Cannabis-Plantagen im Südburgenland
Haftstrafen für Drogen-Oma (70) und Tochter
Ein „Familienbetrieb“ züchtete im Süd-Burgenland jahrelang Cannabis in mehreren Indoor-Plantagen. Erntete Drogen im großen Stil. Verkaufte an Freunde und Bekannte. Als Drahtzieherin fungierte eine Altenpflegerin, die ihren Lebensgefährten, ihre Tochter seit dem Volksschulalter sowie ihre pensionierte Mutter (70) als "Drogen-Oma" in ihr Suchtgiftgeschäft involvierte.
BEZIRK OBERWART. Das Verbrechen des Suchtgifthandels warf der Staatsanwalt einem „Familienbetrieb“ vor, wie er es nannte. Denn „die Erstangeklagte ist die Lebensgefährtin des Zweitangeklagten und zugleich die Tochter der Drittangeklagten! Die Erstangeklagte hat aber auch ihre Tochter, und zwar seit dem Volksschulalter, in den Betrieb der Cannabis-Indoor-Plantagen eingespannt!“ Für ihre Mithilfe bei der Drogenzucht musste sich die inzwischen 17-jährige Schülerin in einem gesonderten Verfahren verantworten und bekam eine Diversion.
Drogenkontakt im Alter von 4 Jahren
Im jetzigen Prozess sagte die beim Vater in NÖ wohnende junge Frau als Zeugin aus. Sie war es nämlich, die 2022 weinend zur Polizei gelaufen ist und ihre eigene Mutter angezeigt hat. Wegen der Drogen-Produktion und weil sie das kriminelle Vorgehen ihrer Mutter nicht mehr erdulden und verschweigen wollte. Auf Fragen von Richterin Mag. Karin Knöchl sagte die Schülerin im Saal 7 des Landesgerichtes Eisenstadt: „Ich war sehr klein, als ich das erste Mal mit der Cannabisaufzucht meiner Mama konfrontiert worden bin. So vier Jahre. Im Alter von 8 musste ich bei der Ernte mithelfen. Das war damals bei meiner Oma in Wien. In einem Kammerl stand ein kleines Zelt mit Pflanzen!“
Tochter zeigte Mutter an
Zuerst seien es zwei Setzlinge gewesen, dann 10 bis 15 Stück. „Als ich etwa 10 Jahre alt war, ist meine Mama ins Südburgenland gezogen. Zuerst ins Haus meines verstorbenen Opas. Etwa von 2018 bis 2020. Dann zum mitangeklagten Lebensgefährten meiner Mutter, von 2020 bis 2022. Sie hat an beiden Orten Indoor-Plantagen betrieben. Ich bin zwischenzeitlich zu meinem Vater gezogen. Wenn ich bei ihr war, zum Wochenende oder in den Ferien, dann musste ich ihr helfen. Beim Aufbau der Zucht. Beim Pflanzenreinigen. Gießen. Blätterschneiden. Und mindestens zweimal beim Ernten!“, so die 17-Jährige. „Ich war auch öfters beim Kauf von Setzlingen dabei. Da hat sie immer so um die 120 Stück gekauft!“
„Wurden sie von ihrer Mutter unter Druck gesetzt, damit sie ihr helfen?“, wollte die Vorsitzende wissen. Da brach die Schülerin in Tränen aus: „Ja. Emotional erpresst. Meine Mutter ist ein Narzisst. Lebt in einer eigenen Welt. Ich bekam nur Liebe, Aufmerksamkeit, Anerkennung und Zuneigung, wenn ich ihr bei den Drogen geholfen habe. Früher, als ich noch ein kleines Kind war, hat sie mir sogar gedroht, dass ich meine Oma nicht mehr sehen darf!“
Altenpflegerin als Drahtzieherin
Die Mutter und „Chefin“ der Indoor-Zuchten, 39, Altenpflegerin, geschieden, aus dem Bezirk Oberwart, minimierte im Prozess nicht nur ihre „Drahtzieher-Rolle“ und die produzierte und verkaufte Drogenmenge, sondern unterstelle ihrer Tochter, dass sie lügt. „Es stimmt nicht, dass sie mir helfen musste!“ Um dann ihre 70-jährige Mutter mit diversen Vorwürfen zu belasten. Unter anderem damit, dass sie eine tragende Rolle innehatte, da sie stets bei der Suchtgifternte dabei war und die Ware gewogen hat. Ebenso, dass sie Haschkekse gebacken hat. Die Pensionistin wiederum erklärte, dass sie das in ihrer Wohnung alles nur zugelassen, erduldet und gemacht hat, weil sie von ihrer Tochter unter Druck gesetzt worden ist: „Sie hat mir gedroht, dass ich mein Enkerl nicht mehr sehen darf!“
Drogen-Oma backte Haschkekse
Behauptete die Erstangeklagte, ihrer Mutter Geld vom Drogenverkauf für den erhöhten Stromverbrauch gegeben zu haben, revidierte die Pensionisten diese Darstellung: „Sie hat davon geredet. Ich habe aber nichts, gar nicht von ihr bekommen. Keinen Cent!“ Sehr wohl gestand die durch Schlaganfall gesundheitlich angeschlagene Frau, dass sie auf Anweisung ihrer Tochter bei Aufzucht, Betreuung und Pflege der Cannabis-Pflanzen aktiv mitgeholfen hat. Somit gilt die betagte Rentnerin zwar als „Drogen-Oma“, allerdings, ausgeliefert der Übermacht ihrer Tochter, lediglich in Form einer Beitragstäterin.
Die Rolle des Zweitangeklagten, 43, reduzierte sich darauf, dass der Südburgenländer „aus Liebe“ seiner Lebensgefährtin einen Raum für die Plantage zur Verfügung gestellt und fallweise bei der Pflanzenpflege geholfen hat. Ein Kriminalist beschrieb dann, dass die Zucht professionell betrieben worden ist und bei einer Hausdurchsuchung 51 Cannabis-Pflanzen sichergestellt werden konnten. Ebenso umfangreiches Equipment.
Teils bedingte Haftstrafen
Urteil des Schöffensenats nach fünfstündiger Verhandlung: 30 Monate Haft für die Altenpflegerin, 10 davon muss sie ins Gefängnis. 15 Monate bedingt kassierte der Lebensgefährte, die Pensionistin erhielt 10 Monate bedingte Haft. Urteile nicht rechtskräftig. Es gilt die Unschuldsvermutung.
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