15. August - Mariä Aufnahme in den Himmel
Der Frauenbuschen - gelebte Tradition am Hohen Frauentag

Für alle Kräuterbuschen gilt - sie müssen eine bestimmte Anzahl an verschiedenen Kräutern und Pflanzen beinhalten. Meist sind es 7, 9, 12 oder 24. | Foto: Kurt Maritschnegg
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  • Für alle Kräuterbuschen gilt - sie müssen eine bestimmte Anzahl an verschiedenen Kräutern und Pflanzen beinhalten. Meist sind es 7, 9, 12 oder 24.
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Am 15. August begehen wir das «Hochfest der Aufnahme Mariens in den Himmel», «Maria Himmelfahrt» und «Hoher Frauentag» genannt. In Tirol ist dieser Tag auch Landesfeiertag.

OSTTIROL. Der Glaube an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel ist seit dem 6. Jahrhundert bezeugt und wurde 1950 von Papst Pius XII. in der Apostolischen Konstitution „Munificentissimus Deus“ für die römisch-katholische Kirche zum Dogma erhoben. Über die Himmelfahrt Mariens wird zwar nicht direkt in der Bibel berichtet,  einige Schriftstellen werden dennoch als Hinweise darauf gedeutet (zB. Offb 12. 1, Krönung Mariens). Ganz anders verhält es sich in den apokryphen Evangelien, dort finden sich ausführliche Erwähnungen der Himmelfahrt Mariens. Es heißt, dass die Apostel von ihren jeweiligen Missionsorten durch die Luft an das Sterbebett Marias gebracht worden sind. Sie hätten Maria nach deren Tod bestattet und das Grab mit einem großen Stein verschlossen. Zeitgleich erschien Jesus mit seinen Engeln und der Stein wurde weggewälzt. Daraufhin habe Christus Maria herausgerufen und mit sich in den Himmel genommen.

Seinen Ursprung hat das Fest im 5. Jahrhundert. Cyrill von Alexandrien führte es, vermutlich als Gegenstück zur Feier der Himmelfahrt der heidnischen Gottheit Astraea, ein und legte den 15. August als Festtag fest. Mariä Himmelfahrt ist zugleich das älteste bekannte Marienfest.

Das Brauchtum der Kräutersegnung

Alljährlich am Fest "Mariä Himmelfahrt" findet in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten das Ritual der Kräutersegnung statt. Dafür werden unterschiedliche Kräuter zu Sträußen gebunden und dann zur Segnung bzw. Weihe gebracht. Schon seit frühester Zeit sind Kräuter und ihre heilende Wirkung für die Menschen aller Kulturen lebenswichtig. Außerdem wurden sie häufig als Geschenke des Himmels oder der Gottheit angesehen. Der Brauch der Kräutersegnung selbst geht auf eine alte Legende zurück, nach der die Jünger das Grab der Jungfrau Maria geöffnet hätten und dort statt ihres Leichnams Blüten und Kräuter vorgefunden haben. Erstmals fand diese Tradition in der katholischen Kirche im 9. Jahrhundert Erwähnung. Urkunden aus dem 14. Jahrhundert bezeugen ähnliche Rituale, wie zum Beispiel „Unserer Lieben Frauen Wurzelweihe“ . Das Ritual der Kräutersegnung reicht aber viel weiter in die Geschichte zurück. Schon die Kelten und Germanen wußten um die Wirksamkeit von Kräutern.

In Tirol wird dieser Festtag als Landesfeiertag gehalten, der mit viel Tradition verbunden ist. Prozessionen, Aufmärsche von Musikkapellen, Schützenkompanien und anderen Vereinen zeugen von der Wichtigkeit dieses Feiertages vorallem im ländlichen Raum.

Der Kräuterbuschen
Die sorgfältig zu schönen Buschen oder kleinen Sträußchen gebundenen Kräuter werden meist während des Festgottesdienstes geweiht. Die Weihe soll die heilende Wirkung der Kräuter und Blumen verstärken, denn Kräuter und ihre Wirkung auf Körper, Geist und Seele gehen meist mit Brauchtum, Glaube und auch Mystik einher. Die heilige Hildegard von Bingen kannte zum Beispiel für zahlreiche Krankheiten das passende Heilkraut und hielt ihre Erfahrungen und Erkenntnisse in ihren Werken für die Nachwelt fest. Gerade in der heutigen Zeit greifen immer mehr Menschen wieder auf natürliche Heilmittel zurück und bedienen sich aus dem umfassenden Wissen dieser Heiligen.

Traditionell werden die Kräuter einen Tag vor der Weihe, also am 14. August gesammelt und zu Kräuterbuschen gebunden. Welche Kräuter in den Buschen gehören, ist von Region zu Region verschieden. Wichtig ist nur, dass man die Kräuter mit Dankbarkeit erntet. Wenn die Kräuter am nächsten Tag geweiht werden, wird ihnen eine besondere Kraft zugeschrieben. So sollen sie unserer Gesundheit aber auch den Tieren durch die Zugabe ins Heu helfen. Die gesegneten Kräuter werden bei Unwettern und Gewittern mancherorts auch im Ofen verbrannt um vor Gefahr zu schützen. Der Buschen soll sogar das Eheglück fördern, indem man ihn unters Kopfkissen legt.

Wie viele verschiedene Kräuter enthält so ein Buschen?
Der Anzahl der unterschiedlichen Kräuter wird besondere Bedeutung zugemessen. In der römisch-katholischen Tradition gibt es einige bedeutende Zahlen, die für die Anzahl der Kräuter im Buschen verwendet werden. Die Zahl 7 steht beispielsweise für die Schöpfungstage, die 9 (3 mal 3) für die hl. Dreifaligkeit, die 12 für die Anzahl der Apostel, die 14 für die 14 Nothelfer, 24 (2x 12) für die 12 Stämme Israels aus dem alten und die zwölf Apostel aus dem neuen Testament usw... Traditionelle Kräuterbuschen bestehen deshalb aus einer Anzahl von 7, 9, 12, 14, 24, ... verschiedenen Pflanzen.

Typische Kräuter und deren Bedeutung
Genauso wie der Anzahl der Pflanzen wird auch den verwendeten Heilkräutern an sich eine symbolische Bedeutungen zugeschrieben. So steht zum Beispiel die Königskerze für Kraft, Stärke und Schutz und ist meist das Herzstück des Buschens. Die Rose steht für die hl. Maria und gibt Schutz, die Kamille für Wohlstand, Weisheit und Erfolg, Johanniskraut und Ringelblume für Glück und Liebe, Schafgarbe, Lavendel und Frauenmantel symbolisieren den Frieden.

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Für alle Kräuterbuschen gilt - sie müssen eine bestimmte Anzahl an verschiedenen Kräutern und Pflanzen beinhalten. Meist sind es 7, 9, 12 oder 24. | Foto: Kurt Maritschnegg
Gebundene Frauenbuschn können vielerorts nach der Weihe gegen eine kleine Spende für einen wohltätigen Zweck erworben werden. | Foto: Kurt Maritschnegg
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