U-Bahn-Bau: Soforthilfe für Wiener Unternehmen
"Rasch, unbürokratisch und effizient" sollen Unternehmer entschädigt werden, wenn sie vom Bau der neuen U-Bahn betroffen sind.
Von Karl Pufler und Yvonne Brandstetter
WIEN. Nicht mehr lange, dann geht es richtig los mit dem Bau der neuen U-Bahn. Doch während sich viele auf die neuen Routen freuen, herrscht bei Geschäftstreibenden Sorge um Umsatzverluste während der Bauarbeiten. Aus diesem Grund präsentierten die Stadt Wien, die Wirtschaftsagentur Wien und die Wirtschaftskammer Wien ein neues Konzept zur Soforthilfe für Unternehmen: "Das ist mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein", so Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer.
Neu ist die Unterstützung nicht - doch diesmal soll es wesentlich rascher und unbürokratischer von statten gehen, verspricht Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ). Gemeinsam nehmen die Verantwortlichen rund 3,8 Millionen Euro in die Hand, um zu helfen.
Absperrungen als Werbeflächen
Die Wirtschaftsförderung gibt es bereits seit den 70er Jahren. Was diesmal anders ist: Die Betriebe müssen nicht ein Jahr warten, um dann einen Umsatzrückgang vorzuweisen. Ab Baustart wird sofort geholfen, wie Gerhard Hirczi von der Wirtschaftsagentur versichert.
Ebenso neu ist das Konzept des Baustellenmarketing. "Wir werden die Absperrungen als Werbeflächen nutzen, Aktionen mit dem Einkaufsstraßenverein starten und Unternehmern Workshops bieten", versichert Alexander Biach, stellvertretender Direktor der Wirtschaftskammer.
Experten der WKO werden im Rahmen des Projekts "WKO im Bezirk" regelmäßig vor Ort sein. Gemeinsam entwickeln sie Werbe-Ideen und versuchen sie auch umzusetzen. Auch für weitere Fragen stehen den Unternehmen die Förderexperten zur Verfügung. In der Wirtschaftsagentur wurde eine eigene Anlaufstelle zu den Förderungen eingerichtet.
Wie sieht die Soforthilfe genau aus?
Vom U-Bahn-Bau sind insgesamt 700 Unternehmen betroffen. Kleinunternehmen, die Mitglied bei der Wirtschaftskammer sind, weniger als 50 Beschäftigte haben und einen Jahresumsatz von unter 10 Millionen Euro vorweisen, dürfen ansuchen. Das ist ab dem 1. November unter www.wirtschaftsagentur.at möglich.
Die Abwicklung erfolgt über die Wirtschaftsagentur, die Wirtschaftskammer übernimmt die Koordination und Umsetzung des Baustellen-Marketings vor Ort. Mindestens zwei Arten von Beeinträchtigungen müssen von den Betrieben vorgewiesen werden. Zum Beispiel: Die Sicht auf den Betrieb wird beeinträchtigt, oder Lieferwägen können den Betrieb nicht mehr anfahren.
Die Unterstützung für Unternehmer baut auf zwei Säulen auf: Zunächst werden die Betriebe finanziell unterstützt. Dabei handelt es sich um eine Förderung von 35 Prozent (pauschal) der Miete und Betriebskosten - maximal 7.500 Euro pro Jahr.
Außerdem werden Initiativprojekte unterstützt. "Das bedeutet, dass Unternehmen selbst Ideen zur Kompensation vorbringen können, wie beispielsweise einen Pop-Up-Store in einem anderen Bezirk", erklärt Hierczi. Hier beträgt die Förderung 80 Prozent mit maximal 7.000 Euro pro Jahr.
Beide Förderpakete können auch gemeinsam beantragt werden. Bis 2021 werden jährlich 900.000 Euro zur Verfügung gestellt - 600.000 davon von der Stadt Wien und 300.000 seitens der Wirtschaftskammer. Diese investiert zusätzlich 320.000 pro Jahr für Beratung und Standortinitiativen. "Die Soforthilfe ist vorerst für drei Jahre, also bis 2021, geplant", so Hierczi. "Aber wir haben schon Vorkehrungen für die Zeit danach getroffen."
Panoramaturm im Gespräch
Enorm betroffen vom U-Bahn-Bau ist der Bezirk Margareten. Um hier Abhilfe zu schaffen, brachte die ÖVP eine besondere Idee vor: Ein sogenannter "U-Bahnorama-Turm" soll entstehen. Von dort aus sollen Interessierte die Möglichkeit haben, die Bauarbeiten mitzuverfolgen. "Wir wollen die Bevölkerung am Bau im gewisser Weise teilhaben lassen", erklärt Klubobmann Alexander Maly. Gebaut werden soll der Turm an der Triester Straße. Vorbild ist der damalige Turm am Hauptbahnhof. "Noch ist es nur eine Idee. Wir werden diese aber im Herbst in der Bezirksvertretungssitzung einbringen", so Maly.
Zur Sache
Unter dem Motto "Neue U-Bahn für Wien. Rasches Geld für Betriebe" präsentierten die Stadt Wien, die Wirtschaftsagentur und die Wirtschaftskammer die bisher größte Soforthilfe für Wiener Unternehmen, die vom U-Bahn-Bau betroffen sind. Es handelt sich dabei um eine Summe von knapp 3,8 Millionen Euro.
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