Ein Leben für die Landwirtschaft

Auf die Hygiene legt Elfriede Esterl besonderen Wert. Nachdem melken wäscht sie die Melkstation. | Foto: BezirksRundschau
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  • Auf die Hygiene legt Elfriede Esterl besonderen Wert. Nachdem melken wäscht sie die Melkstation.
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KATSDORF. 6 Uhr morgens im Katsdorfer Ortsteil Standorf. Wenn andere noch schlafen, macht sich Landwirtin Elfriede Lesterl bereits auf den Weg in den Stall. Melken steht auf dem Programm. Zwei Stunden nimmt die Arbeit in Anspruch. Und das zwei Mal am Tag. "Wir melken unsere rund 40 Milchkühe morgens und abends, sieben Tage die Woche", so die Bäuerin. 1992 haben Elfriede Lesterl und ihr Mann Gottfried den Hof in Katsdorf von ihren Eltern übernommen. 1996 stellten sie den ursprünglichen Mischviehbetrieb auf einen reinen Milchbetrieb um. Pläne für die Zukunft hatte Lesterl aber eigentlich ganz andere: "Ich wollte den Hof nicht übernehmen. Mein Traumberuf war Gärtnerin oder Innenarchitektin."

Zum Glück gezwungen

Da sie aber die Jüngste von vier Kindern war und ihre Geschwister den elterlichen Betrieb auch nicht übernehmen wollten, blieb ihr keine Wahl. "Am Anfang war es schon sehr hart. Doch früher widersprach man den Eltern nicht und ich musste mich mit meiner Arbeit anfreunden." Heute kann sich die Landwirtin keinen anderen Beruf mehr vorstellen. Vor allem die freie Zeiteinteilung sei ein großes Plus. Von dieser profitierten vor allem ihre Töchter Eva-Maria, Marlene und Julia. Ambitionen, den Hof fortzuführen, hat jedoch keine der drei. Eva-Maria und Marlene sind bereits ausgezogen und arbeiten als Lehrerin und Kinder-Krankenschwester.

Tiere statt Fernseher

Nur die jüngste Tochter, Julia, wohnt noch am Hof und studiert in Linz. Ihr wurde auch der Betrieb überschrieben. Nach der Pensionierung ihrer Eltern will sie jedoch die Landwirtschaft nur noch für den Eigenverbrauch aufrechterhalten. "Wir haben ihr die freie Wahl gelassen", so Mama Elfriede. Dennoch hilft Julia wo sie nur kann: "Anstatt am Abend vor dem Fernseher zu sitzen, gehe ich lieber raus und beschäftige mich mit den Tieren", erklärt die Studentin. Eine weitere helfende Hand findet Elfriede Lesterl in ihrem Mann Gottfried. Er arbeitet zwar in einem benachbarten Unternehmen, packt aber trotzdem kräftig zu Hause an.

Sorgen um kleine Betriebe

Durch den Nebenverdienst ihres Gatten konnte die Familie auch die Milchpreis-Krise im vergangenen Jahr überstehen. Der fallende Preis für ihr Hauptprodukt war dennoch ein schwerer Schlag. "Wir haben fast all unsere finanziellen Reserven verbraucht." Groß war die Erleichterung, als der Preis für Milch heuer wieder stieg. "Jetzt bleibt am Ende auch wieder etwas übrig." Sorgen um die kleinen Betriebe macht sich die Landwirtin trotzdem: "Große Betriebe werden in Zukunft immer größer. Die kleinen Bauern, wie wir sie von früher kennen, sterben allmählich aus."

Nebenverdienste wichtig

Auch abseits ihres Berufes als Landwirtin zeigt sich Elfriede Lesterl aktiv. Sie ist nicht nur Katsdorfs Ortsbäuerin, sondern auch im Gemeindevorstand vertreten. "Diese Funktionen helfen mir, den Kontakt mit anderen Gemeindebürgern aufrechtzuerhalten." Aber auch auf ihrem Hof geht die Bäuerin verschiedene, innovative Wege. So bietet sie seit vier Jahren "Schule am Bauernhof" an. Kindergartengruppen und Volksschulklassen haben dabei die Möglichkeit, aktiv am Hof mitzuwirken. 40 Gruppen nahmen heuer bereits teil. Die Motivation der Landwirtin: "Ich bin der Meinung, dass jedes Kind im Pflichtschulalter einmal auf einen Bauernhof gewesen sein muss". Vor allem Kindern aus der Stadt öffnet sie damit immer wieder die Augen. Ein weiteres Projekt bietet Lesterl vor allem im Winter an. Als Sommelier veranstaltet sie zehn Kurse pro Jahr rund um das Thema Käse. Solche Nebenverdienste sind für Elfriede Lesterl enorm wichtig: "Heuzutage muss man über den Tellerrand hinausblicken und sich stetig weiterbilden."

Zur Sache

Über 166.000 land- und forstwirtschaftliche Betriebe zählte Österreich im Jahr 2013. Zum Vergleich: 1980 waren es noch fast doppelt so viele. Ein großer Teil davon ist in Oberösterreich angesiedelt. Knapp 32.000 Betriebe bewirtschaften über 500.000 Hektar an landwirtschaftlicher Nutzfläche. Fast die Hälfte schöpft daraus ihr Haupteinkommen. Über 4.000 Betriebe setzen bei ihrem Konzept auf Bio. Generell gilt Oberösterreich als Bio-Region Nummer eins in Österreich. Die Hälfte aller österreichischen Bio-Betriebe ist in unserem Bundesland angesiedelt. Auch für die österreichische Milchproduktion hat Oberösterreich einen großen Wert. Betriebe, wie jener von Elfriede Esterl, decken knapp ein Drittel der österreichsichen Milchproduktion ab.
(Quelle: Statistik Austria)

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