Gewalt an Frauen
StoP Perg: Nachbarn sollen bei Partnergewalt hinschauen

"Etwa zwei Drittel der von Gewalt betroffenen Frauen gehen nie zur Polizei. Viele holen erst Hilfe, wenn sie Angst um ihr Leben haben", sagt Heidi Wabro von der Frauenberatungsstelle Perg. | Foto: erika8213/PantherMedia
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Hinschauen, hinhören, helfen: Im Bezirk Perg gibt es das Projekt "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt" seit einem Jahr. Nachbarn sollen dafür sensibilisiert werden, von Gewalt betroffenen Frauen zur Hilfe zu kommen. 

BEZIRK PERG. Hinschauen, hinhören, helfen: Im Bezirk Perg gibt es seit einem Jahr das Projekt "StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt". Nachbarn sollen dafür sensibilisiert werden, von Gewalt betroffenen Frauen zu Hilfe zu kommen. Warum? "Gewalt ist keine Privatsache. Es ist wichtig, dass das soziale Umfeld bei Anzeichen von häuslicher Gewalt hinschaut und handelt", sagt Elisabeth Glawitsch.

Betroffene schämen sich und haben Angst

Glawitsch leitet das Projekt "StoP" im Bezirk Perg. Gemeinsam mit der Frauenberatungsstelle ermutigt sie die Perger seit einem Jahr, bei Gewalt gegen Frauen in der eigenen Nachbarschaft nicht wegzuschauen. Dazu wurden unter anderem Haustürgespräche geführt. Sich in das Privatleben anderer Leute einzumischen, scheuen viele Menschen. Noch dazu, wenn Betroffene vielleicht verärgert reagieren, nachdem Hilfe geholt wurde. "In diesem Fall keine Dankbarkeit zu erfahren, ist normal", erklärt Heidi Wabro von der Frauenberatung. "Frauen, die unter Partnergewalt leiden, reagieren meist mit Scham und Angst, wenn die Polizei einschreitet."

Wer ist in dieser Beziehung das Opfer?

Seit zwei Jahren müssen Männer, gegen die ein Betretungsverbot ausgesprochen wurde, eine sechsstündige Beratung absolvieren. "In diesen sechs Stunden passiert oft nichts anderes, als klarzustellen, wer in der Beziehung tatsächlich das Opfer ist. Denn viele Täter fühlen sich selbst als Opfer, geben zum Beispiel an, dass ihre Partnerin sie provoziert habe. Aber die Verantwortung trägt der, der Gewalt ausübt", so Wabro.

Nachbarn können Gewaltspirale durchbrechen

Durchschnittlich jede Woche wird in Österreich ein Mord oder Mordversuch an einer Partnerin oder Ex-Partnerin verübt – trauriger Rekord in der EU. Doch nicht nur diese Extreme sollten uns zum Handeln zwingen, meint die Frauenberatung. Viele Frauen, die unter häuslicher Gewalt leiden, würden denken: So schlimm ist es bei ja mir nicht. "Aber je länger die Beziehung dauert, desto mehr eskaliert die Gewaltspirale", sagt Wabro. Nachbarn könnten dazu beitragen, diese Spirale zu durchbrechen.

StoP Gewalt im Alter

Im zweiten Projektjahr strebt StoP eine Kooperation mit der Männerberatung an. "StoP Gewalt im Alter" wird sich damit beschäftigen, wie aktive Nachbarschaft Gewalt an älteren Frauen verhindern kann. Dabei richten sich Workshops an Mitarbeitende in sozialen Einrichtungen, Spitälern und Pflegeinstitutionen. Geplant ist eine Lesung mit Yvonne Widler, Autorin von "Heimat bist du toter Töchter". Fortführen will man die Haustürgespräche und den monatlichen Frauentisch. Dabei handelt es sich nicht um eine Selbsthilfegruppe für Betroffene, sondern um eine Aktionsgruppe, bei der sich Frauen und Männer darüber austauschen, was Einzelne gegen Partnergewalt beitragen können.

Neue Sitzbänke in Bad Kreuzen und Saxen

Um auf das Thema aufmerksam zu machen, hat "StoP" bisher sechs bemalte Bänke mit Schriftzug im Bezirk aufgestellt – zwei in der Stadt Perg, eine in Mauthausen und drei in Pabneukirchen. Weitere Bänke folgen demnächst bei der Mittelschule Saxen und in Bad Kreuzen.

Wenn Sie von Partnergewalt betroffen sind

Versuchen Sie, laut zu sein, damit Ihre Nachbarn Sie hören können. Rufen Sie die Polizei (133). Packen Sie einen Notfallkoffer mit Ihren wichtigsten Sachen (Dokumente, Bankkarte, Kleidung, Medikamente usw.)
Reden Sie darüber: Kontaktieren Sie die Frauenberatung Perg:
Dr.-Schober-Straße 23, 4320 Perg
07262/54484, office@frauenberatung-perg.at

Was können Nachbarn tun?

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