"Heimat großer Töchter und Söhne"?
Große Diskussion um die Bundeshymne ist derzeit im Gange auch im Bezirk Oberwart
Der Auftritt von Andreas Gabalier beim Formel 1 Grand Prix in Spielberg löste nach einem kritischen Brief der Wiener Grünen Frauen eine erneute heftige Diskussion um den von der Regierung und Nationalrat im November 2011 geänderten Text der Österreichischen Bundeshymne aus.
Auch "Töchter"-Verfechterin Maria Rauch-Kallat meldete sich in Interviews zu Wort, ebenso wie Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. Andreas Gabalier selbst forderte in einem Radiointerview nun eine Volksabstimmung über den Text, er wünsche sich den ursprünglichen retour. Und, so Gabalier, gebe es in größere Probleme, um die sich die Politik kümmern sollte.
Diskussion auch im Bezirk
Auch im Bezirk Oberwart ist es ein Thema - vor allem auf etlichen privaten Facebook-Accounts gibt es bereits viele Kommentare (pro und contra). Für viele ist diese Diskussion entbehrlich und oft liest man "hat man in Österreich keine größeren Probleme?" und der neue Text scheint dem Großteil der Österreicher und Österreicherinnen egal.
Doch steckt hinter dieser Symbolik nicht viel mehr? Die Bezirksblätter Oberwart haben sich ein wenig umgehört und wollen sukzessive Stellungnahmen aus verschiedenen Bereichen hier zusammentragen.
Natürlich sind auch Regionauten aufgefordert, per Kommentar ihre Meinung kund zu tun. Es kann auch auf unserer Facebookseite mitdiskutiert werden!
"Respektlos gegenüber Kämpferinnen"
Die Oberwarter Grüne-Gemeinderätin Maria Racz verteidigt die Kritik an Gabalier: "Abgesehen von der ideologischen Seite empfinde ich es von Gabalier respektlos gegenüber den Kämpferinnen, die sich für die Textänderung eingesetzt haben. Dass er wissentlich den alten Text gesungen hat und somit die seit 2011 gültige Version ignoriert hat, ist eher peinlich und gibt ein schlechtes Vorbild. Es ist ein Zeichen dafür, sich nicht an gesetzliche Vorschriften zu halten, und das ist schon bedenklich. Für ihn war es natürlich ein perfekter Marketing-Gag, den er nun voll auszreizt. Bei einem solchen Event hat das aber nichts verloren. Es gibt in Österreich sicher genug Frauen, die sich damit identifizieren und das Wort Töchter sollte eigentlich niemanden weh tun!"
"Für mich ist die Hymne nicht irgendein Lied, sondern hat Symbolcharakter. Darum ist für mich selbstverständlich, dass auch die Töchter vorkommen. Wenn wir nicht bei den Wurzeln anfangen, wird es auch in 50 Jahren noch keine Gleichberechtigung geben. Man sieht das heute in fast allen Bereichen - von der Politik bis zur Wirtschaft. Im Landtag sitzen fast nur Männer, auch im Parlament ist der Frauenanteil noch sehr gering. Die Grünen haben es über eine Quote geschafft, den Anteil anzuheben. Ansonsten ist es immens schwierig. Vielleicht ist es gut, dass nun wieder auch über dieses Thema diskutiert wird", sagt der Grüne-Landtagsabgeordnete Wolfgang Spitzmüller.
"Die Textänderung hilft keiner Frau im realen Leben. Es wäre viel wichtiger, rechtliche und faktische Ungleichbehandlungen im Alltag zu reduzieren. Ich selbst schätze Andreas Gabalier als eine Person ein, der Frauen hochschätzt. Ich bin überzeugt, dass die Frauen so viel Selbstbewusstsein haben, dass ihr Selbstwertgefühl nicht am Text der Bundeshymne hängt. Der Text entstammt der Feder einer Frau und sollte so bleiben wie er war", meint dazu der FPÖ-Nationalratspräsident Norbert Hofer.
"Ich bin absolut dafür, dass die Töchter dazu gesungen werden. Im konkreten Fall war es eine öffentliche Veranstaltung, da die Textänderung im Bundesgesetzblatt festgeschrieben ist, hätte sich Gabalier daran halten sollen als Künstler, auch wenn er vielleicht privat eine andere Meinung vertritt. Es gibt natürlich viele Männer und Frauen, die betonen, dass Frauen ganz andere Probleme haben (z.B. geringerer Verdienst, Mangel an Arbeitsplätzen, Gewalt, ...) und es sicher Themen gibt, die viel schwerer wiegen. Ich sehe leider wieder Tendenzen, dass die Frauen im Sprachgebrauch wieder hinausgedrängt werden. Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass Frauen auch in der Sprache vorkommen. Darum bin auch dafür, dass die neue Version "Töchter und Söhne" gesungen wird, da dies durchaus eine bedeutende Symbolik für Frauen in der Gesellschaft in sich birgt", sagt Renate Holpfer, Leiterin der Frauenberatungsstelle in Oberwart.
Weitere Stellungnahmen folgen
Zwei textliche Änderungen
Geändert wurde vom Nationalrat der ursprüngliche Text von Paula Preradovic an zwei Stellen. In Strophe 1 heißt es statt "Heimat bist du großer Söhne" jetzt "Heimat großer Töchter und Söhne", in der 3. Strophe wurden die "Bruderchöre" durch "Jubelchöre" ersetzt.
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