Engagement mit Hindernissen
Vereinsleben im Bezirk Oberpullendorf im Wandel

- Vereinsgründerin und Obfrau Susanne Pfneiszl mit Besucherin und Hündin Tessa.
- Foto: Otto Krcal
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Das Vereinswesen ist seit jeher ein wichtiger Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens im ländlichen Raum. Doch wie steht es heute um das Vereinsleben im Bezirk Oberpullendorf? Von traditionsbewusst bis zukunftsorientiert – MeinBezirk gibt einen Einblick, wie sich Vereine zwischen Nachwuchssorgen, Ehrenamt und Bürokratie behaupten.
OBERPULLENDORF. Drei Vereine, drei Welten – und doch ein gemeinsames Problem: Sichtbarkeit, Nachwuchs und gesellschaftlicher Rückhalt lassen zu wünschen übrig. Was das für das Vereinsleben im Bezirk Oberpullendorf bedeutet, zeigen drei Einblicke aus Draßmarkt und Lockenhaus.
Wenn Ehrenamt nicht reicht
Der Hundesportverein Draßmarkt wurde 2021 gegründet – nicht aus einem Bedürfnis nach Tradition oder Geselligkeit, sondern aus Notwendigkeit. Drei Hundebesitzerinnen setzten sich für eine Hundefreilaufzone ein. Die Gemeinde stimmte dem zu. Heute gibt es die Zone – gepflegt vom Vorstand und einigen wenigen Helferinnen und Helfern. Alles ehrenamtlich.
Obfrau Susanne Pfneiszl beschreibt die aktuelle Lage: „Das Interesse ist relativ gleichbleibend – dafür, dass wir keine aktive Mitgliederwerbung machen.“ Die meisten Mitglieder sind über 40 Jahre alt – eine Entwicklung, die sich seit Jahren nicht verändert hat. Der Verein erfüllt eine konkrete Funktion, ist aber in der Gemeinde nicht selbstverständlich anerkannt. „Wir werden manchmal nicht ernst genommen“, sagt Pfneiszl. Nur im direkten Gespräch lasse sich das manchmal ändern.
Besonders von Menschen ohne Hund fehle oft das Verständnis: „Wir wünschen uns mehr Rücksicht und Respekt – zum Beispiel im Straßenverkehr.“

- Dartverein Lockenhaus - Lukas Pössinger mit Giuliani Franko und Scheier Hannes beim 2. Burgenland Open im Mai 2025.
- Foto: Dartverein Lockenhaus
- hochgeladen von Victoria Rosenberger
Zulauf ohne Frauen
Der Dartverein Lockenhaus steht im Kontrast dazu: Er wächst. Rund 40 Mitglieder zählt er derzeit, Tendenz steigend. Die Altersverteilung ist breit – von 20 bis 62 Jahren. Doch auch hier gibt es strukturelle Defizite: Lukas Pösinger, Obmann, spricht offen über die fast vollständige Abwesenheit von Frauen im Verein. „Das fällt auch bei Turnieren im Mittelburgenland auf – es gibt kaum weibliche Spielerinnen. Das finden wir sehr schade.“
Ebenfalls problematisch ist aus seiner Sicht der Kontakt zur jüngeren Generation. „Jugendliche unter 20 Jahren sind unglaublich schwer zu erreichen. Ich denke, sie wissen oft gar nicht, welche Vereine es bei uns gibt – oder sie unternehmen einfach generell zu wenig.“ Dabei sieht Pösinger im Dartsport großes Potenzial. Finanziell sei der Verein stabil – ein Vorteil, den viele andere nicht teilen. Doch auch hier fehlt es an gesellschaftlicher Durchdringung.
Mountainbike-Verein Lockenhaus
In Lockenhaus zeigt Roel Van Ginneken, dass Vereinsarbeit auch mit zwei Obmannschaften zu schaffen ist – allerdings nicht ohne Belastung. Seit sechs Jahren leitet er den Mountainbike Club Lockenhaus, vor drei Jahren gründete er zusätzlich den Hindernisverein „Hupf in Gatsch“. Beides aus Überzeugung – aber auch, weil es sonst niemand tun wollte. Er freut sich über wachsende Mitgliederzahlen im Mountainbike-Verein, vor allem bei Jugendlichen.
Roel spricht offen über das, was viele Vereinsaktive umtreibt: „Es ist schwieriger geworden, Leute zu finden, die sich freiwillig engagieren. Viele fragen: Was hab ich davon?“ Dieses Denken sei seiner Meinung nach stark materialistisch geprägt. „Dabei unterschätzen viele, wie viel Freude es bringen kann, etwas für die Gesellschaft zu tun. Das ist schwer messbar, aber wertvoll,“ so Roel Van Ginneken.
Roel sieht auch strukturelle Probleme: ein zunehmendes Sicherheitsdenken, Bürokratie, Angst vor Verantwortung. „Wenn man zu viel darüber nachdenkt, was alles schiefgehen kann, organisiert man nichts mehr.“ Dass Vereine gesellschaftlich zu wenig wertgeschätzt werden, ist für ihn ein zentrales Thema.

- Erik (Schriftführer Stellvertreter), Erich (Obmann Stellvertreter), Roel (Obmann), Florentina (Schriftführerin) und Laura (Kassiererin).
- Foto: Roel Van Ginneken/Hupf in Gatsch
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Kritische Bestandsaufnahme
Die Vereinsverantwortlichen berichten von Engagement – und von strukturellen Grenzen. Es fehlt nicht an Initiative, sondern an öffentlichem und gesellschaftlichem Rückhalt. So übernehmen Ehrenamtliche oft Aufgaben, für die es sonst keine Zuständigkeit gäbe, was jedoch nicht immer wertgeschätzt wird. Auch ist der Austausch mit anderen Vorstandsmitgliedern nicht immer einfach und bedarf meist geschickter, diplomatischer Kommunikationsfähigkeiten.
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