Cum Laude Care
Pflege-Verein in Perg: Intensiv-Patienten zu Hause betreuen
Die bestmögliche Pflege in den eigenen vier Wänden, insbesondere für schwerkranke und behinderte Patienten – das wollen Fritz Bauer und Erzsebet Albrecht aus Perg anbieten. Voriges Jahr haben die beiden den Verein „Cum Laude Care“ gegründet.
PERG. Friedrich Bauer war früher selbst Intensivkrankenpfleger, arbeitet heute in einem Seniorenheim. Der diplomierte Krankenpfleger kennt die Tatsachen in der Intensivpflege aus erster Hand: "Es gibt in Oberösterreich geschätzt 140 Wachkoma-Patienten, aber keine 40 Betten." Eine Gesetzesänderung vor einigen Jahren ermöglichte es, dass die eigentlich intensivpflichtigen Patienten in Seniorenheimen liegen. "Auf der Wachkoma-Station hat eine Schwester einen oder maximal zwei Patienten. In einem Seniorenheim liegt einer unter 30 Leuten, und es kommt alle drei Stunden wer vorbei, dreht dich um, und das war es. Das ist für mich unmenschlich", meint Bauer.
"Stellen Sie sich vor, Sie werden in der Früh munter und kommen drauf, dass Sie ein paar Wochen lang geschlafen haben. Sie können nicht sagen, dass Sie Schmerzen haben, dass es Sie juckt, Sie können nichts sagen. Das ist der erste Tag vom restlichen Leben. Gefangen im eigenen Körper, vielleicht für 30, 40 Jahre. Das ist einfach die Hölle."
Friedrich Bauer, Cum Laude Care
Vor allem mit der Pflege im Nischenbereich Wachkoma sowie Schädel-Hirn-Trauma will sich "Cum Laude" von anderen Pflegeagenturen abheben. Der Verein mit Sitz in Perg steht nun in den Startlöchern, möchte auf das Angebot aufmerksam machen und erste Firmen zur Unterstützung kontaktieren. Denn Intensivpflege ist schwer leistbar. "Es gibt keine Sonderförderungen, obwohl die Pflege weit aufwendiger ist." Als gemeinnütziger Verein hofft man auf finanzielle Unterstützung durch Firmen.
"Die normale 24-Stunden-Pflege bieten wir zwar auch an. Aber dieser Bereich ist sehr umkämpft", berichtet Bauer. Es gebe alleine in Linz an die 40 Vermittlungsagenturen. Eine Gesetzesänderung sei in Planung, die vielen dieser Agenturen womöglich den Garaus machen werde. "Die Agenturen müssen in Zukunft wahrscheinlich den Firmensitz in Österreich haben und Zertifizierungen aufweisen. Da fällt glaube ich schon einmal mindestens die Hälfte weg."
Pflegekräfte aus Rumänien & Ungarn
"Cum Laude Care" arbeitet vorwiegend mit Pflegepersonal aus Siebenbürgen in Rumänien, teilweise aus Ungarn." Im Vergleich zu einer Pflegekraft aus Österreich kosten die Leistungen der diplomierten Betreuerinnen aus diesen Ländern einen Bruchteil – "das macht es leistbar", sagt Bauer. Erzsebet Albrecht, Bauers Partnerin und Obfrau von "Cum laude", spricht perfekt ungarisch und rumänisch, was die Auswahl der Betreuerinnen enorm erleichtere.
Fritz Bauer übernimmt als Gutachter die Qualitätssicherung: "Ich fahre zu den Patienten hin, mache eine genaue Anamnese und schaue, was gebraucht wird. Alle zwei bis drei Wochen, je nach Entfernung, finden Pflegevisiten statt." Passe die Chemie zwischen Pflegerin und Patient nicht, könne man in der Regel innerhalb von drei bis vier Tagen eine Alternative organisieren. Bauer hilft auch als Case Manager bei den bürokratischen Hürden und der Beantragung von Förderungen.
Kontaktdaten auf perg.at/pflege-und-betreuung
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