Zweisprachiges Gymnasium Oberwart: So frühstückt Europa
Das ZBG Oberwart nahm den Tag der Sprachen zum Anlass, um landestypische Gerichte beispielsweise aus Italien, Frankreich, Spanien oder Russland zu servieren.
OBERWART (kv). Die Schüler bereiteten einen köstlichen Mix verschiedenster Gerichte aus den Ländern zu, in dessen Sprache sie unterrichtet werden. Einen schönen Rahmen bildeten die mehrsprachigen Lieder vom Schulchor und der Ungarische und Kroatische Volkstanz.
Bildung als Schlüssel zur Zukunftsgestaltung
Direktor Martin Zsivkovits und Landesschulratspräsident Heinz Josef Zitz nahmen die Gelegenheit wahr, den vielfältigen und hochweritgen Sprachunterricht an Burgenlands Schulen aufzuzeigen. "Wir unterrichten an unserer Schule 8 Sprachen, wobei 4 Sprachen Pflicht sind", so Direktor Zsivkovits. Die digitale Welt lässt die Welt immer enger zusammenwachsen, weshalb Sprachen gerade für die heutige Gesellschaft einen immer höheren Stellenwert einnehmen. "Die Sprache ist auch der Zugang zu Kunst und Kultur, nur wer die Sprache versteht, versteht das Volk", so Zitz. Englisch ist mittlerweile im Wirtschaftsleben zu einer Grundvoraussetzung geworden. Große Firmen wie Unger oder Leier legen viel Wert auf Mehrsprachigkeit, sonst könnten sie nicht expandieren", sagt Fachinspektorin Livia Pathy.
Sonderstellung Burgenland
Aufgrund des geschichtlichen Hintergrundes und der Grenzlage ist Mehrsprachigkeit vor allem im Burgenland ein großes Thema. "Wenn sich auch die ungarische Sprache von der Deutschen extrem unterscheidet, so verbindet uns doch eine gemeinsame Kultur, Bräuche und Gastronomie", sagt Pathy. Die Volksgruppensprachen Ungarisch, Kroatisch und Romanes werden bewahrt und es gibt viele zweisprachige Schulen, die die Volksgruppensprache auch als Unterrichtssprache verwenden. "Wir geben nicht nur Sprachunterricht, sondern unterrichten auch teilweise in der Zweitsprache. Für die Schüler ist das hin- und herswitchen zwischen den Sprachen Alltag", sagt Direktor Zsivkovits. Weitere Sprachenschwerpunktschulen sind das BG Eisenstadt und das Pannonische Gymnasium in Oberpullendorf.
Latein ist auferstanden
Gilt Latein zwar als "tote Sprache", da sie nirgends mehr aktiv gesprochen wird, so erfährt sie trotzdem gerade einen Boom. "Man braucht sie nicht nur für gewisse Studienrichtungen wie Medizin oder Rechtswissenschaften, sondern bildet Latein die Grundlage für alle romanischen Sprachen", sagt Landesschulinspektor Jürgen Neuwirth. Der Sprachunterricht habe sich in den letzten Jahren gewandelt, Sprechen, Lesen, Hören und Schreiben wird im Unterricht intensiv trainiert.
"Einsprachigkeit ist heilbar"
So lautet ein berühmtes Zitat vom Sprachwissenschaftler Rudolf de Cillia. "Die Sprache ist ein Teil der menschlichen Identität und grundlegend für gelebte Integration", sagt Karin Vukman-Artner, Leiterin des Minderheitenschulwesen. Das Minderheitenschulgesetz im Burgenland ermöglicht es jedem Schüler, Kroatisch, Ungarisch oder Romanes zu erlernen. Nach dem Europarat sollte der moderne Europäer Dreisprachig sein - Muttersprache, Englisch und Regionalsprache. "Im Burgenland werden 4.400 Schüler in einer Volksgruppensprache unterrichtet", sagt Vukman-Artner.
Pilotprojekte
Das ZBG ist auch Testschule für neue Projekte, wie aktuell für das regionale Sprachenportfolio oder die Kompetenzbeschreibungen für die Volksgruppensprache. Solche Neuerungen werden in der Sprachenwerkstatt entwickelt, in der laufend an neuen und modernen Unterrichtsmaterialien geforscht wird.
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