Corona in Wien
Ein Alltagsheld aus Simmering
Während andere den Weg nach draußen möglichst meiden, ist Verkäufer Burak Güngör im Einsatz.
SIMMERING. Zu Hause bleiben, im Homeoffice arbeiten, Kontakt zu Mitmenschen meiden: Von diesen Dingen kann Burak Güngör nur träumen. Der 28-Jährige ist im Supermarkt Etsan auf der Simmeringer Hauptstraße als Verkaufsmitarbeiter in der Obst- und Gemüseabteilung tätig. Einen Job, den er sehr gerne und auch schon lange macht.
Die Coronakrise kam für ihn – wie für alle – unerwartet: "Ich habe viel in den Nachrichten gehört, als das Virus noch in China war. Jetzt ist es hier bei uns und natürlich machen wir uns Sorgen." Zu Hause bleiben ist für den engagierten Mitarbeiter jedoch keine Option. "Am Anfang habe ich mit meiner Familie gesprochen, ob ich weiterarbeiten oder zu Hause bleiben soll", erinnert er sich. "Aber ich bin noch jung. Es kam alles so rasch und irgendwie habe ich mich einfach an die Situation angepasst. Ich hätte freiwillig gehen können, aber ich mag meine Kollegen sehr und wollte niemanden im Stich lassen. Wir arbeiten weiter, weil ich der Meinung bin, dass wir eine gute Sache machen und indirekt auch Menschen damit helfen", so Güngör weiter.
Der Zusammenhalt zählt
Herausforderungen gibt es in Zeiten der Corona-Pandemie jedoch genug. "Früher haben Kunden weniger an Menge, aber regelmäßig eingekauft. Jetzt kommen sie seltener, aber dafür kaufen sie gleich für die ganze Woche ein", erklärt Güngör. "Wir müssen immer schauen, dass alle Kunden alle Produkte bekommen. Einige Produkte, wie Desinfektionsmittel und Kolonya (Anm.: kölnisches Wasser – wirkt wie Desinfektionsmittel), waren sofort ausverkauft." Trotz der vielen Arbeit – der Zusammenhalt im Team funktioniert. Personalknappheit gibt es derzeit keine. "Es ist teilweise mehr zu tun, aber dafür dann in anderen Bereichen weniger. Die Firma hat sofort eingegriffen und geschaut, dass wir genug Kollegen haben."
Keine negativen Vorfälle
Ungewohnt ist noch das Tragen von Masken und das Achten auf die Distanz. Hier hat Etsan vorgesorgt. An allen Kassen wurden transparente Schutzschilder montiert, am Boden zeigen Markierungen den gewünschten Sicherheitsabstand an. Kunden werden darauf aufmerksam gemacht, dass sie mit Karte zahlen sollen. Teils stehen beim Eingang auch Plastikhandschuhe zur Verfügung, strenge Hygienemaßnahmen bestimmen den Alltag. Negative Erfahrungen mit Kunden, die die Maßnahmen nicht akzeptieren wollen, hat der Verkäufer bisher nicht gemacht. "Wir hatten immer schon sehr unterschiedliche Kunden mit unterschiedlichem Einkaufsverhalten. Einige nehmen die Maßnahmen sehr gut an, andere weniger, zum Glück hatten wir jedoch noch keine negativen Vorfälle", sagt er. Besonders aber freut sich Güngör über die Solidaritätsbekundungen: "Die Arbeit macht dann viel mehr Spaß. Hoffen wir, dass alles schnell vorbei ist und wir uns wie in früheren Zeiten beim Einkauf begegnen."
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