SOS Kinderdorf Burgenland
Große Begeisterung für die Arbeit in der Familie
Am Dienstag, 16. März, ist der Welttag der sozialen Arbeit. Dabei wird heuer besonderes Augenmerk auf die Probleme in der Corona-Krise gelegt.
PINKAFELD. Der diesjährige Welttag der sozialen Arbeit, am 16. März 2021, verdient besonderes Augenmerk. Augenmerk auf Menschen, die trotz der vielen Coronahürden und Abstandsregeln, die Nähe zu ihren Mitmenschen nie aufgaben, um rund um die Uhr für diejenigen da zu sein, die Hilfe und Unterstützung, Nähe, Geborgenheit und Wärme brauchten und brauchen.
Anlässlich ein Jahr Corona und Welttag der sozialen Arbeit, Einblick in eine Berufswelt, die nicht nur seit einem Jahr besonders Großartiges leistet…
Vom Zivi zum beherzten Sozialarbeiter
„Mir taugt an meiner Arbeit, Jugendlichen die Möglichkeit und den Rahmen für eine gute Entwicklung zu bieten, ihnen das Zeug für eine stabile, gute Zukunft zu geben. Es sind herzzerreisende, unwürdige Vergangenheiten, mit denen sie zu uns ins Kinderdorf kommen. Da braucht es viel Empathie, Ausdauer und Geduld. Sie selbst, müssen lernen mit ihrer Vergangenheit zurecht zu kommen. Sie müssen wieder lernen, selbst am Steuer ihres Lebens zu sitzen. Wir unterstützen und stärken, so gut wie es geht“, sagt Wolfgang Kulmer, SOS-Kinderdorf Burgenland, der als Kind Landwirt werden wollte, aber eine Ausbildung im Tourismusbereich machte und dann kam alles anders. „Im Zivildienst bei SOS-Kinderdorf wurde mir klar, dass soziale Arbeit meins ist! Die Kolleginnen haben mir dann einen liebevollen Stups gegeben was Ausbildungsmöglichkeiten angegangen ist.“
Die Arbeit im Jugendhaus in Zeiten von Lockdowns und Einschränkungen, sieht Wolfgang Kulmer nicht nur negativ: „Die Ruhe und Gemeinschaft in der Jugend WG tat uns zunächst allen gut. Wir konnten dem Stillstand auch was Positives abgewinnen und hatten mehr Zeit für uns und jeden einzelnen Jugendlichen. Jetzt ist aber so langsam die Geduld bei den Jugendlichen vorbei. Da ist es nicht immer leicht, sie bei Laune zu halten. Die tägliche Motivation und klare Perspektive sinkt. Hinzukommt, dass sich die Noten einiger unserer jugendlichen Schüler verschlechtert haben, somit die Chance auf so manchen Job.“
Im SOS-Team
Seit neun Jahren arbeitet Wolfgang Kulmer als Sozialpädagoge und derzeit pädagogischer Leiter im SOS-Jugendhaus Pinkafeld. „Im Jugendhaus im SOS-Kinderdorf Pinkafeld begegne ich täglich 12 Mitarbeiter mit unterschiedlichen Charakteren, die einander ergänzen. Junge dynamische Mitarbeiter übernehmen eher die Freizeit- und Sportaktivitäten. Erfahrene Mitarbeiter geben Lebenserfahrungen weiter", so Kulmer.
Wolfgang Kulmer: "Ähnlich wie „Mama und Papa“ müssen wir im sozialpädagogischen Team alle immer auf einen Nenner kommen. Eine spannende, schöne Herausforderung."
"Ich bin sehr glücklich, in meinen Beruf. Am Anfang, noch als ganz frischer Sozialpädagoge und etwas frustriert, gaben meine erfahrenen Kollegen den Tipp: „Hab Geduld. Warte noch ein paar Jahre. Dann werden die ersten Jugendlichen zurückkommen und erzählen: „Ich habe mich immer wieder daran erinnert, was du gesagt hast“, „Ich habe nie vergessen, dass du dies und jenes für mich gemacht hast“ und so. Sie hatten recht behalten!“
Trauer. Trennung. Tränen. Trost
Auch Martina Kopf, ist eine von unzähligen Mitarbeiterinnen bei SOS-Kinderdorf, die noch immer Feuer und Flamme sind, wenn sie von ihrer täglichen Arbeit mit Kindern und Familien erzählen. Sie ist schon seit über 15 Jahren bei RAINBOWS, im Burgenland unter dem Dach von SOS-Kinderdorf. RAINBOWS unterstützt Kinder und Jugendliche bei Trennung, Scheidung oder Tod. Themen, die durch Corona noch einmal mehr Bedeutung erlangt haben – weil Trennungen gestiegen sind und auch der Tod präsenter im Leben geworden ist.
„Die Geschichten bei Todesfällen sind oft sehr tragisch. Dennoch ist für mich die Arbeit und der Gedanke an die Endlichkeit, Anlass, gelassener zu sein und viele Probleme erscheinen dadurch klein. Außerdem lerne auch ich sehr viel, von den Kindern. Wichtig ist in dem Job natürlich auch ein guter Ausgleich, und den finde ich der Kreativität, Musik, Natur, beim Schwimmen oder Rad fahren“, sagt Kopf.
Stärken und Fähigkeiten
Martina Kopf erzählt, welche Stärken und Fähigkeiten in dieser Arbeit mitzubringen sind:
„Interesse rund um Trennung, Scheidung, Abschied, Tod und Trauer. Wichtig ist natürlich Einfühlungsvermögen, denn Kinder in Krisen sind oft keine "pflegeleichten" Kinder und kein Trauerprozess läuft nach Lehrbuch. Jedes Kind braucht auf andere Art und Weise Trost. Was auch wichtig ist, sind Wertschätzung und Respekt vor der Vielfältigkeit von Lebenssituationen, viel Humor und Lebensfreude.“
Martina Kopf: "Manchmal stehen mir die Tränen in den Augen!"
„Natürlich gibt es viele Kinder und Lebenssituationen die mich sehr berühren. Manchmal stehen auch mir die Tränen in den Augen, wenn Eltern oder Kinder sehr viel weinen! Ich bin aber nicht traurig über die Geschichte der Familie, denn es ist nicht meine Geschichte. Aber die Traurigkeit, den Schmerz des Kindes, den kann ich gut nachspüren.“
Ein schöner Moment!
Martina Kopf: „Ein Mädchen erklärte mir kürzlich auf die Frage, wie sie denn gemerkt habe, dass die Trauerbegleitung ihr geholfen hat: "Martina, Du hast mir das Gefühl gegeben, dass trotzdem alles wieder gut wird!" Das ist eins der schönsten Komplimente die ich hätte kriegen können!“
„Als SOS-Kinderdorfleiter im Burgenland möchte ich mich an diesem speziellen Tag bei unseren MitarbeiterInnen und auch bei allen SozialarbeiterInnen in allen Bezirken des Burgenlandes und allen anderen Organisationen für ihr Engagement und ihren Einsatz in dieser eigenartigen Zeit ganz herzlich bedanken. Meine große Hoffnung ist, dass die Entscheidungsträger diese großartigen Einzelleistungen nicht allzu schnell vergessen werden. Ich möchte auch alle, die im sozialen Feld tätig sind, alle systemrelevante Personen, ermutigen, immer wieder den Menschen in die Mitte zu rücken. Schlussendlich bilden alle Menschen diese Systeme und damit auch unsere Gesellschaft“, so Marek Zeliska, SOS-Kinderdorfleiter Burgenland
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