Ingeborg Bachmann Preis
Ein Schrank im Stiegenhaus
Die St. Veiterin Birgit Birnbacher hat am Sonntag bei den 43. Tagen der deutschsprachigen Literatur den Ingeborg-Bachmann-Preis gewonnen.
KLAGENFURT. Sie konnte sich mit "Der Schrank" gegen sechs andere Autoren auf der Shortlist für den mit 25.000 Euro dotierten Preis durchsetzen.
"Hier steht ein Schrank"
In ihrem Text nimmt die Ich-Erzählerin an einer Studie über „Lebensverhältnisse und Neue Arbeit“ teil, im Zentrum des Texts steht jedoch ein Schrank, der plötzlich im Stiegenhaus auftaucht und niemandem zu gehören scheint. Dabei knüpft Birnbacher an ihre Arbeit als Soziologin an und geht darin auf prekäre Wohn- und Arbeitsverhältnisse ein. Fast schon im Vorbeigehen, erfährt man auch wie das Zusammenleben in dem Wiener Wohnhaus der Erzählerin abläuft. Birnbacher beschreibt vorrangig die Handlungen der Figuren, dennoch schafft sie es, Bilder der Figuren im Kopf des Lesers entstehen zu lassen.
Ein literarisches Stechen
Im Gespräch mit der APA sagte Birnbacher, es sei „immer noch sehr überwältigend“. Dass sie als Favoritin gehandelt wurde, habe sie im Vorfeld mitbekommen, „aber man weiß ja aus den vergangenen Jahren, dass das über den Ausgang des Wettbewerbs oft auch keine Aussagekraft hatte“. Ihr Ziel sei es gewesen, „mit gewahrtem Gesicht hinauszugehen“. Dass es noch besser gekommen ist, sei für sie „maximales Glück“. Ihr nächstes Buch sei bereits „in Arbeit“, so Birnbacher. „Bei einem Roman, an dem man jahrelang arbeitet, ist es immer schwer zu sagen, wann er fertig wird. Aber es fehlt jetzt nicht mehr so viel. Es ist aber noch unklar, wann er erscheinen wird.“ Nach der ersten Abstimmungsrunde der Jury kam es zu einem Stechen zwischen Birnbacher und Yannic Han Biao Federer mit dem Text „Kenn ich nicht“, um den mit 25.000 Euro dotierten Preis.
Debütroman erschien 2016
Die 1985 geborene Birnbacher machte nach frühem Schulabbruch zunächst eine Lehre, war als Behindertenpädagogin in der Kinder- und Jugendarbeit tätig und studierte später Soziologie. Ihr Debütroman „Wir ohne Wal“ erschien 2016.
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