Pongauer Perchtenlauf
"Frau Percht" treibt Unholde und böse Geister aus

Mit ihren überdimensionalen Kappen erweisen die Schönperchten beim Perchtentanz verbeugend ihre Reverenz.  | Foto: Hochgründecker
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  • Mit ihren überdimensionalen Kappen erweisen die Schönperchten beim Perchtentanz verbeugend ihre Reverenz.
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Beim Pongauer Perchtenlauf in Bischofshofen präsentieren die Hochgründecker eine nagelneue Kappe.

BISCHOFSHOFEN (aho). Das Schöne siegt über das Schiache, der Tag vertreibt die Nacht und die Wärme widersetzt sich der Kälte: Der große Pongauer Perchtenlauf stellt Jahr für Jahr das Ringen um Fruchtbarkeit und die Sehnsucht nach Glück dar. Heuer ziehen die Perchtengruppen am 29. Dezember in Bischofshofen durch die Straßen und unterstützen die guten Geister im Kampf gegen die Finsternis.

Mitwirkende in Vorfreude

Rund 150 Mitwirkende sowie alle drei Musikkapellen der Gemeinde halten die Tradition des Laufes, der vom Heimatverein D'Hochgründecker veranstaltet wird, aufrecht. Perchtenhauptmann Karl Seiringer – er ist schon seit 1997 im Amt – ist froh über das wiedererstarkte Interesse:

"Es freut uns, wenn entsprechende Begeisterung von den Mitwirkenden zu spüren ist. Es sind einige Vereine dabei, die sonst mit den Hochgründeckern wenig zu tun haben, aber sich immer auf den Perchtenlauf freuen." (Perchtenhauptmann Karl Seiringer)

Mit dabei sind u. a. die Schützen, Krampuspassen, Jäger, die Landjugend oder auch die Forstarbeiter.

Die Frau mit zwei Gesichtern

In Seiringers Anfangszeiten war es oft schwierig, die Leute zusammenzubringen: "Damals gab es zum Teil nur 70 Aktive. Heute hat der Perchtenlauf wieder einen höheren Stellenwert, wie auch die Brauchtumspflege allgemein. All das wird wieder wesentlich mehr geschätzt, vor allem von den jungen Menschen", freut sich Seiringer. Im Mittelpunkt steht die Frau Percht, eine Gestalt mit zwei Gesichtern: Auf der einen Seite strahelnd schön, auf der anderen Seite schiach und hässlich. Sie begeistert die Guten und erschreckt das Böse. Das Wort "Percht" ist germanischen Ursprungs und bedeutet etwa glänzend, prächtig oder herrlich. So zeigen sich auch die Perchten zweiseitig: Die eine Seite führen die Schönperchten mit ihrem tafelartigen Kopfputz an, die andere Seite vertreten die Schiachperchten mit den furchterregenden Larven.

Tradition beim Perchtenlauf hat auch der Tanzbär. | Foto: Hochgründecker
  • Tradition beim Perchtenlauf hat auch der Tanzbär.
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Neue Kappe zeigt Rathaus

Wurden beim letzten Perchtenlauf in Bischofshofen vor vier Jahren die neuen Glockentürme erstmals hergezeigt, so präsentiert man dem Publikum heuer eine neue Kappe. "Sie zeigt unser Rathaus im Vordergrund und unsere drei Kirchen im heutigen Zustand, dahinter den Hochkönig. Auf der Rückseite stellt ein altes Foto dasselbe dar. Die Aufnahme ist unserer Schätzung nach um 1950 entstanden und hat schon fast historischen Wert", ist Seiringer stolz.



"Unser Brauchtum wird wieder mehr geschätzt, vor allem von den jungen Menschen."Perchtenhauptmann Karl Seiringer

Insgesamt führen die Perchten in Bischofshofen elf Kappen, zehn gehören dem Verein und eine ist im Privatbesitz. "Wir haben in Bischofshofen das Glück, dass wir mit Rupert Kreuzberger einen Gönner gefunden haben, der uns schon einige Sachen angefertigt hat. Er kam mit seiner Idee auf uns zu und alle waren gleich begeistert", schildert der Hauptmann. Die Anfertigung einer solchen Kappe erfordere nicht nur viel Aufwand, sondern auch das nötige Gespür und die Liebe zum Detail: "Du brauchst eine Hand dafür, denn in dieser Form ist das nicht einfach darzustellen. Die Kappe ist nicht nur bildlich sondern plastisch gestaltet."

Seiringer gibt sein Amt ab

Die Hochgründecker, die als Veranstalter-Verein eine eigene Perchtengruppe haben, bestehen im Kern aus 50 Aktiven und zählen insgesamt rund 220 Mitglieder. Für Seiringer, der bald 24 Jahre die Perchtengruppe anführt, ist es der siebente Perchtenlauf als Perchtenhauptmann. "Bei meinem ersten Perchtenlauf 1996 war ich noch Stellvertreter, musste aber für den kurzfristig erkrankten Perchtenhauptmann einspringen. Ein Jahr darauf bin ich dann Hauptmann geworden", erzählt der Bischofshofener. Der heurige Lauf wird allerdings sein letzter sein: Mit Thomas Mooslechner ist ein Nachfolger aus den Reihen der Hochgründecker gefunden, der bei der nächsten Jahreshauptversammlung das Amt übernehmen wird.

Zu den furchterregenden Figuren beim Pongauer Perchtenlauf gehören die Hexen. | Foto: Hochgründecker
  • Zu den furchterregenden Figuren beim Pongauer Perchtenlauf gehören die Hexen.
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Innerhalb der Raunächte

Der Pongauer Perchtenlauf wechselt jährlich zwischen Bischofshofen, St. Johann, Gastein und Altenmarkt. Der Perchtenlauftermin ist gewöhnlich der Dreikönigstag am 6. Jänner, in Bischofshofen findet die Veranstaltung wegen der Vierschanzentournee aber immer an einem anderen Termin statt. Seiringer erinnert sich:

"Früher hat man den Lauf nach dem Skispringen veranstaltet, in den 80er-Jahren hat man sich aber entschieden, dass der Lauf nicht außerhalb der Raunächte praktiziert werden soll." (Perchtenhauptmann Karl Seiringer)

Zurück zum Ursprünglichen

Der Pongau ist als Ganzer der Percht besonders verschrieben, dennoch unterscheidet sich der Brauch in den teilnehmenden Gemeinden: "Jeder Ort hat seine eigene Tradition, seine eigenen Figuren und eine eigene Zusamennstellung der einzelnen Gruppen", weiß Seiringer. Sein Bestreben in Bischofshofen war es, die ursprüngliche Form wieder intensiver zu pflegen: "Der Perchtenlauf ist kein Fasching und kein Kitsch, es soll alles den traditionellen Hintergrund haben. Gerade bei den Schiachperchten wollten wir keine modernen Masken zeigen, sondern haben es geschafft, dass wir wieder beim Ursprünglichen bleiben." Das habe zwar einige Zeit und Gespräche gebraucht, aber im Endeffekt würde dies von den Mitwirkenden sehr geschätzt.

Schiachperchten müssen den Schönperchten weichen. | Foto: Hochgründecker
  • Schiachperchten müssen den Schönperchten weichen.
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Männer gegen das Böse

Apropos Mitwirkende: Aktive Teilnehmer sind hauptsächlich Bischofshofener und dem Brauch nach ausschließlich Männer. Das rührt vermutlich aus einer alten Kampfeshaltung: Krieg führen – im übertragenen Sinne Gut gegen das Böse und Dämonische – ist seit alters her den Männern vorbehalten gewesen.

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