Cannabis-Plantagen im Südburgenland
Haftstrafen für Drogen-Oma (70) und Tochter

Die Erstangeklagte (in Lederjacke) erhielt eine teilbedingte Haftstrafe von 30 Monaten. | Foto: Gernot Heigl
2Bilder
  • Die Erstangeklagte (in Lederjacke) erhielt eine teilbedingte Haftstrafe von 30 Monaten.
  • Foto: Gernot Heigl
  • hochgeladen von Gernot Heigl

Ein „Familienbetrieb“ züchtete im Süd-Burgenland jahrelang Cannabis in mehreren Indoor-Plantagen. Erntete Drogen im großen Stil. Verkaufte an Freunde und Bekannte. Als Drahtzieherin fungierte eine Altenpflegerin, die ihren Lebensgefährten, ihre Tochter seit dem Volksschulalter sowie ihre pensionierte Mutter (70) als "Drogen-Oma" in ihr Suchtgiftgeschäft involvierte.

BEZIRK OBERWART. Das Verbrechen des Suchtgifthandels warf der Staatsanwalt einem „Familienbetrieb“ vor, wie er es nannte. Denn „die Erstangeklagte ist die Lebensgefährtin des Zweitangeklagten und zugleich die Tochter der Drittangeklagten! Die Erstangeklagte hat aber auch ihre Tochter, und zwar seit dem Volksschulalter, in den Betrieb der Cannabis-Indoor-Plantagen eingespannt!“ Für ihre Mithilfe bei der Drogenzucht musste sich die inzwischen 17-jährige Schülerin in einem gesonderten Verfahren verantworten und bekam eine Diversion.

Drogenkontakt im Alter von 4 Jahren

Im jetzigen Prozess sagte die beim Vater in NÖ wohnende junge Frau als Zeugin aus. Sie war es nämlich, die 2022 weinend zur Polizei gelaufen ist und ihre eigene Mutter angezeigt hat. Wegen der Drogen-Produktion und weil sie das kriminelle Vorgehen ihrer Mutter nicht mehr erdulden und verschweigen wollte. Auf Fragen von Richterin Mag. Karin Knöchl sagte die Schülerin im Saal 7 des Landesgerichtes Eisenstadt: „Ich war sehr klein, als ich das erste Mal mit der Cannabisaufzucht meiner Mama konfrontiert worden bin. So vier Jahre. Im Alter von 8 musste ich bei der Ernte mithelfen. Das war damals bei meiner Oma in Wien. In einem Kammerl stand ein kleines Zelt mit Pflanzen!“

Tochter zeigte Mutter an

Zuerst seien es zwei Setzlinge gewesen, dann 10 bis 15 Stück. „Als ich etwa 10 Jahre alt war, ist meine Mama ins Südburgenland gezogen. Zuerst ins Haus meines verstorbenen Opas. Etwa von 2018 bis 2020. Dann zum mitangeklagten Lebensgefährten meiner Mutter, von 2020 bis 2022. Sie hat an beiden Orten Indoor-Plantagen betrieben. Ich bin zwischenzeitlich zu meinem Vater gezogen. Wenn ich bei ihr war, zum Wochenende oder in den Ferien, dann musste ich ihr helfen. Beim Aufbau der Zucht. Beim Pflanzenreinigen. Gießen. Blätterschneiden. Und mindestens zweimal beim Ernten!“, so die 17-Jährige. „Ich war auch öfters beim Kauf von Setzlingen dabei. Da hat sie immer so um die 120 Stück gekauft!“

Die Anwälte (v.r.) Mag. Jaqueline Götz, Mag. Jochen Serenyi und Mag. Martin Behal kämpften um milde Urteile für ihre Klienten. | Foto: Gernot Heigl
  • Die Anwälte (v.r.) Mag. Jaqueline Götz, Mag. Jochen Serenyi und Mag. Martin Behal kämpften um milde Urteile für ihre Klienten.
  • Foto: Gernot Heigl
  • hochgeladen von Gernot Heigl

„Wurden sie von ihrer Mutter unter Druck gesetzt, damit sie ihr helfen?“, wollte die Vorsitzende wissen. Da brach die Schülerin in Tränen aus: „Ja. Emotional erpresst. Meine Mutter ist ein Narzisst. Lebt in einer eigenen Welt. Ich bekam nur Liebe, Aufmerksamkeit, Anerkennung und Zuneigung, wenn ich ihr bei den Drogen geholfen habe. Früher, als ich noch ein kleines Kind war, hat sie mir sogar gedroht, dass ich meine Oma nicht mehr sehen darf!“

Altenpflegerin als Drahtzieherin

Die Mutter und „Chefin“ der Indoor-Zuchten, 39, Altenpflegerin, geschieden, aus dem Bezirk Oberwart, minimierte im Prozess nicht nur ihre „Drahtzieher-Rolle“ und die produzierte und verkaufte Drogenmenge, sondern unterstelle ihrer Tochter, dass sie lügt. „Es stimmt nicht, dass sie mir helfen musste!“ Um dann ihre 70-jährige Mutter mit diversen Vorwürfen zu belasten. Unter anderem damit, dass sie eine tragende Rolle innehatte, da sie stets bei der Suchtgifternte dabei war und die Ware gewogen hat. Ebenso, dass sie Haschkekse gebacken hat. Die Pensionistin wiederum erklärte, dass sie das in ihrer Wohnung alles nur zugelassen, erduldet und gemacht hat, weil sie von ihrer Tochter unter Druck gesetzt worden ist: „Sie hat mir gedroht, dass ich mein Enkerl nicht mehr sehen darf!“

Drogen-Oma backte Haschkekse

Behauptete die Erstangeklagte, ihrer Mutter Geld vom Drogenverkauf für den erhöhten Stromverbrauch gegeben zu haben, revidierte die Pensionisten diese Darstellung: „Sie hat davon geredet. Ich habe aber nichts, gar nicht von ihr bekommen. Keinen Cent!“ Sehr wohl gestand die durch Schlaganfall gesundheitlich angeschlagene Frau, dass sie auf Anweisung ihrer Tochter bei Aufzucht, Betreuung und Pflege der Cannabis-Pflanzen aktiv mitgeholfen hat. Somit gilt die betagte Rentnerin zwar als „Drogen-Oma“, allerdings, ausgeliefert der Übermacht ihrer Tochter, lediglich in Form einer Beitragstäterin.

Die Rolle des Zweitangeklagten, 43, reduzierte sich darauf, dass der Südburgenländer „aus Liebe“ seiner Lebensgefährtin einen Raum für die Plantage zur Verfügung gestellt und fallweise bei der Pflanzenpflege geholfen hat. Ein Kriminalist beschrieb dann, dass die Zucht professionell betrieben worden ist und bei einer Hausdurchsuchung 51 Cannabis-Pflanzen sichergestellt werden konnten. Ebenso umfangreiches Equipment.

Teils bedingte Haftstrafen

Urteil des Schöffensenats nach fünfstündiger Verhandlung: 30 Monate Haft für die Altenpflegerin, 10 davon muss sie ins Gefängnis. 15 Monate bedingt kassierte der Lebensgefährte, die Pensionistin erhielt 10 Monate bedingte Haft. Urteile nicht rechtskräftig. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Die Erstangeklagte (in Lederjacke) erhielt eine teilbedingte Haftstrafe von 30 Monaten. | Foto: Gernot Heigl
Die Anwälte (v.r.) Mag. Jaqueline Götz, Mag. Jochen Serenyi und Mag. Martin Behal kämpften um milde Urteile für ihre Klienten. | Foto: Gernot Heigl

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Zweirad Goga veranstaltet in Oberwart beim Stadtpark ein Testfahren seiner E-Bikes mit neuester Technik. | Foto: GOGA
6

Teste Dein Lieblings-E-Bike!
Neueste Pinion- und MGU-Modelle zum Testfahren

In Oberwart heißt es am 26. April auf die Pedale, fertig, los! Nutze die Gelegenheit und teste Dein Lieblings-E-Bike im Stadtpark. OBERWART. Teste die Weltneuheit am E-Bike-Sektor im Stadtpark. Am 26. April 2024 findet im Stadtpark Oberwart von 10.00 bis 19.00 Uhr das E-Bike-Testen von Zweirad GOGA statt - dein Fahrradfachgeschäft mit Service und Verkauf. Der E-Bike Truck hat die komplette Pinion Modellvielfalt mit an Bord.  Präsentiert wird das Pinion E-Drive System mit dem Herzstück der...

  • Bgld
  • Oberwart
  • Katharina Podiwinsky
Anzeige
Die Kindergartenkinder legten eine Blühwiese an. | Foto: Michael Strini
20

Deutsch Schützen-Eisenberg
Wein und Radtourismus wichtige Standbeine

Der Wein spielt rund um den Eisenberg eine große Rolle. Die Gemeinde investiert auch in die Infrastruktur. DEUTSCH SCHÜTZEN-EISENBERG. Die Großgemeinde Deutsch Schützen-Eisenberg investiert trotz schwierigen Rahmenbedingungen in die Infrastruktur. "Die finanzielle Situation ist eine große Herausforderung. Kosten und Zinsen steigen ständig. Wir würden uns wünschen, dass der Gemeinde mehr Geld zum Handeln bleibt. Bei den Ertragsanteilen wird mittlerweile schon mehr als 50 Prozent abgezogen. Die...

  • Bgld
  • Oberwart
  • Michael Strini
Anzeige
Thomas Monetti, Karin Tinhof, Norbert Darabos, Barbara Weißeisen-Halwax, LH Hans Peter Doskozil, Intendant Gerhard Krammer und Organisator Werner Glösl, bei der Programm-Präsentation "KLANGfrühling 2024 voller FANTASIE.
9

Ortsreportage Stadtschlaining
Von OSG-Wohnbau bis Burgarena-Ausbau

Die Friedensstadt Schlaining wurde dank der großzügigen Unterstützung von Land, Bund und EU-Förderprogrammen zur kulturellen Metropole des Südburgenlandes ausgebaut. "Noch wird auf den Baustellen fleißig gearbeitet, die Burgarena wird jedoch modern und zeitgemäß am 1. Juli mit einem KIXX-Konzert feierlich eröffnet. Burg, Hauptplatz und Burgarena werden dann bis in die Adventzeit hinein mit tollen Events für Jung und Alt bespielt. Damit wird Schlaining als "Kultur-Hotspot" des Südburgenlandes...

  • Bgld
  • Oberwart
  • Peter Seper

Neu auf MeinBezirk.at
Sudoku - gratis und so oft du willst, spiele jetzt!

Jetzt kannst du Sudoku auf MeinBezirk.at spielen - gratis und unbegrenzt. So spielst du Sudoku: Wähle deinen gewünschten Schwierigkeitsgrad: leicht, mittel, schwer. Klicke ins gewünschte Feld, setze eine Zahl von 1 bis 9 ein - und fülle alle leeren Felder. Ziel des Rätsels: In jeder Zeile (waagrecht), Spalte (senkrecht) und jedem Block (3 mal 3 Zellen) soll jede Ziffer genau nur einmal vorkommen.

Hier findest du den aktuellen Mondkalender ab sofort. Jeden Monat neu. | Foto: RegionalMedien Burgenland
1 3

Gesundheit, Haushalt, Garten & Schönheit
Dein Mondkalender für den Mai 2024

Die RegionalMedien Burgenland präsentieren den aktuellen Mondkalender für April 2024. Ein Mondzyklus dauert ca. 28 Tage. Dabei durchläuft er verschiedene Phasen, die unterschiedliche Qualitäten haben. Nach alter Überlieferung sollte man bestimmte Arbeiten also stets zur richtigen Zeit erledigen. Vom Einpflanzen der Tomaten 🍅 bis hin zum Haare schneiden 💇 – die Mondphase kann darüber entscheiden, ob die roten Früchtchen zur Attraktion in der Nachbarschaft und dein Kopf zur Löwenmähne 🦁 wird....

Benzin- & Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen im Burgenland

Hier erfährst du täglich, wo im Burgenland die billigsten Tankstellen zu finden sind, wie man günstig tankt, und wie man Sprit sparen kann - immer AKTUELL. BURGENLAND. In ganz Österreich ist es immer am günstigsten, am Vormittag zu tanken. Denn Tankstellen dürfen nur einmal täglich um 12 Uhr die Spritpreise erhöhen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit in unbegrenzter Anzahl und Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen im Burgenland täglich mit den aktuell...

UP TO DATE BLEIBEN

Aktuelle Nachrichten aus dem Burgenland auf MeinBezirk.at/Burgenland

Neuigkeiten aus dem Burgenland als Push-Nachricht direkt aufs Handy

Bezirksblätter auf Facebook: MeinBezirk.at/Burgenland

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus dem Burgenland und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.