Peter Radacher
"Schnaps war damals die beste Währung"

Jubilar Peter Radacher links im Bild als Kind auf Buwi Bradls Schultern, in der Mitte wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag und rechts in seiner aktiven Zeit als Skispringer im Nationalteam.  | Foto: Archiv Peter Radacher/Alexander Holzmann
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Nicht nur im Skisport zählte Peter Radacher zu den Pionieren, auch sonst blickt der 90-jährige Mühlbacher auf ein bewegtes Leben zurück.

MÜHLBACH (aho). Mit 90 Jahren schüttelt Peter Radacher bei seinen Erzählungen jede Jahreszahl aus dem Ärmel, als sei es gestern gewesen: Der rüstige Mühlbacher hat u.a. als Olympia-Teilnehmer, Skischulleiter, Touristiker, Liftbetreiber, Wirtschaftsbund-Obmann, Vizebürgermeister und Bezirksjägermeister vielfach Pionierarbeit geleistet. Anlässlich seines Geburtstags blickt er auf alte Zeiten zurück.

Kein Verkauf am Schneeberg

Stolz ist Radacher, dass es 1988 mit der "Mühlbacher Beteilungsgesellschaft" gelungen ist, die Landesanteile an der Mühlbacher Fremdenverkehrsgesellschaft (Liftanlagen und Gastro-Betriebe am Schneeberg) vor dem Verkauf zu retten. "Am Beispiel Gaißau-Hintersee sieht man, wie es schiefgehen kann. Ausländische Investoren hätten mit den paar Liften nichts mehr angefangen, das Aushungern wäre garantiert gekommen", ist Radacher überzeugt.
Als prägende Personen im Leben nennt er u. a. seinen Vater, der die erste Skischule im Land Salzburg aufgebaut hatte. Im vom Bergbau geprägten Mühlbach hatte der Skilauf große Bedeutung.

"Als Anfang der 1900er-Jahre ein norwegischer Bergbaudirektor nach Mühlbach kam, brachte er das Skispringen und den nordischen Skilauf mit. Mein Vater hat in den 1920er Jahren mit dem alpinen Skilauf auf der Mitterbergalm begonnen und damit den Grundstein gelegt." (Peter Radacher)

Mit Buwi Bradl bei Olympia 1952

Mit Skisprung-Legende Buwi Bradl ist Radacher selbst noch gesprungen. "Es war das erste Mal, dass ein Mitteleuropäer einen Norweger geschlagen hat", erinnert sich Radacher an Bradls Weltmeistertitel 1939. Beide nahmen 1952 als Aktive bei den Olympischen Spielen in Oslo teil. "Das ist auch eine Seltenheit, dass drei Sportler aus einem Ort, nämlich Sepp Bradl, Hans Eder und ich, bei den Spielen dabei waren. Bei mir zählte eher der olympische Gedanke 'Dabei sein ist alles'".

Die österreichische Skispringergarde in den aktiven Zeiten von Peter Radacher (2.v.r.). | Foto: Archiv Peter Radacher
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Die Zeit damals war eine völlig andere: "Mir ist in Norwegen im Training ein Langlaufski abgebrochen, der ÖSV war nicht fähig, einen Ersatzski aufzutreiben. Ich hatte zum Glück zwei Schnapsflaschen rauf geschmuggelt – das war damals die beste Währung – und mir damit im Sportgeschäft einen Ski gekauft", erinnert sich der Mühlbacher. Mit 25 Jahren beendete er seine Springerkarriere und übernahm die Skischule seines Vaters. "Da war das Spazierenfahren mit den Springern nicht mehr drin", lacht Radacher, der bei seiner staatlichen Skilehrerprüfung 1955 die alpine Stilrevolution miterlebt hat. "Zum Toni Spieß haben sie Gummi Spieß gesagt, als er durch die Stangl durchgesaust ist. Er hat diese Technik auf den Skilauf übertragen. Von vorne bis hinten durchturnen war damals vielleicht übertrieben, aber es hat sich ausgezahlt."

"Die wären bei uns durchgefallen"

Bedenklich ist für ihn das Verletzungsrisiko im Sport: "Die halbe ÖSV-Mannschaft liegt mit zerrissenen Bändern im Lazarett. Ob das ein Ansporn ist, dass Eltern ihre Kinder weiter skifahren lassen, ist fraglich." Als langjähriger Skilehrer kritisiert Radacher auch den Stil der heutigen Skirennfahrer: "Manche wären bei der Skilehrerprüfung mit diesem Stil vor 70 Jahren durchgefallen."
1962 hat der Mühlbacher die elterlichen Betriebe (Arthurhaus, Hochkeilhaus, zwei Skilifte und ein Elektrizitätswerk) übernommen. "Gutes Personal im Gastgewerbe zu bekommen ist heute fast unmöglich, da beneide ich niemanden. Auch die Moral war damals anders: Früher war es einer Kellnerin egal, wenn sie zwei Stunden länger arbeiten musste und was verdient hat", erinnert sich Radacher. In seiner Zeit als Gemeindevertreter war alles auf den Bergbau ausgerichtet und für den Tourismus kein Geld da.

"Wir wollten ein Bankerl haben, der kaufmännische Direktor sagte: 'Für Fremdenverkehr wird kein Groschen ausgegeben.' Wir haben unterm Tisch raufbellen dürfen, aber mehr war da nicht."

Peter Radacher zählte als aktiver Sportler zu den Pionieren im Skisport. In seiner Zeit als Skispringer durfte er an den Olympischen Spielen in Oslo 1952 teilnehmen.  | Foto: Archiv Peter Radacher
  • Peter Radacher zählte als aktiver Sportler zu den Pionieren im Skisport. In seiner Zeit als Skispringer durfte er an den Olympischen Spielen in Oslo 1952 teilnehmen.
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Eigenes Klima am Mitterberg

Ein großer Umbruch kam in Radachers 20 Jahren als Bezirksjägermeister mit dem neuen Jagdgesetz. Damals gelang es, den Vorschlag der Landesexperten abzuwehren. "Der zahlenmäßige Abschuss ohne Klassifizierung wäre der Tod der ganzen Hege gewesen. Wir konnten ihnen beibringen, dass es so nicht geht", ist Radacher stolz. Er erinnert sich auch an die "grausligsten Expertisen" eines Klimaforschers aus Hamburg in den 60er-Jahren in Gastein. Die Auswirkungen der Erwärmung seien am Mitterberg im Winter aber noch nicht messbar. Zudem gibt es die eigenen Aufzeichnungen, die neben den Sonnblick-Aufzeichnungen die längsten durchgehenden Aufzeichnungen sind: "Meine Mutter hat schon früher dreimal täglich genaueste Notizen gemacht." Bis jetzt hat man am Mitterberg keine Schneekanonen gebraucht und er ist zuversichtlich, dass das im Mikro-Klima so bleibt. "Das schaut zum Glück noch ganz gut aus."
Für die Zukunft wünscht sich der Jubilar Gesundheit:

"In dem Alter musst du damit rechnen, dass die Geschichte eines Tages aus ist. Solang der Kopf noch funktioniert, ist es super."

Die Zukunft überlässt er lieber den Jungen: "Die haben ihre eigenen Visionen."

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