Wildern, um die Not zu lindern
UNKEN. Im Kalchofengut, dem Regionalmuseum des Saalachtals, ist eine aktuelle Ausstellung den Schrecken des Ersten Weltkrieges gewidmet. "Für Gott, Kaiser und Vaterland", macht am Beispiel von 62 Unkner Soldaten, die aus dem Krieg nicht mehr heimgekommen sind, das Leid der Familien deutlich. Viele interessante Exponate wie Prothesen und blutige Uniformen zeugen von dem Elend dieser Zeit.
Not oder Leidenschaft?
Dazu passt auch die zweite Thematik, der eine Ausstellung gewidmet ist: "Wilderei - Not oder Leidenschaft". Der Ausstellung sind die Schicksale zahlreicher Wilderer gewidmet, die ihr Treiben oft mit dem Leben bezahlt haben. Auch eine Frau kämpfte sich mit der Wilderei durch diese schwierige Zeit: Ursula Dichter, vulgo Mena, Hirtin bei einem Bauern in Unken, war berüchtigt für ihre Pirschgänge. Sie schnupfte, rauchte Pfeife - und wilderte. Laut Überlieferung versteckte sie die erlegten Gämsen in ihrem Buckelkorb und versteckte sie unter Latschen. Die Mena soll zwar öfters kontrolliert worden sein, passiert ist ihr jedoch nie etwas.
Schwer bestraft
Auf Wilderei standen ehemals drakonische Strafen, nicht nur Gefängnis, sondern auch Folter, Landesverweisung und Galeerenstrafen. "Nach dem 1. Weltkrieg wurden dann eher milde Strafen verhängt, da ja ohnehin die Männer fehlten und eigentlich nur noch aus der Not heraus gewildert wurde", schildert Kustos Josef Auer. Thomas Zanker, Forstbetriebsleiter der Bayrischen Saalforste erklärte bei der Eröffnung der Ausstellung, dass die Wilderer im Nachhinein häufig als Robin Hood verklärt würden. "Ich halte die Wilderei für nicht mehr zeitgemäß. Es herrscht keine Not mehr wie noch vor 100 Jahren, als nach dem ersten Weltkrieg reine Fleischjägerei betrieben wurde."
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