Ein Preis für 27 Jahre helfen: Flüchtlingsbetreuerin aus Penzing ausgezeichnet
Ursula Tuch hat für ihre ehrenamtliche Arbeit mit Flüchtlingsfamilien den Preis der Menschlichkeit erhalten.
PENZING. Schon seit dem Jahr 1989 ist Ursula Tuch in ihrer Freizeit mit der Betreuung von Flüchtlingen beschäftigt. "Damals gab es Flüchtlinge aus Rumänien, die nach Österreich gekommen sind. Und dann kam ja 1991 der Jugoslawienkrieg. Mit einigen Flüchtlingsfamilien von damals bin ich noch heute befreundet", so Tuch über ihre Arbeit. Auch in der aktuellen Flüchtlingssituation hat sich Tuch von Beginn an engagiert. Jetzt wurde ihr jahrelanger Einsatz von der Stadt Wien honoriert: Sie hat den Preis der Menschlichkeit erhalten.
"Als ich erfahren habe, dass ich diesen Preis bekomme, war ich zunächst total überrascht. Jetzt freue ich mich sehr darüber", sagt Tuch zu der Auszeichnung. Vorgeschlagen wurde die Penzingerin von ihrer Abteilungsleiterin bei der MA 15 – Gesundheitsdienst der Stadt Wien.
"Bei uns in der Pfarre Penzing waren 2015 viele Transitflüchtlinge untergebracht. Da ging es am Anfang in erster Linie darum, eine Erstversorgung zu bieten. Die Sprachbarriere war dabei ein großes Problem", erzählt Tuch.
Da sie aus dem Gesundheitswesen kommt, waren ihr von Beginn an die hygienischen Verhältnisse und die medizinische Betreuung sehr wichtig. Einfache Dinge des Alltags werden im Gegensatz zu den heimischen Gepflogenheiten in fremden Kulturen oft ganz unterschiedlich erledigt. Auch die psychischen Belastungen durch die Flucht führen oft zu zusätzlichen Schwierigkeiten. "Dank meiner Ausbildung und jahrelangen Erfahrung ist mir bewusst, dass traumatisierte Menschen Strukturen und Regeln brauchen. Es ist sehr wichtig, dass man sie nicht bedient, sondern sie in die Abläufe einbindet und ihnen dabei Selbstverantwortung gibt."
Wichtige Zivilgesellschaft
"Wenn ich an den Herbst 2015 zurückdenke, als die Situation besonders schwierig war, dann ist da sehr vieles richtig gemacht worden. Natürlich ist man nachher immer klüger. Alle Stellen haben mit den Personalressourcen das gemacht, was sie konnten. Ohne die Mithilfe der Bevölkerung kann man so eine Situation aber nicht bewältigen", ist sich Tuch sicher. Menschen seien gekommen, um anderen Menschen zu helfen. "Plötzlich waren zwei Ärztinnen da, die ich für die Erstversorgung rund um die Uhr anrufen konnte. Sie haben die Kinder und auch die Erwachsenen durchgecheckt. Woher sie kamen, weiß ich nicht", so die erfahrene Helferin.
Den Preis der Menschlichkeit hat Tuch bei sich zu Hause im Wohnzimmer aufgestellt. Auch in Zukunft will sie helfen, wenn es notwendig ist. Natürlich kann sie das nicht mehr mit der gleichen Intensität umsetzen wie noch vor 27 Jahren. "Aber was mir noch möglich ist, das werde ich auch weiterhin tun."
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