Thaliastraße neu
Nein zu Begegnungszonen auf der Thaliastraße!
Wie die Wiener Verkehrsstadträtin Sima (SPÖ) diese Woche bekanntgab, soll die Funktion der Thaliastraße als eine der wichtigsten Verkehrsadern unseres Bezirks, durch eine, oder sogar mehrere, sogenannte "Begegnungszonen" unterbrochen, und wohl auch durch allerlei sonstige "Rückbauten" erheblich eingeschränkt werden.
Wie aus früheren Reaktionen der Oppositionsparteien in der Bezirksvertretung, aber auch aus etlichen Leser-Kommentaren zu den in der bz erschienenen Artikeln zum Thema ersichtlich ist, vermuteten viele Ottakringerinnen und Ottakringer ja bereits seit geraumer Zeit, dass dies bereits während des noch laufenden "Bürgerbeteiligungsverfahrens", oder sogar schon davor, längst feststand.
Was soll nun eine solche "Begegnungszone" überhaupt sein? Im Internet findet man, zusammengefasst, folgende Kurzdefinition der Bestimmungen aus der Straßenverkehrsordnung:
"Eine Begegnungszone ist 'eine Straße, deren Fahrbahn für die gemeinsame Nutzung durch Fahrzeuge und Fußgänger bestimmt ist, und die als solche gekennzeichnet ist' (§ 2 Abs. 1 Z 2a).
In einer solchen verkehrsberuhigten Zone sind FußgängerInnen, RadfahrerInnen und AutofahrerInnen gleichberechtigt.
Zufußgehende dürfen die gesamte Fahrbahn benützen. Sie dürfen den Fahrzeugverkehr jedoch nicht mutwillig behindern (§ 76c Abs. 3)."
1. Hier taucht auch bereits das erste Problem auf: Zwar sollte eine Begegnungszone im Grunde eine Straße sein, die unterschiedliche Verkehrsteilnehmer gemeinsam und gleichberechtigt nutzen dürfen. Nun gibt es aber auf der Thaliastraße auch öffentlichen Verkehr, unter anderem fährt dort die Straßenbahnlinie 46. Eine "Gleichberechtigung" der restlichen Verkehrsteilnehmer mit Schienenverkehrsmitteln ist aber doch wohl nur schwer vorstellbar! Allerdings ist davon auszugehen, dass die Politik auch für dieses Dilemma ein ebenso passendes, wie sinnwidriges Schlupfloch entweder finden, oder aber neu schaffen wird.
Eigenartig auch, dass sich ausgerechnet (legitimierte?) Vertreter von "Fußgängerorganisationen" für so etwas stark machen. Was in den "Begegnungszonen" nämlich in Wahrheit aufgelassen wird, sind die schützenden, allein den Fußgängern vorbehaltenen Gehsteige! Stattdessen wird, laut StVO (siehe oben), in einer "Begegnungszone" die gesamte Straße zur "Fahrbahn".
2. Darüber hinaus wird, allein schon durch die in Begegnungszonen geltende standardmäßige Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 km/h, auch der öffentliche Verkehr (in diesem Fall über die gesamte Länge die Straßenbahnlinie 46, in einigen Straßenabschnitten auch die Linie 44, in anderen wiederum mehrerer Buslinien) verlangsamt und behindert, sowie dadurch natürlich unattraktiver gemacht. In einer von einer Partei zwecks einschlägiger Propaganda wohl extra angekauften, tendenziösen Studie wurden dazu bemerkenswerte, weil nur auf den Abstand zwischen lediglich zwei bestimmten Stationen bezogene, und daher unvollständige Angaben gemacht, welche aber, bezogen auf die Gesamtsituation, natürlich keine Aussagekraft besitzen.
3. In Begegnungszonen ist das Halten und Parken weitgehend eingeschränkt, was, sowohl für (potentielle) Einkäufer und Gastronomiekunden, als auch, vor allem nachts, für die unmittelbaren Anrainer ein weiteres Problem darstellt. Zusätzlich werden dadurch auch noch viele Ältere, sowie bewegungseingeschränkte Behinderte noch weiter in ihrer Mobilität behindert.
4. Mit allerlei Maßnahmen hat man in den vergangenen Jahrzehnten auch hier den Durchzugsverkehr erfolgreich immer mehr aus den angrenzenden Wohngebieten und schmäleren Gassen gebracht und auf dieser Hauptstraße gebündelt. Soll der Verkehr nun etwa wieder in die Wohngebiete zurückgedrängt werden? Oder sollen sich dort etwa jene schweren Lkws, die derzeit werktags noch regelmäßig die Thaliastraße benutzen, eine nicht mehr sinnvoll in Fahrbahn und Gehsteig getrennte, sondern tatsächlich dieselbe, einheitliche Fläche mit Fußgängern, etwa mit Kinderwagen schiebenden Eltern, mit älteren Personen, die Rollatoren benötigen, mit Behinderten in Rollstühlen, oder mit Kleinkindern auf ihren Bobby-Cars "teilen"? Vielleicht will man LKWs und andere Kraftfahrzeuge ja aber auch mit noch weitergehenden, restriktiven Maßnahmen im Umfeld zu sinnlosen, großräumigen Umwegen zwingen, welche wiederum anderswo Lärm, Staus und erhöhte Verkehrsbelastungen, und jedenfalls auch vermeidbare, gesteigerte Emissionen verursachen?
5. Was ist mit den zahlreichen Einsatzfahrten? Die unmittelbare Nähe dieser Hauptverkehrsstraße zur Klinik Ottakring (die neue Bezeichnung für das Wilhelminenspital), zum Polizeikommissariat Ottakring für die Bezirke 16 und 17, sowie zur Hauptfeuerwache Hernals, aber lagebedingt auch zur Gruppenwache Steinhof, machen die Thaliastraße schon seit langer Zeit zu einer häufig benutzten Straße für Einsatzfahrten, vor allem, aber nicht ausschließlich, von Rettung, Feuerwehr und Polizei. Natürlich gilt für deren Fahrzeuge bei Einsatzfahrten nicht die lächerliche 20-km/h-Beschränkung, welche eines jener Mittel darstellt, mit welchen in solchen Zonen eine zweckentsprechende Kfz-Benutzung offensichtlich weitgehend unmöglich gemacht wird (und ja wohl auch gemacht werden soll). Aber glaubt irgendjemand wirklich allen Ernstes, Einsatzfahrzeuge könnten auch durch eine "Begegnungszone" ihre Einsatzorte immer noch weitgehend gefahrlos in der derzeit möglichen Geschwindigkeit anfahren? Das ist doch völlig illusorisch! Die in Visualisierungen gezeigten Rückbauten anderer Straßenabschnitte, würden dort im übrigen auch das Ausweichen und Platz machen anderer, mehrspuriger Kraftfahrzeuge weitgehend verunmöglichen. Sowohl langsamere Einsatzfahrten, als auch eine Notwendigkeit zum Fahren von Umwegen, bedeuten aber in jedem Fall späteres Eintreffen am Einsatzort, oder, alternativ, eben wieder Verkehrssteigerungen auf anderen Strecken, sowie unnötige, ökologischen Mehrbelastungen.
Bereits jetzt, und schon seit Langem, erfüllt die Thaliastraße hervorragend verschiedenste Aufgaben (siehe auch: Unsere Thaliastraße – ein Abgesang? Was die Vielseitige jetzt (schon?) (noch?) kann). Verbesserungen sind natürlich immer möglich und erwünscht.
Begegnungszonen mögen an geeigneter Stelle im Bezirk vielleicht eine sinnvolle Lösung sein. Auf der Thaliastraße aber sind sie, ebenso wie jede Form generellen Rückbaus, vollkommen fehl am Platz und daher abzulehnen!
Unzufriedene Radfahrende seien übrigens auf die parallel laufende Hasnerstraße verwiesen, die schon 2012, also vor fast einem Jahrzehnt, zur ersten fahrradfreundlichen Straße Österreichs gemacht wurde!
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