"Ein Kuss von Diego Maradona"

Susanna Koch Freisteller | Foto: Michael Strini
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Viele überrascht das - doch Frauen spielen Fußball und das zum Teil hervorragend. Nun erobert eine junge Burgenländerin als Fußballtrainerin eine weitere Männerdomäne, denn die 22-jährige Susanna Koch dürfte jedem ADEG-1. Ligaspieler zeigen, wie der Ball rollt.
OBERWART. Begonnen hat es in den eigenen vier Wänden mit schnellen Kickerln gemeinsam mit Papa Alfred Koch und Bruder Christoph, wo auch das eine oder andere Foto dem Runden Leder zum Opfer fiel. „Ein Foto mussten wir gleich mehrmals erneuern, weil das Glas in Brüche ging“, erinnert sich Mama Christine an die ersten Einheiten ihrer begabten Tochter.

Kapitän bei den Jungs

Als Susanna dann im Verein spielen wollte, war die Skepsis bei Alfred Koch groß, diese hat sich jedoch gewaltig geändert, denn heute ist der ehemalige Kicker von Deutsch Kaltenbrunn enthusiastischer Fan des Frauenfußballs und will wie Susanna bestätigt „jedes Mädchen im Südburgenland zum Frauenfußball bringen“. Mit ihrem Talent agierte Susanna im Nachwuchs sogar als Kapitän des SVO und kickte u. a. gegen Ex-Mattersburger und nunmehr Hartberg-Stürmer Patrick Bürger.
Sie spielte bis zur U12 in Oberwart und hätte noch im Dress einer U14-Mannschaft dem Ball nachjagen dürfen, doch in Oberwart gab es zu dem Zeitpunkt nur eine U15. So schien eine Fußballkarriere der Vollblutsportlerin zu Ende, doch in Wahrheit war es erst ein Anfang.

Von Pinkafeld zu Südburgenland

Heute dürfen Mädchen sogar bis zur U16 bei den Burschen mitspielen, das wäre für Susanna damals „super gewesen“, da sie mit 13 Jahren in eine Mannschaft kam, wo die übrigen Spielerinnen fast alle um die 30 waren. „Ich wollte schon aufhören, doch Fußball war mir einfach zu wichtig. In Pinkafeld gab es eine Damensektion, also wechselte ich dorthin. Nach Streitigkeiten wurde diese aufgelöst und 2002 als FC Südburgenland mit meiner Mama als Obfrau und 18 Spielerinnen neugegründet“, erinnert sich Susanna. Von dieser Gründungsmannschaft sind heute noch Kerstin Weber, Nicole Fleck und Jasmin Pelzmann beim FC Südburgenland aktiv.
Das große Potential der jungen Mannschaft zeigte sich rasch, denn schon zwei Jahre später kickten Susanna & Co. in der 1. Frauenliga gegen die Topmannschaften Österreichs und standen auch im Cupfinale. Bis heute spielt der FC Südburgenland gut mit und sorgt für Sensationen wie im Herbst 2009, als die schon als unbezwingbar geltenden Neulengbacherinnen mit 1:0 besiegt wurden.

Erster Trainerkurs mit 16 Jahren

Animiert von ihrer Mutter nutzte die damals erst 16-jährige Susanna die Chance, die Trainernachwuchslizenz in Güssing zu machen. „Meine Mama hat gemeint, es ist einfacher die Kurse zu machen, solange ich noch zur Schule gehe. Eigentlich darf man dies erst mit 18 Jahren, doch scheinbar hat auf mein Alter niemand geachtet, so hatte ich den Kurs schon mit 16. Ich war sehr schüchtern und habe nur wenig gesprochen“, schildert Susanna ihren ersten Trainerkurs unter lauter Männern, die um einiges älter waren als sie selbst. Den Landesverbandskurs absolvierte sie gemeinsam mit ihrem Vater mit 17 Jahren. „Da habe ich mich schon etwas sicherer gefühlt“, erinnert sie sich. Auf die B-Lizenz verzichtete Alfred Koch wegen der schwierigen Aufnahmeprüfung und so ging es gleich nach der Matura für Susanna 2005/06 alleine weiter.

Bankerldrücken mit „Herzilein“

Diesen B-Lizenz-Kurs absolvierte Susanna mit namhaften Ex-Profis. U. a. Rekordnationalteamspieler Andreas Herzog, Ernst Ogris und Richard Niederbacher saßen im selben Boot wie die junge Oberwarterin, die bald alle ins Herz geschlossen hatten. „Ich wollte unbedingt mit ihnen auch die A-Lizenz erledigen, doch leider machte mir eine Verletzung einen Strich durch die Rechnung. Ich verpasste ein Probespiel und so verzögerte sich mein Plan. Ich wollte ehrlich gesagt, diese dann nicht mehr machen, doch einiger Zeit ließ ich mich dennoch weichklopfen. Heute bin ich froh, auch die A-Lizenz zu haben“, erzählt sie.

„Warum nicht Synchronschwimmen?“

Bei der A-Lizenz wurde ich von einem Kollegen gefragt „Warum ich nicht Synchronschwimmen, Tennis oder Handball mache, sondern Fußball. Er meinte, seine Tochter würde er nie spielen lassen. Wie auch mein Vater hat dieser Trainerkollege seine Einstellung bald geändert“, sagt Susanna, die bei der Prüfung, die sie mit 21 Jahren erfolgreich im Juni 2009 ablegte, eine Trainingseinheit mit dem U17-Burschenteam des SK Austria Kärnten. „Ich hatte Angst davor, doch ein wenig Glück, da ich fürs Aufwärmen zuständig war und dieses Training sehr gut funktionierte. Einige Zeit später traf ich die Burschen zufällig und sie erinnerten sich an mich mit viel Lob. Ich muss auch sagen, dass sie sehr professionell agierten“, meint die jüngste A-TrainerIn Österreichs überhaupt. Die Profi-Lizenz strebt die heute 22-jährige Studentin allerdings nicht mehr an. „Ich glaube nicht, dass mich Profikicker als Trainerin akzeptieren würden. Ob ich mir das noch antue, weiß ich nicht, aber ich glaube, dass nach der A-Lizenz Schluss ist“, meint Susanna, die mit dieser jeden Verein in der ADEG 1. Liga trainieren dürfte. Nachwuchsmannschaften bei den Burschen zu trainieren, kann sich Susanna allerdings vorstellen.

Sportstudentin

Im Frauenfußball gibt es praktisch keine Profis (mit Ausnahme von drei Brasilienlegionären bei Neulengbach), sondern es spielen Schülerinnen, Studentinnen, Angestellte usw. aus Lust am Sport. So ist auch Susanna Koch Studentin im Bereich Sportwissenschaften und Spanisch. Sie möchte einmal Lehrerin werden. „Mich interessieren alle Ballsportarten von Handball bis Volleyball. Studium, Team und Bundesliga unter einen Hut zu bringen ist oft schwierig“, meint Susanna, die bereits viermal bei Handballbundesmeisterschaften mit dabei war. Auch viele andere Sportarten lernte die engagierte Kickerin während ihres Studiums (u. a. Schwimmen, Leichtathletik) kennen. Kürzlich entdeckte Susanna das Einradfahren für sich.

Frauenfußball nur Randsportart

„Der Frauenfußball wird in Österreich oft belächelt. Wir haben erst seit 1991 ein Nationalteam und hängen in der Entwicklung hinterher. In Deutschland hat dieser Sport einen weitaus höheren Stellenwert. In den USA steht Frauenfußball sogar über dem Männerfußball“, sagt Susanna. „Da immer Mädchen zu kicken anfangen, kommt dieser Randsport langsam in Mode. Es gibt leider sehr viele Vorurteile, da die Leute den Sport nicht kennen. Wenn überall junge Mädchen spielen, würden sich diese Vorbehalte minimieren. Von der Europaspitze ist der Frauenfußball in Österreich weit entfernt, obwohl vor allem der Nachwuchs bereits aufzeigt. Wir haben sehr gute U17 und U19 Mannschaften“, meint die A-Nationalspielerin, die bereits mit 16 Jahren im U19-Team kickte und mit 18 Jahren erstmals ins A-Team einberufen wurde.

Susanna Koch

Alter: 22 Jahre
Verein: FC Hoco Südburgenland
Position: Mittelfeld
Lieblingsverein: Manchester United, FC Barcelona
Lieblingsfußballer: Cristiano Ronaldo, Diego Maradonna
Lieblingsfußballerin: Mia Hamm (USA), Martha (Brasilien)
Lieblingsmusik: Pink, Gwen Stefani, Lady Gaga, Avril Lavigne

Anekdote: Als Kind traf sie in Pörtschach gemeinsam mit Bruder Christoph Argentiniens „Fußballgott“ Diego Maradona und erhielt ein Küsschen von ihm. „Das hat mir zwar niemand geglaubt, doch ich habe Beweise dafür“, meint Susanna Koch.

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