Unterstützung bei echtem Einsatz
Mantrailer-Teams trainierten am Tauern

- Die "Mantrailer" am Obertauern
- Foto: Bergrettung Salzburg/Maria Riedler
- hochgeladen von Johannes Brandner
Mitten im anspruchsvollen Trainingsprogramm der Salzburger Mantrailer-Teams in Obertauern kam es zu einem echten Einsatz: Ein Wanderer geriet am Jägersteig in Bergnot – und bekam rechtzeitig Hilfe.
OBERTAUERN. Die Mantrailer-Teams der Bergrettung Salzburg absolvierten am vergangenen Wochenende ein intensives dreitägiges Training in Obertauern. Dabei standen anspruchsvolle Personenspürhunde-Ausbildungen im alpinen Gelände sowie im Ortsgebiet auf dem Programm – unter besten Bedingungen.
Geruchsunterscheidung und Spurensuche
Unter der Leitung von Ausbildungschef Christian Binggl wurden zahlreiche Trails absolviert, bei denen die Hunde gezielt auf Geruchsunterscheidung und Spurensuche trainiert wurden. Besonders im Fokus standen Szenarien, bei denen vermisste Personen von Parkplätzen oder abgestellten Fahrzeugen aus gesucht werden mussten. Auch alte Geruchsspuren und sogenannte „Einsatztrails“ wurden durchgespielt, wobei die Motivation der Hunde stets mit im Mittelpunkt stand.
Erfahrene Teams arbeiteten dabei genauso mit wie Nachwuchshund „Okki“, der erste wichtige Erfahrungen sammeln konnte. Unterstützung bekamen die Trainierenden unter anderem von Heini Laimer und Robert Wörndl, die ebenfalls mit ihrer Expertise zur erfolgreichen Ausbildung beitrugen. Laimer brachte zudem seine erst zehn Wochen alte Harzerfuchs-Hündin „Nora“ mit.
Echter Einsatz während der Übungstage
Mitten in das Ausbildungswochenende fiel ein realer Einsatz, bei dem die anwesenden Hundeführer-Teams die Ortsstelle Obertauern aktiv unterstützen konnten: Am Freitagnachmittag, dem 18. Juli, setzte ein 71-jähriger Wanderer in einer gefährlichen Steilrinne des sogenannten Jägersteigs einen Notruf ab.
Der Mann war auf dem Weg von der Tauernkaralm nach Obertauern, als er im steilen Gelände abrutschte. Zwar konnte er sich wieder an einem von Jägern gespannten Seil festhalten, erlitt jedoch Abschürfungen und traute sich aus Angst vor einem weiteren Absturz nicht weiter. Der Notruf ging um 14.20 Uhr ein.
Sechs Mitglieder der Bergrettung Obertauern sowie zwei Mantrailer-Teams eilten zur Hilfe. „Der Steig ist für Unkundige schwer zu finden. Das Gelände dort ist gefährlich. Im Jahr 2017 ist eine Mure abgegangen. Dort muss man jetzt durch loses Geröll und Felsen steigen“, schildert Einsatzleiter Christian Binggl.
Die Koordinaten des Wanderers wurden direkt übermittelt. Zur Unterstützung wurde auch der Polizeihubschrauber Libelle aus Salzburg alarmiert. Die Bergretter sicherten den Mann am Seil und ermöglichten so seine Bergung per Tau durch die Hubschrauber-Crew.
Appell der Einsatzkräfte: Touren immer mitteilen
Wie sich später herausstellte, hatte der 71-Jährige niemandem erzählt, wohin ihn seine Wanderung führen sollte. Ein Umstand, der bei schlechter Netzabdeckung fatale Folgen haben kann: „Irgendwer sollte wissen, wohin man geht“, so der eindringliche Appell. Denn nur dann kann im Ernstfall rasch geholfen werden.
Die Teilnehmer des Mantrailer-Kurses blicken auf ein ebenso forderndes wie lehrreiches Wochenende zurück. Ein besonderer Dank gilt Ausbildungsleiter Christian Binggl und seiner Familie sowie den Flächensuchhunde-Kollegen, mit denen gemeinsam erneut wertvolle Erfahrungen gesammelt werden konnten.
Was ist Mantrailing?
Mantrailer bzw. Personenspürhunde verfolgen die individuelle Geruchsspur von Menschen. Mit Hilfe eines Gegenstandes, der eindeutig mit dem Geruch der zu suchenden Person behaftet ist, kann der Mantrailer aus den unzähligen Gerüchen der Umgebung die richtige Geruchsspur aufnehmen, herausfiltern und die Spur der vermissten Person ausfindig machen. Der Mantrailer arbeitet auf jedem Untergrund: Wald, Wiese, oder auch Asphalt. Das macht die Arbeit des Mantrailers so einzigartig. Die Hunde arbeiten an einer langen Leine und in einem speziellen Geschirr. Der Hundeführer und „sein Backman“ haben wiederum die wichtige Aufgabe, den Hund „zu lesen“, also die Signale, welche ein Hund während der Suche zeigt – feinste Änderungen in der Körperhaltung, Rute, Bewegungen des Kopfes – zu sehen, zu deuten und entsprechend zu reagieren.
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