hat er sich gleich auszeichnet verstanden."
Bereicherung
"So lange der Krieg dauern wird, sind die beiden herzlich willkommen", ist sich das Ehepaar einig. "Wir bereichern uns gegenseitig - es harmoniert einfach. Vom lieben Gott hab ich mir jemanden gewünscht, der zu uns passt und das ist auch eingetroffen", freut sich Eveline.
Dankbar
Abschließend ergreift Diliaver das Wort: "Wir danken euch für alles! Eure Hilfe und Unterstützung. You are good people! Ihr seid gute Menschen."
UPDATE 3. April 2022:
Kurz vor Redaktionsschluss erreicht die RegionalMedien Burgenland die Nachricht, dass Diliavers Ehefrau und seine Tochter nun auf dem Weg nach Frankreich sind. "Der Grund, warum sie flüchten, ist, dass sie weiterhin Zahlungen für Wohnung und Studium haben", erklärt Eveline Lehner. "Seine Frau meint in Frankreich als Nageldesignerin arbeiten zu können." Diliaver und Suzanna wollen aber weiterhin bei Familie Lehner bleiben.
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