Ernährung - blinder Fleck im Klimaschutz
Beim Energiestammtisch am 27. Juni 2013 referierte Mag. Christian Salmhofer über die Verknüpfung des Klimawandels mit dem Konsumverhalten der Menschen. Die zahlreichen Besucher, die sich im Stadtcafé Gamauf in Oberwart eingefunden hatten, konnten vom Vortragenden erfahren, wie energierelevant, klimawirksam und unmittelbar Lebens-wichtig unsere Ernährungsweise ist.
Zur Sensibilisierung für die Thematik startete der Vortragende mit einigen Quizfragen. Viele Konsumenten kritisieren den hohen Preis der Bio- bzw. Fair Trade-Produkte. Interessanterweise kaufen aber oft gerade diese Menschen stark beworbene Produkte wie etwa ein Joghurtgetränk um € 4 pro Liter oder den bekanntesten Kapselkaffee um € 60 pro kg. Zum Vergleich: Der Österreicher gibt im Durchschnitt lediglich € 14 im Jahr für Fair Trade-Produkte aus. Außerdem, so Mag. Salmhofer, könnten die 90 Liter Mineralwasser pro Person und Jahr durch Leitungswasser aus den kommunalen Netzen substituiert werden. Durch ein Überdenken des Einkaufsverhaltens könnten bei gleichem Geldeinsatz ökologisch höherwertige Produkte gekauft werden.
Der Vortragende, er ist Mitarbeiter bei Klimabündnis Kärnten, thematisierte die Problematik von Fertigprodukten am Beispiel von Hühnernuggets. Das Rohmaterial - von Fleisch kann hier nur schwerlich gesprochen werden - stammt zum Großteil aus Brasilien, wird in Großbritannien in Form gebracht und landet dann in Österreichs Tiefkühlfächern. Dies ist nicht nur als gesundheitlich - sondern auch als ökologisch bedenklich einzustufen. Originell: Die größte Fast-Food-Kette des Landes bewirbt ihre Nuggets nicht wie Rindfleisch und Kartoffeln mit „100% aus Österreich“ sondern lediglich mit „100% Hühnerfleisch“.
Mag. Salmhofer, der sich selbst als „Entwicklungshelfer in Österreich“ bezeichnet, sieht vor allem im Bereich der Futtermittel große Missstände. So wird tonnenweise Soja von Südamerika nach Europa verschifft, an die österreichischen Tiere verfüttert und das produzierte Fleisch mit „100% aus Österreich“ etikettiert. Dafür werden in Ländern wie Brasilien riesige Regenwaldflächen gerodet – nur, um uns mit „Nahrung ohne schlechtes Gewissen“ versorgen zu können. Eine Studie aus der Schweiz ergab zudem, dass die landwirtschaftliche Agrarfläche im Ausland so groß wie das ganze Land Schweiz selbst ist. Für Österreich würde sich ein ähnliches Verhältnis ergeben.
Der Schlüssel zur Verringerung dieses Problems liegt darin, den Fleischkonsum deutlich zu reduzieren und auf Bioprodukte zu setzen. Dies würde zum einen die Gesundheit der Österreicher stärken, aber auch die Umwelt schonen, die regionalen Bauern fördern undden Tieren eine höhere Lebensqualität sichern. Der höhere Preis würde durch den geringeren Konsum kompensiert werden. Somit könnte der ökologische Kreislauf regional geschlossen werden.
Desweiteren wurden das generelle Konsumverhalten und der Begriff „Graue Energie“ angesprochen. Als „Graue Energie“ bezeichnet man die gesamte Energiemenge, welche für die Herstellung, den Transport, die Lagerung, den Verkauf und die Entsorgung eines Produktes benötigt wird. Durch die Verlagerung der Industrie in den asiatischen Raum wird der Energieverbrauch auch immer mehr dort hin verlagert. Die westliche Wegwerfgesellschaft, die überspitz formuliert nichts mehr repariert und immer alles neu kauft, importiert damit riesige Mengen der Grauen Energie. Sie trägt somit ihren Teil dazu bei, dass zum Beispiel in China jede Woche ein Kohlekraftwerk errichtet werden muss. Daher wäre eine globalere Denkweise sinnvoll und es wäre auch zu hinterfragen woher die Produkte stammen und wie viel Rohstoffe und Energie in ihnen stecken. Also nicht nach dem bisherigen Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn.“
Zum Abschluss wurden vier Grundpfeiler für ein gesundes Klima im Bezug auf eine gesunde Ernährung definiert, nämlich ökologisch, sozial, regional, saisonal. In diesem Sinne fand im Anschluss an die Diskussion mit dem Publikum eine Verkostung von Milchprodukten des Biohofes Krogger aus Mönichwald statt.
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