Verlust
"Die Trauer bleibt, bis du selbst die Augen zumachst"

Foto: bramgino/Fotolia
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Trauerbegleiterinnen über den Umgang mit schweren Verlusten und die Bewältigung eines Todesfalls. Und: Wohin sich Betroffene im Bezirk Perg wenden können.

BEZIRK PERG. Petra Haider ereilte das schlimmste Schicksal, das Eltern passieren kann: Ihr Sohn starb im Alter von nur fünf Jahren. Statt in ein tiefes Loch zu fallen, absolvierte die Mitterkirchnerin eine Ausbildung zur spirituellen Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleiterin. Heute arbeitet sie mit Menschen, die einen Verlust erlitten haben. "Mein Kind hat mir so viel Kraft dagelassen", begründet sie ihre Berufung. "Für mich gibt es ein Leben nach dem Tod. Der Körper ist im Grab, aber das, was den Menschen ausmacht – ich nenne es Seele – bleibt immer da. Ich könnte nicht weiterleben, wenn ich denken würde, dass mein Sohn unter der Erde liegt." Haider hält es für unumgänglich, dass Trauernde das Gespräch suchen und sich helfen lassen.

"Alleine geht es nicht"

"Jede unverarbeitete Trauer ist wie eine Krankheit – die kann man nicht einfach wegstecken. Die Trauer kommt und geht, sie kann sogar in wunderschönen Momenten plötzlich auftauchen. Es gibt auch keinen Zeitrahmen – vor allem, wenn es um die eigenen Kinder geht. Es wird leichter, aber die Trauer bleibt, bis du selbst die Augen zumachst." Haider arbeitet mit Betroffenen darauf hin, neue Ziele und Lebensaufgaben zu finden. "Sie sollen trotz Trauer ein Leben im positiven Sinne führen. Ich begleite sie durch den Schmerz, versuche, ihnen Lebenskraft und -freude zurückzugeben." Es sei ganz wichtig, loszulassen. Haider ist überzeugt: "Es gibt verschiedene Wege, um mit Trauer umzugehen, aber alleine geht es nicht. Ansonsten kann das auch nach Jahren wieder aufbrechen."

Wenn Kinder trauern

Andrea Pichler kennt die andere Perspektive: Sie arbeitet für den Verein Rainbows mit Kindern, die einen Verlust erlebt haben. Die Mauthausnerin weiß: "Kinder trauern anders. Da noch keine Zeitstruktur vorhanden ist, begreifen sie schwer, dass jemand tatsächlich überhaupt nicht wiederkommt." Auch Kinder über zehn Jahren seien angewiesen auf Hilfe beim Trauerprozess. Rainbows begleitet trauernde Kinder in Einzelgesprächen. "Themen wie Wut, Trauer und empfundene Schuld werden altersgemäß mit Geschichten aufgegriffen. Das Kind wird mit all seinen Gefühlen gehört und kann mithilfe von Ritualen seinen Trauerprozess bearbeiten. Das Spiel darf dabei nie zu kurz kommen. Dieses Nebeneinander von Bearbeitung und der Erlaubnis, trotzdem fröhlich sein zu dürfen, ermöglicht es dem Kind, den Verlust zu bewältigen", so Pichler. "Es ist normal, dass Kinder kurz traurig sind und im nächsten Moment auf ein lustiges Spiel umschwenken – dies sollte man auch zulassen", rät sie.

Trauer kann Körper und Psyche belasten

Warum Trauerbegleitung für ganz junge Betroffene so wichtig ist: Wenn kleine Kinder eine nahe Bezugsperson plötzlich nicht mehr um sich haben, sind sie derart erschüttert, dass sie Beschwerden wie Schlaf- und Essstörungen, Einnässen und nächtliche Ängste entwickeln können.
"Die Bezugsperson braucht ihre Trauer nicht zu verstecken. Sie kann das Kind dabei unterstützen, für den Verstorbenen noch etwas zu tun: Ein Bild malen und mitgeben, Blumen sammeln oder ein Grablicht basteln." Auch die Veränderungen, die das Fehlen der nahen Bezugsperson für das Weiterleben bedeutet, dürfen nicht verdrängt werden. "Die Erinnerungen brauchen einen Platz und das Leben nachher darf nicht ausgelassen werden." Ist ein Begräbnis Kindern schon zuzumuten? "Kinder sollen bei der Trauerfeier dabei sein und eingebunden werden. Sie brauchen dabei aber auch Vorbereitung, Gespräch und Begleitung", erklärt Pichler.

Kontaktdaten

Das Mobile Hospiz des Roten Kreuzes bietet Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung an. Das Angebot umfasst Begleitung für Einzelpersonen und Familien, Unterstützung bei der Vorbereitung einer Bestattung und eine Selbsthilfegruppe für Angehörige nach Suizid. Im "Lebenscafé" können sich Betroffene unter Anleitung ausgebildeter Trauerbegleiterinnen austauschen: Jeden ersten Freitag im Monat um 15 Uhr im Rotkreuz-Haus Perg. Kontakt: 07262/544 4428.

Der Verein Rainbows arbeitet mit Kindern, die einen Verlust durch Tod oder Trennung erlitten haben. Anmeldung für Begleitungen in Mauthausen unter 07612/63056. Mehr unter rainbows.at

Petra Haider arbeitet in Mitterkirchen als spirituelle Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleiterin. Kontaktdaten unter www.einfach-leben.jetzt

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