Hobby zum Beruf gemacht
Bewegtbild bewegt die Welt zweier Pongauer
Sie filmen aus Leidenschaft: Für Philipp Girardi und Matthäus Mairhofer wurde die Berufung zum Beruf.
BISCHOFSHOFEN. Was als Hobby begonnen hat, haben zwei Bischofshofener heute zu ihrem Beruf gemacht: Philipp Girardi und Matthäus Mairhofer sind mitten in der Corona-Pandemie den Schritt in die Selbstständigkeit gegangen und ernten für ihre Videoprojekte viel Zuspruch.
Unter Freunden gegenseitig angespornt
Kennengelernt haben sich die Videoproduzenten über ein anderes gemeinsames Hobby: Beide sind Mitglieder der Bauernmusik Bischofshofen und wurden dadurch auf die geteilte Leidenschaft fürs Filmen aufmerksam. "Wir haben erste Aufträge zu zweit abgewickelt, uns immer gegenseitig ausgetauscht und auch angespornt", erzählt Girardi von einem gesunden Wettkampf unter Freunden: "Wenn einer ein cooles Video gemacht hat, hat das den anderen inspiriert."
Beispiel-Video von der Website von Philipp Girardi:
Arbeit nach Vier-Augen-Prinzip
Für ihre ersten Aufträge haben sie sich im Freundeskreis noch selbst angeboten, dann folgten Anfragen für Privatfeiern und Hochzeiten, ehe Unternehmen mit Filmaufträgen und Social Media Kooperationen vorstellig wurden. Seit rund einem Jahr bieten die beiden ihre Dienste gemeinsam an. In die Selbstständigkeit gingen sie zwar getrennt, jedoch betreuen sie viele Projekte im Duo: "Zu zweit hat man ein Augenpaar mehr zur Verfügung und man ergänzt sich viel besser in vielen Dingen. Ich bringe mehr kreative Ideen zum Storytelling ein und überlege mir, welche Botschaft wir rüberbringen wollen. Philipp ist eher der Technik-affine Typ, der dann weiß, wie man das filmisch auch ideal in Szene setzt", sagt Mairhofer: "Umgesetzt wird dann alles zu zweit, da bilden wir ein super Team."
Authentizität ist gefragt
Ihr Repertoire reicht von Interview-Projekten über Image-Filme bis zur Event-Begleitung. Auch in der Stilfrage sind die Burschen flexibel, sagt Girardi, der "Business & Management" in Innsbruck studiert: "Wir können auch neueste Trends mittragen, weil wir als junge Menschen das Social-Media-Zeitalter aktiv mitgestalten."
"Jeder will ein Video, das zu ihm passt. Der eine will es trendgerecht, der andere bevorzugt klassische Varianten."Philipp Girardi
"In unsere Projekte wollen wir viel Leidenschaft und Persönlichkeit der Protagonisten hineinbringen. In der Umsetzung gilt es dann, diese Dynamik auch im Videoschnitt gut rüber zu bringen, damit am Ende ein authentisches Produkt entsteht", ergänzt Mairhofer, der sich im Fernstudium der Medien- und Kommunikationswirtschaft widmet.
Krise ist Motor der Branche
Sie bezeichnen sich selbst als Profiteure der Krise: "Beruflich gesehen war es für uns die beste Zeit, die vieles beschleunigt hat. Im letzten Jahr haben wir unsere besten Projekte gemacht, daher kam dann der Schritt in die Selbstständigkeit. Heute muss sich jeder virtuell präsentieren, da haben auch viele Skeptiker den Schritt gewagt, sich mit digitalen Medien auseinander zu setzen. Das spielt uns natürlich in die Karten", erzählt Girardi. "Gerade im Lockdown haben Social Media Plattformen einen massiven Schub bekommen, daher sind die Videos durch die Decke gegangen", weiß Matty Mairhofer, der mittlerweile auf der Videoplattform "TikTok" 680.000 Follower zählt.
Beispiel-Video vom TikTok-Profil von Matty Mairhofer:
@mattymairhofer♬ original sound - PRETTYMUCH
"TikTok braucht kein gekünsteltes Bild"
Über diese Plattform ist Mairhofer auch erst zum Filmen gekommen, nachdem er auf der Fotoplattform Instagram vieles ausprobiert hat.
"Auf Instagram brauchst du das perfekt inszenierte Foto, bei TikTok ist das anders. Da muss nicht alles perfekt, dafür aber viel authentischer sein, da will keiner mehr das gekünstelte Bild sehen."Matty Mairhofer
Heute betreut er Social Media Kanäle von diversen Firmen, daneben ist er als freier Mitarbeiter im Red Bull Konzern beschäftigt, um dort die Social Media Kanäle weiter zu entwickeln. Als sogenannter "Influencer" will er sich nicht bezeichnen: "Ich möchte niemanden beeinflussen, sondern vielmehr die Menschen inspirieren."
Der 30-Sekunden-Film boomt
Weil die Aufmerksamkeitsdauer der Menschen im Internetzeitalter extrem gesunken sei, liegt ihr Fokus auf Kurzvideos: "Heute sehen sich viele lieber ein 30-Sekunden-Video an, anstatt Text-Infos zu lesen und sich durch Fotogalerien zu klicken", erklärt Girardi. "Wir produzieren natürlich auch längere Clips wie Interview-Videos, aber die meisten Projekte sind Kurzfilme mit O-Tönen, wo wir so viel wie möglich vermitteln wollen, damit die Leute etwas erfahren."
Arbeiten funktioniert nur im "Flow"
Die meisten ihrer Fertigkeiten haben sie sich selbst beigebracht – durch unzählige Tutorials, diverse Fachliteratur und Stunden des Experimentierens. Überhaupt gäbe es in der Branche viele, die sich ihre Kenntnisse selbst beigebracht hätten. Ein gutes Netzwerk sei unverzichtbar, weshalb beide auch Auslandserfahrung sammeln und weitere Kontakte knüpfen wollen. Die Arbeit verlange zudem sehr viel Tüftelei: "In dieser Branche braucht man sehr viel kreative Zeit. Man muss so richtig im 'Flow' sein, damit es funktioniert", sagt Girardi. "Es muss deine Leidenschaft sein. Gerade auf Social Media bist du am Anfang nichts und bekommst auch nichts. Irgendwann kommt dann den springende Punkt, wenn die 'Großen' auf dich aufmerksam werden", erzählt Mairhofer. Hier heißt es dann, immer an den aktuellen Trends dranzubleiben: "Wir wollen immer mit der Zeit gehen, neue Herausforderungen suchen und uns immer in neue Themen hineinarbeiten."
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