Die politische Linke fordert: "Aufbruch... für alle!"

Schon auf dem Weg nach Liesing kommt einem die Aufbruch-Konferenz unter.
4Bilder
  • Schon auf dem Weg nach Liesing kommt einem die Aufbruch-Konferenz unter.
  • hochgeladen von Dominik Leitner

Eineinhalb Tage lang versucht die in vielerlei Hinsicht gespaltene politische Linke einen neuen, gemeinsamen Weg zu finden. Beinahe scheint es so, als könnte man sich diesmal trotz aller Differenzen auf etwas Gemeinsames konzentrieren.

WIEN. Schon beim Betreten der ehemaligen Sargerzeugung Atzgersdorf, dem nunmehrigen Kulturzentrum F.23, kann man ihnen lauschen: Diskussionen über die unterschiedliche Zugangsweise linker Politik. Bei Zigarette und Kaffee wird gegenseitig zugehört, aber nicht immer zugestimmt.

Auch im Gebäude ist man von Einstimmigkeit weit entfernt: Im großen Vortragssaal hören rund 600 bis 700 Menschen Samstag Mittag zu, welche weiteren Schritte man als "Aufbruch"-Gruppierung in den kommenden Monaten starten möchte. Manchmal kommt nur aus einzelnen Ecken Applaus, während Positionen wie Antirassismus, Feminismus und der Kampf gegen "die Reichen" größere Zustimmung findet.

Feindbild Reiche

Unter dem Motto "Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten", will Aufbruch im Laufe der kommenden 12 Monate ihre erste große Kampagne starten. Bei vielen Überlegungen bleiben die Vortragenden aber vage und suchen positive Überbegriffe, um eine möglichst weitgestreute Zustimmung der unterschiedlichen linken Menschen und Gruppierungen zu erreichen. Vom kolportierten Start als Partei ist aber vorerst noch nichts zu hören.

Aber auch schon auf den Plakatbögen, auf denen Ideen für die Kampagne gesammelt werden, merkt man bereits wieder die Streitpunkte. Forderte ein Teilnehmer, dass Aufbruch keine "elitäre, akademische Gruppierung" sein solle, fügte eine ältere Teilnehmerin in roter Schrift hinzu, dass dieser "Kampf gegen die Eliten eine braune Strategie" sei. Aber neben Standpunkten wie "Strache verhindern", sind es eben die Reichen, die für den größten Diskussionsstoff sorgen.

So fordert gutes Wohnen und Mobilität, gute Arbeit und gute Gesundheitsversorgung "für alle!". Das Geld dazu sei in Österreich vorhanden, zu finden sei es aber bei einigen wenigen und nicht dem Großteil der Bevölkerung. Neu ist dieser Standpunkt nicht, sind die "Superreichen" doch für viele linke Gruppierungen ein Grundproblem bei der gerechten Verteilung des Vermögens. Aber auch hier hört man kritische Stimmen bei den gesammelten Meinungen: Man solle nicht die Menschen kritisieren, sondern die Ideologie. Nicht "die Reichen", sondern "die Profitgier".

Doch so unterschiedlich die verschiedenen Ideen der Teilnehmer auch sein mögen: Man spürt in den schwülen Hallen das F.23 das Verbindende, man hört von vielen der insgesamt wohl 1.000 Teilnehmer regelmäßig den Wunsch, gemeinsam etwas zu verändern. Vielleicht ist es deshalb auch sinnvoll, nicht zwanghaft zu versuchen, eine Partei mit abgestecktem Programm zu werden. Dass man zumindest in den Hallen der alten Sargfabrik von einer Aufbruchstimmung sprechen kann, zeigt auch, dass der Großteil der Teilnehmer auch nach dem Mittagessen noch da ist. Und weiter über die Zukunft der Politik und der Gesellschaft philosophiert.

Sprecher Benjamin Opratko im Interview: "Die traurige Wahrheit ist, dass man sich von den existierenden und etablierten Parteien nicht besonders viel erwarten kann."

Benjamin Opratko ist Politikwissenschaftler, Autor auf dem linken Gemeinschaftsblog "mosaik" und seit einigen Monaten aktiv bei der Aufbruch-Gruppierung. Mit der Bezirkszeitung spricht er über die Entstehung, die Zukunft von Aufbruch und das Ziel der Kampagne.

Wie entstand die Idee zu Aufbruch?
BENJAMIN OPRATKO: Der Aufbruch ist entstanden aus der Zusammenkunft von ganz vielen verschiedenen Leuten aus ganz Österreich, mit unterschiedlichen politischen Hintergründen, die alle gesagt haben: So wie es ist, kann es nicht bleiben. Wir sehen, dass sich die Politik in Österreich zunehmend nach rechts verschiebt und dass die notwendigen sozialen Reformen überhaupt nicht angegangen werden. Das wollen wir ändern. Und deswegen haben wir uns zusammengefunden.

Das linke politische Spektrum in Österreich ist ja zum Teil sehr gespalten - z.B. bei den Wahlbündnissen zuletzt, spaltete sich ein Teil von einer im Bündnis befindlichen Partei ab, weil sie damit nicht zufrieden war. Wie soll es bei Aufbruch gelingen, die verschiedenen unterschiedlichen Ideologien unter einen Hut zu bringen?
Zunächst ist Aufbruch kein Bündnis existierender Parteien und Organisationen, es ist kein Wahlbündnis, es ist nicht so, dass wir schnell, schnell etwas zusammenschustern, um uns dann vielleicht nach verlorener Wahl wieder zu zerstreuen. Aufbruch ist eine Initiative von Leuten, die auch organisiert sind, manche in Parteien, aber vor allem von Personen, die sich als Privatpersonen engagieren. Ein großer Unterschied zu Initiativen der Vergangenheit ist, dass es bislang wirklich gelungen ist, das Gemeinsame zu betonen. Auch weil wir sehen, wie dringlich es ist. Und dass wir es uns nicht leisten können, uns auf unsere kleinen Differenzen zurückzuziehen, sondern gemeinsam etwas Großes machen müssen.

Die geplante große Kampagne hat den Titel „Wir können uns die Reichen nicht mehr leisten“. Wie möchte Aufbruch den nötigen Druck ausüben, dass sich etwas ändert? Wenn Aufbruch keine Partei sein möchte, braucht man dann wieder die aktuellen politischen Akteure oder hofft man auf einen großen Aufschrei der Zivilgesellschaft, die das dann stark einfordert?
Ich glaube, es geht darum, unsere Anliegen, auch unsere Wut über diese Verhältnisse sichtbar und hörbar zu machen. Das ist nämlich derzeit kaum der Fall. Es wird in den Medien, in der Politik, in der Gesellschaft über alles mögliche gesprochen. Häufig über Scheinthemen. Die wirklichen Probleme bekommen kaum Gehör. Das heißt, unser erstes Anliegen wird sein, diese Themen, diese Fragen und auch den Unmut, der damit verbunden ist, den wirklich unüberhörbar und unübersehbar zu machen und den Druck so stark zu machen, dass auch in der Politik das nicht mehr ignoriert werden kann.

2010 hat die SPÖ Oberösterreich in ihrem schlussendlich gescheiterten Reformprozess ebenfalls versucht, die Reichen in die Verantwortung zu nehmen. Passiert ist aber nichts. Warum sollte es mit Aufbruch da die große Wende kommen? Es braucht politische Akteure, die die Forderungen der Zivilgesellschaft aufnehmen und umzusetzen versuchen - wie will man das schaffen?
Die traurige Wahrheit ist, dass man sich von den existierenden und etablierten Parteien nicht besonders viel erwarten kann. Das bedeutet auch, dass unsere Forderungen nicht innerhalb von ein paar Monaten einfach so umgesetzt werden können. Da geben wir uns keinen Illusionen hin. Unsere Aufgabe kann zu diesem Zeitpunkt nur sein, das zur Sprache zu bringen, den Druck aufzubauen. Natürlich auch Druck auf Parteien wie SPÖ und Grüne zu machen. Aber wir haben auch gesehen, dass die Strukturen in diesen Parteien und auch die Verflechtung mit der wirtschaftlichen Elite und einer politischen Kaste so stark ist, dass diese Forderungen ab und zu zwar mal auftauchen, aber dann schnell wieder untergehen, wenn es um die wirkliche politische Umsetzung geht.

Es gibt ja das Gerücht, dass hier auf dieser Auftaktkonferenz von Aufbruch eine Parteigründung stattfindet. Ist das nur ein Gerücht oder realistisch?
(lacht) Wenn die Zeitung erscheint, wird sich schon gezeigt haben, dass wir keine Partei gegründet haben. Es wäre völlig vermessen jetzt hier an diesem Ort zu sagen: „Wir sind eine Partei. Wir treten zu Wahlen an. Wir sind die neue Partei, die jetzt alles aus dem Stand verändert“. Es gibt nicht wenige Leute, die sich beim Aufbruch engagieren, die sagen: „Ja, man bräuchte auch bei Wahlen eine echte Alternative und die sehen wir nicht bei den existierenden Parteien. Es gibt andere, die das nicht so sehen. Alle sind willkommen, sich dem Aufbruch anzuschließen. Letztlich kann diese Frage, ob es notwendig und möglich ist, bei Wahlen anzutreten erst dann sinnvoll gestellt werden, wenn wir bewiesen haben, dass wir politisch zusammenarbeiten können. Deswegen machen wir die Kampagne und die Auswertung wird zeigen, wie wir das hinbekommen haben.

Gibt es Überlegungen, während der Kampagne mittels bestehender direktdemokratischer Instrumente wie Volksbegehren weitere Aufmerksamkeit und Druck zu schaffen?
Das ist tatsächlich in Diskussion gerade. Ich kann dem auch nicht vorgreifen. Ich weiß nicht, ob das heute entschieden werden kann. Es ist auch gut möglich, dass das als Idee mitgenommen wird. Ein Volksbegehren ist sicher ein sehr interessantes Instrument, um mit möglichst vielen Menschen ins Gespräch zu kommen, zu verschiedenen Themen, und das ist genau das was wir wollen.

Hintergrund

Bericht: Formiert sich eine neue linke Partei?
Interveiw: Neue Linksbewegung: „Milliardäre nehmen uns Arbeitsstellen weg“

Anzeige
3:29
3:29

Immobilienmakler Rudi Dräxler in 1140 Penzing
Profitieren Sie von maßgeschneiderter Beratung & umfassender Marktkenntnis

Rudi Dräxler ist Ihr kompetenter Immobilienmakler im 14. Wiener Gemeindebezirk für Immobilien im Wienerwald und Wien Umgebung. Mit 23 Jahren Erfahrung und umfassender Marktkenntnis unterstützt Sie Rudi Dräxler Immobilien dabei, Ihr Traumzuhause zu finden oder Ihre Immobilie zu verkaufen. Als mehrfach ausgezeichneter Immobilienmakler mit Handschlagqualität - erst kürzlich wieder bei findmyhome als Qualitätsmakler - bietet Rudi Dräxler Immobilien im 14. Bezirk in Wien persönliche Beratung, die...

Anzeige
Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Video 8

Stark in den Frühling
Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken

Der Frühling steckt in den Startlöchern. Zeit, unseren Körper aus dem Winterschlaf zu wecken und neue Kraft zu tanken. Mit dem Frühlingsanfang heißt es für viele von uns: endlich wieder raus in die Natur - sei es zum Laufen, Wandern, Golfen oder einfach, um den Garten wieder auf Vordermann zu bringen. Eine Schlüsselrolle nimmt dabei eine aktive Muskulatur ein. Denn wer nach der langen Winterpause seinem untrainierten Körper plötzlich Höchstleistung abverlangt, riskiert Überlastungen und...

Anzeige
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
2

NIBRA GmbH in 1150 Wien Rudolfsheim-Fünfhaus
Zuverlässige und langlebige Aufzugsanlagen für alle Ansprüche

1994 gegründet, steht das Familienunternehmen NIBRA für Qualität und Zuverlässigkeit. Ob Errichtung einer Aufzugsanlage oder Wartungs- und Sanierungsarbeiten – mit NIBRA haben Kundinnen und Kunden einen verlässlichen Partner an ihrer Seite. In 30 Jahren hat der Aufzugspezialist NIBRA mehr als 2.700 Aufzugsanlagen errichtet. Das Unternehmen befindet sich zu 100% in Familienbesitz und kümmert sich um Errichtungen von neuen Aufzügen sowie um die Wartung und Sanierung dieser. Das geschulte Personal...

Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
1

Newsletter-Gewinnspiel
Gewinne das Genusspaket "Portugiesische Momente"

Ihr wollt euch die Wartezeit bis zum nächsten Sommerurlaub versüßen? Dann haben wir für euch das perfekte Newsletter-Gewinnspiel. Einfach zum Wiener-Newsletter anmelden und schon habt ihr die Möglichkeit, ein tolles Genuss-Package zu gewinnen. Absoluter Genuss – im portugiesischen Feinkostgeschäft tudo bem. Mit einem exquisiten Sortiment verführt tudo bem die Sinne seiner Kundinnen und Kunden und schafft unvergessliche kulinarische Erlebnisse. Egal ob privat oder geschäftlich, die delikaten...

Anzeige
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
4

Tauchsport Adria in 1040 Wien Wieden
Ein Geheimtipp für Tauchsportfreunde

Seit den späten 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gilt das Tauchsport Adria in der Tauchszene als Geheimtipp. Hier erhalten Taucherinnen und Taucher alles, was sie an Ausrüstung und Zubehör benötigen. 1970 wurde die Tauchschule von Peter Käferböck gegründet. In dieser Zeit konzentrierte sich der passionierte Taucher darauf, Interessierten das Tauchen beizubringen. 25 Jahre später kam dann das Tauchgeschäft hinzu, das Tauchfreunde mit allem Zubehör und der notwendigen Ausrüstung für ihre...

Anzeige
Foto: Böhmischer Prater
5

Österreichischer Drehorgel Club Wien
40. Internationales Orgeltreffen in Wien von 09. Bis 12.Mai 2024

Der Österreichische Drehorgel Club Wien MEMUSI freut sich, das 40. Internationale Orgeltreffen in Wien im Böhmischen Prater vom 09. bis 12. Mai 2024 anzukündigen. An diesem Treffen nehmen 50 Drehorgelspieler aus Deutschland, der Schweiz, Ungarn, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Österreich teil. Datum und Ort: 09. Mai 2024 – 12. Mai 2024 Böhmischer Prater Tivoli Laaer Wald 216 1100 Wien Veranstaltungsprogramm: Donnerstag: Ab 10:30 Uhr begrüßt der Oldtimer Traktor Club Thermenregion...

Anzeige
2:02
2:02

Mauro Mittendrin
Mauro Mittendrin und Coca-Cola auf der Suche nach der besten Pizza Wiens

Als Mauro Mittendrin habe ich mich gemeinsam mit Coca-Cola auf die Suche nach der besten Pizza Wiens gemacht. Diesmal war ich im Ristorante Sole in der Annagasse 8 in der Inneren Stadt zu Gast, wo ich eine ganz besondere Variante der Pizza entdeckt habe: Pizza mit Bresaola, Rucola, Prosciutto und Parmesan. Gleich nachdem ich die Pizzeria Sole betreten habe, empfängt mich der verlockende Duft von frisch gebackenem Teig und köstlichen Zutaten. Der freundliche Pizzaiolo empfiehlt mir die Pizza mit...

Mit neuer Kraft in den Frühling: Tipps wie Sie Ihren Körper aus dem Winterschlaf wecken. | Foto: Kieser
Die Firma NIBRA hat sich auf Personen-, Lasten-, Autoaufzüge und Treppenlifte spezialisiert, die eine hohe Funktionalität und Zuverlässigkeit garantieren. | Foto: NIBRA
Die Möglichkeit ein Genusspaket von tudo bem zu gewinnen, erhalten jetzt alle Wiener Newsletterabonnenten. | Foto: tudo bem
Ob Anschaffung, Ergänzung der Tauchausrüstung, Reglerservice oder Füllung von Tauchflaschen – mit Tauchsport Adria hat man einen kompetenten Partner an seiner Seite. | Foto: Tauchsport Adria
Foto: Böhmischer Prater

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

UP TO DATE BLEIBEN


Aktuelle Nachrichten aus Wien auf MeinBezirk.at/Wien

Neuigkeiten aus deinem Bezirk als Push-Nachricht direkt aufs Handy

MeinBezirk auf Facebook: MeinBezirk.at/Wien

MeinBezirk auf Instagram

ePaper jetzt gleich digital durchblättern

Storys aus deinem Bezirk und coole Gewinnspiele im wöchentlichen MeinBezirk.at-Newsletter


Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.