Tipps für Betroffene und deren Eltern
Wie man Mobbing erkennt und sich dagegen wehrt

Robert Brandstetter, Arbeitspsychologe der AUVA-Landesstelle Linz. | Foto: Brandstetter
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Robert Brandstetter, Arbeitspsychologe der AUVA-Landesstelle Linz, informiert über Mobbing am Arbeitsplatz und zeigt auf, wo man Hilfe bekommt

OÖ. "Der Begriff Mobbing wird mittlerweile genauso inflationär verwendet wie der Begriff Burn-out oder Stress. Ein Vergessen des Kollegen, ihn zum Mittagessen mitzunehmen, wird umgangssprachlich schon mit 'Ihr mobbt mich' verbalisiert. Das hat jedoch rein gar nichts miteinander zu tun", erklärt Robert Brandstetter, Arbeitspsychologe der AUVA-Landesstelle Linz.

Ziel: Die andere Person fertigmachen

"Mobbing und Konflikte haben eine gewisse Schnittmenge. Mobbing unterscheidet sich von einem Konflikt jedoch durch eine entscheidende Komponente: Hier hat es ein bestimmtes Ziel. Der Gemobbte wird vom Mobbenden mit dem Ziel des 'Ausscheidens' aus dem Arbeitsprozess, dem Betrieb, der Abteilung gemobbt. Es ist also nicht nur ein Konflikt zwischen zwei Parteien, der sehr unterschiedlich ausgeprägt sein kann, sondern ist davon geprägt, dass die Person fertiggemacht werden soll, sodass sie freiwillig den Arbeitsplatz verlässt, in eine andere Abteilung versetzt wird, kündigt oder gekündigt wird", sagt der Experte. 
Er nennt Beispiele: Wenn jemand demonstrativ wie Luft behandelt wird, jemand laufend vor Kollegen kritisiert wird, wenn die Kritik persönlich wird, wenn „normale“ Kommunikation nicht möglich ist, wenn jemand permanent ausgegrenzt wird sowohl persönlich aber auch von Informationen, wenn Gerüchte über den Betroffenen gestreut werden. Zur Symptomatik von Mobbing gehöre außerdem, dass die Angriffe systematisch sind, gezielt sind, lange andauern, häufig Verbündete gesucht werden.

Wie wirkt sich Mobbing beim Opfer aus?

Brandstetter erklärt: Die erste Auswirkung ist die Entstehung von kurzfristigem Stress (Alarmbereitschaft), bei dauerhaften Problemen wird Widerstand geleistet, bis zu langfristigen Stressfolgen wie z.B. Erschöpfung, falls das Mobbing kein Ende findet.

  • Erhöhte Fehleranfälligkeit durch den permanenten Stress 
  • Erhöhte Müdigkeit, Aggressionen, Schlaflosigkeit 
  • Psychosomatische Auswirkungen 
  • Erhöhte Krankenstände 
  • Sozialer Rückzug 
  • Innere Kündigung 
  • Existenzängste, Selbstwertbedrohungen, Leistungsängste 
  • Es kann zu Angstzuständen oder Angsterkrankungen, Depressionen oder sogar Suizid führen 

"Mobbing kann krank machen wie andere traumatische Ereignisse wie Todesfälle oder Scheidung, wenn man der Situation hilflos ausgeliefert scheint und keine Unterstützung bekommt", sagt der Psychologe.

Was können Betroffene tun?

Brandstetter: "Jugendliche haben im Rahmen des Kinder- und Jugendbeschäftigungsgesetzes ein besonders hohes Schutzbedürfnis und das hat von allen, auch den Kollegen, eingehalten zu werden.

  • Jugendliche haben einen Lehrlingsbeauftragten/Vorgesetzten, der für die Lehrlinge die erste Ansprechperson ist. In den meisten Fällen ist dies auch eine Vertrauensperson, der die Lehrlinge nicht nur fördert, sondern eben auch schützt. 
  • Lehrlinge können ebenso zum Betriebsrat gehen oder zur Arbeitspsychologin, zur Arbeitsmedizinerin, sofern vorhanden, um sich einer neutralen Person anzuvertrauen 
  • Wie bei Mobbingbetroffenen üblich, ist die Dokumentation der Ereignis mit Datum, Personen, Ereignisse, um ein sogenanntes Mobbingtagebuch zu erstellen. 
  • Wenn die oben genannten Personen nicht helfen können, mit dem Mobbingtagebuch das Gespräch mit der Unternehmensleitung suchen."


Wie soll die Geschäftsführung reagieren?

Brandstetter: "Das Thema natürlich ernst nehmen, das Gespräch suchen. Die Führungskraft ist per ArbeitnehmerInnenschutzgesetz verpflichtet, für die Sicherheit und Gesundheit zu sorgen. Daher müssen Führungskräfte auch entsprechende Maßnahmen einleiten, wenn sich die konfliktbehaftete Situation nicht klärt. Sei es durch Schulungen, Kontrollen bis hin zu Versetzungen. Sollte es einen Betriebsrat geben, ist es ratsam, ihn einzubinden. Auch die Chefs können sich bei den externen Beratungsstellen beraten lassen für den konkreten Fall. Bei tatsächlichem Mobbing oder schweren Konflikten ist es ratsam, externe Mediatoren zur Unterstützung zu holen, da dies alleine intern nicht gelöst werden kann." 

Wie können Eltern helfen?

Brandstetter: "Meiner Erfahrung nach sind folgende Punkte wichtig:

  • Für die Jugendlichen da zu sein, 
  • nicht gleich bei der ersten Schwierigkeit das Unternehmen aufsuchen, sondern den Jugendlichen bei der eigenständigen Bewältigung unterstützen 
  • Wenn die Problematik nicht aufhört, Gespräch suchen mit Lehrlingsbeauftragten oder Vorgesetzten (auch diese Seite muss angehört werden) – Wenn es hier zu keiner Verbesserung kommt, Gespräch mit Geschäftsführung 
  • Keine Vorverurteilungen aufgrund einseitiger Berichte 
  • Professionelle Beratung einholen (statt Informationen aus dem Internet)" 


Wo gibts Hilfe von außen? 

  • JugendService des Landes Oberösterreich: Bahnhofplatz 1, Tel.: 0732/66 55 44
  • Mobbing- und Gewaltpräventionsstelle der KiJA OÖ: Tel.: 0664/1521824, Mo von 7.30 bis 12 und 14 bis 17.30, sowie Di, Mi, Do von 7.30 bis 12.30 Uhr.
  • ÖGB Mobbingerstberatung: Tel.: 0732/665391
  • Mobbing-Hotline der Arbeiterkammer Oberösterreich: Tel.: 050/69065480, immer mittwochs von 17 bis 20 Uhr.

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