Mit dem Bagger ins Unwetter

- <f>Mit dem Material</f> werden Schutzdämme aufgebaut.
- Foto: Seer
- hochgeladen von Julia Hettegger
Wer kümmert sich eigentlich um ...?
Arbeiten im Murengebiet sind gefährlich aber notwendig – ein Baggerfahrer berichtet:
Dorfgastein und Großarl waren vom 4. bis 6. August Opfer von Starkregen und damit verbundenen Überschwemmungen und Murenabgängen. Viele freiwillige Helfer, Institutionen und Firmen waren sofort im Einsatz, um Schäden zu beseitigen und präventiv weiteren Problemen vorzubeugen. Einer davon war Robert Hettegger, der als Baggerfahrer für die Firma Seer (Mühlbach) in der Nacht auf Sonntag mit Aufräumarbeiten in Großarl begonnen hat. "Wir waren mit sechs Baggern und zwei Radladern vor Ort. Ich selbst habe mich mit meinem Bagger im Bachbett des Schiedgrabens positioniert und das Material – also Steine und Holz – aus dem Graben geschaufelt. Aus dem Material wurden wiederum Schutzdämme aufgebaut", erzählt der Schwarzacher, der die ganze Nacht hindurch arbeitete. "Immer wieder musste ich mir Holz heranschaffen um einen massiven Untergrund für den Bagger zu bauen. Die Masse aus Schlamm, Wasser Steinen und Holz ist extrem instabil und ständig in Bewegung. Abzurutschen ist eine ständige Gefahr."
Dunkel und unheimlich
"Das Arbeiten in der Finsternis ist immer eine schwierige und auch unheimliche Angelegenheit. Abgesehen von zwei Straßenlaternen in der Nähe und dem Lichtkegel des Baggers herrschte Dunkelheit. Das Wasser rauschte laut um uns herum und durch die Steine, die der Bach ständig mittransportierte, krachte es laut." Ob sich von irgendwo neuerlich eine Mure in die Richtung der Arbeiter bewegte, sahen sie nicht. "Tagsüber ist das natürlich einfacher, weil man die Umgebung beobachten kann. In der Nacht konnte ich nur den Bach vor mir im Auge behalten. Wenn das Wasser weniger geworden wäre, hätten wir versuchen müssen, mit den Baggern die Gefahrenstelle zu verlassen", so der Baggerfahrer mit 30-jähriger Erfahrung. "Dann hätte sich nämlich wieder irgendwo ein Rückstau gebildet, der jederzeit durchbrechen hätte können." Dieses Szenario blieb glücklicherweise aus.
Sisyphusarbeit
"Das Baggern in einem Unwettergebiet, das noch nicht zur Ruhe gekommen ist, ist frustrierend. Man macht keine Fortschritte. Immer wieder kommt neues Material an, das wieder weggeschaufelt werden muss. Ein Kollege baggerte z.B. stundenlang ein einziges Loch frei. Eine wichtige Arbeit, schließlich verhinderte er damit, dass der Abfluss neuerlich verstopfte", erklärt Hettegger, der in dieser Nacht zehn Stunden durchgebaggert hat.
Auch in Dorfgastein war Robert Hettegger im Einsatz. "Dort schaufle ich derzeit die Sperren frei. Wie das massive Eisen in den Rechen der Sperren verbogen wurde, habe ich vorher noch nie gesehen", sagt der Baggerfahrer. "Eine immense Kraft muss hier gewirkt haben." Teilweise liegen 10 und 15 Tonnen schwere Steine im Bachbett, die vor dem Abtransport oft erst mühsam zerkleinert werden müssen. Erst wenn diese Arbeiten getan sind, können die Anwohner in Großarl und Dorfgastein wieder aufatmen.



Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.